Die Zwölf Türme (German Edition)
gleichzeitig auch seine leichte Reiterei nochmals vor, um die Flanken der schwergepanzerten Reiter zu decken.
Jetzt raste die gesamte Reiterei der Thuronen mit einem Donnern über das Schlachtfeld, das Erde und Himmel gleichermaßen zu erschüttern schien, eine Furcht erregende Lawine aus Metall, Menschen und Pferden, in deren glänzenden Rüstungen sich tausendfacher Tod widerspiegelte. Donnernde Hufe trugen das drückende Gewicht gepanzerter Reiter vorwärts und pflügten durch den lockeren Boden, wirbelten die trockene Erde in unzähligen Fontänen hochfliegenden Staubes und zertrampelter Steine auf.
Die leichte Reiterei der Yathirerinnen, Norader und Zantarier riss die Pferde herum und wich im rasenden Galopp zurück, von den Thuronen vor sich hergetrieben wie der Schaum einer Brandungswelle. Nur knapp hundert Meter vor der eigenen Infanterie rissen sie ihre Pferde nach links und preschten seitwärts davon, um nicht zwischen die Fronten zu geraten.
Die Phalanx von Mhaine stand bereit.
Fünftausend stählerne Lanzenspitzen leuchteten in der Sonne auf
- das plötzliche Lächeln eines hungrigen Hai's!
In einer Sekunde des Schreckens erkannten die Thuronenritter, dass sie in Richards Falle gelaufen waren. Aber es gab kein Zurück mehr.
Dann prallte die Thuronenkavallerie auf die Lanzenreihen der mhainischen Phalanx. Hunderte von Reitern und Pferden spießten sich in der dichten Lanzenhecke förmlich selbst auf.
Aber die Thuronenritter waren erfahrene Berufssoldaten. Wer nicht durch den Schwung der Attacke in die Lanzenreihen hineingerast war, riss sein Pferd herum und galoppierte zur Seite davon. So wich die Thuronenreiterei eilig zurück und sammelte sich in einiger Entfernung wieder, um sich schnell zu einer neuen Attacke zu formieren.
Jetzt befahl Richard den randurischen Rittern den Angriff.
Beide Linien schwer gepanzerter Kavallerie gingen fast gleichzeitig in den Galopp über und rasten aufeinander zu.
Große Fetzen zitternder Entfernung huschten unter ihren donnernden Hufen vorbei. Die Zeit schien in dem vorüber fliegenden Raum eigenartig still zu stehen. Sekunden wandelten sich zu bedeutungslosen Splittern der Ewigkeit. Die Zeit wurde unwirklich...
... eingeschlossen in einem Universum aus klirrendem Stahl,
den Blick auf die feindlichen Lanzenreihen vor sich fixiert,
das Gehör vom wummernden Dröhnen der Hufe taub,
staubiges Brennen in Hals und Rachen,
die Zunge angespannt gegen den trockenen Gaumen gepresst,
die Zähne schmerzend aufeinander gebissen,
das einzigartige Gefühl, kopfüber durch den Raum zu rasen...
Was weiß ein Meteor von der Zeit in seinem einmaligen und endgültigen Aufflammen?
Was fühlt die Brandung, die sich an den Felsen einer steinigen Küste bricht?
Was spürt ein Vulkan, der in berstender Wut seine feurige Lava gegen den Himmel schleudert?
.... die gegnerischen Lanzenreihen kommen rasend schnell näher,
drohend, todbringend, immer größer werdend...
JETZT !
...die alles erfüllenden Geräusche sind berstendes Metall und schrille, zerfetzte Schreie der Wut, der Angst und des Todes. Der explosive Tod eines Vulkans, der sein feuriges Blut in einen glühenden Himmel spuckt. Zwei Wellen aus Fleisch, Knochen und Eisen schmettern gegeneinander. Jetzt existiert die Zeit wieder, nun scheint der Raum bewegungslos zu sein...
Lanzen stoßen in Schild, in Brustplatte und Halsschutz, in Schulterharnisch und Seitenkürass. Scharfe Spitzen blitzen und stechen, hölzerne Schäfte beben, zittern und brechen. Lanzenreihen krachen zusammen wie die Zähne eines unvorstellbaren Haifisches, der in wahnsinniger Wut mit blitzendem Gebiss nach etwas Unerreichbarem schnappt...
Die von der Wucht herandonnernder Reiter getriebenen Lanzenspitzen konnten die Rüstungen von Mann und Pferd mit tödlicher Wirkung durchbohren. Selbst wenn sich die Spitze verbog oder der Schaft splitterte, war allein der Stoß von vernichtender Gewalt.
Obrist Jokan war einer der Ersten, die bei dem mörderischen Zusammenstoß umkamen. Eine thuronische Stoßlanze bohrte sich durch seinen Hals, als die beiden Linien aufeinander prallten.
Dann hatten die meisten Ritter ihre Lanzen verloren und gingen jetzt mit Streitäxten und Breitschwertern aufeinander los. Das Handgemenge tönte wie die Schmieden der Hölle - eine ohrenbetäubende Kakophonie von klingendem Stahl, donnernden Hufen, zusammenprallenden Körpern, Schlachtrufen, Schreien und Todesgeheul.
Hinter den kämpfenden Gepanzerten warfen
Weitere Kostenlose Bücher