Die Zwölf Türme (German Edition)
ZERSTÖRER, CRANTOR - DER EWIGE KRIEGER und all sein Menschenhass entlud sich jetzt in dieser mörderischen Schlächterei.
Bald wagte es niemand mehr, sich diesem Dämon in Menschengestalt entgegenzustellen. Thuronen wie Ödländer wichen panikartig zurück, wenn er in ihre Nähe kam. So raste er auf dem Rücken des Elementars quer durch das Schlachtgetümmel, während die Krieger beider Seiten vor ihm auseinander stoben.
Doch plötzlich hielt er inne und schaute alarmiert nach oben.
Vom Himmel nahte das Entsetzen und Richard-Crantor wusste, dass Mohantur jetzt selbst in den Kampf eingegriffen hatte.
Seltsame Geschöpfe sanken langsam auf die Kämpfenden nieder. Es waren schwarze, schattenhafte Ungeheuer mit großen, weitgewölbten Schwingen.
Die Krieger beider Heere kämpften weiter, ohne sich des Unheils bewusst zu werden, das sich über ihren Köpfen zusammen braute. Nur wenige sahen, wie die unheimlichen Wesen vom Himmel herab schwebten. Sie waren fast durchsichtig, wie schwarzer Rauch oder wie die Schatten mächtiger Vampire. Rote Augen leuchteten aus nebelhaften Antlitzen, so grell, als würde im Innern dieser Wesen ein höllisches Feuer brennen.
Starr vor Entsetzen sahen einige Männer, wie sich die grausigen Wesen auf das Schlachtfeld stürzten und zuschlugen. Schreie des Schmerzes und des Grauens ertönten. Wo immer eine der dunklen Teufelsgestalten niederstieß, blieben Dutzende von Toten zurück. Zu Hunderten fielen die Unheimlichen über die Kämpfer her, bis deren Reihen zu wanken begannen. Viele warfen in panischer Angst ihre Waffen fort und wandten sich schreiend zur Flucht.
Mit einem Grinsen zog Richard-Crantor das Zepter aus der Schlaufe an seinem Gürtel und streckte es gegen den Himmel.
"Vernichte sie!" rief er und im selben Augenblick rasten aus des Zepters Spitze golden gleißende Flammenzungen in alle Richtungen und verbrannten die nebelhaften Vampirgestalten, noch bevor diese sich wieder in die Lüfte emporschwingen konnten.
Und dann sah Richard-Crantor seinen eigentlichen Feind, den Dämonenlord Mohantur in der Gestalt des Thuronenkaisers.
Kaum hatte er ihn erblickt, da begann das Wesen, welches einmal Richard de Fries gewesen war, seine wahre Gestalt anzunehmen, während sich auch sein Reittier, der Elementar, in ein anderes Geschöpf verwandelte.
Alle, die das sahen, schrien erschrocken und erstaunt zugleich auf, denn anstelle des Anderweltmannes erblickten sie jetzt einen Titanen, fast doppelt so groß wie ein Mensch, auf einem Tier reitend, das einem riesigen, schwarzen Einhorn ähnelte. Auch das Höllenschwert hatte sich verwandelt und war zu doppelter Länge angewachsen.
Der Titan hatte eine golden schimmernde Haut, seine Augen ähnelten denen einer Raubkatze und seine Hände besaßen zwei Daumen. Die Rüstung, die er jetzt trug, war aus einem unbekannten, rötlich schimmernden Metall und auf dem Haupte trug er einen Helm, der mit der Darstellung eines fremden Seeungeheuers verziert war.
Niemand zweifelte jetzt noch daran, dass dieses Wesen kein Mensch mehr war.
Auch Mohantur hatte jetzt den Giganten erblickt und sein Blut schien ihm in den Adern zu gefrieren, wusste er doch, dass er seinem Rivalen gegenüberstand, einem Feind, der die leibhaftige Inkarnation des Krieges und der Zerstörung war, geschaffen von einem der Götter, die älter waren als der Kosmos selbst.
Längst hatte die Schlacht zu toben aufgehört und im weiten Umkreis starrten Thuronen und Ödländer auf die beiden Gegner, die sich auf der leichenübersähten Walstatt einander näherten.
Hastig begann Mohantur Beschwörungen zu murmeln, um schwarze Magie gegen diesen Feind aufzubieten, der einer längst vergangenen Epoche in einem fremden Universum entstammte.
Doch da erhielt der Dämonenlord völlig unerwartete Hilfe von einer Seite, mit der er niemals gerechnet hätte.
Direkt vor den stampfenden Hufen des schwarzen Reittieres erschienen wie aus dem Nichts die Magier Assunta, Myrddin, Rhemton, Amdren und Sorman, um sich dem Teufel entgegenzustellen, der ein schlimmeres Übel darstellte als Mohantur.
"Wir wissen jetzt endlich, wer du in Wahrheit bist, Crantor!" rief Myrddin, "Und du bist ein schlimmerer Feind als Mohantur, denn dieser ist wenigstens noch menschlichen Ursprungs. Weiche zurück, Crantor und kehre in die Hölle zurück, die dich gezeugt hat!"
Hohnlachen war Crantors Antwort, während er die Spitze des Zepters auf die fünf Magier richtete.
"Geht mir aus dem Weg, ihr Narren!"
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