Die Zwölf Türme (German Edition)
mindestens zwanzig Meter hoch; sie zog sich um sämtliche Gebäude im Innern herum, eine merkwürdige Zusammenstellung von Säulen, Wachtürmen, Minaretten und Pyramidenbauten, von denen einige sich in so verrückte Winkel geneigt hatten, als seien sie bei einem Erdbeben fast umgekippt.
Einige dieser verwirrenden Bauten wirkten irgendwie unfertig. Andere waren oben seltsam abgeschnitten, als hätten gigantische Messer den Stein abgetrennt. Nirgends waren irgendwelche Bruchstellen oder Kanten zu erkennen; alle Gebäude schienen wie aus einem einzigen Felsenstück geschnitten zu sein.
Obwohl es in den inneren Bauten Fenster und Türen gab, war in der Außenmauer nirgends eine Öffnung zu finden. Sie ragte so glatt und ohne jeden Vorsprung empor wie poliertes Glas.
Nur wenn Crantor es selbst so wollte, bildete sich in dieser Mauer eine runde Öffnung, die an einen Mund erinnerte und sich schon nach wenigen Augenblicken wieder schloss. Ohne den Willen des Panthagrons konnte niemand die Zitadelle von außen betreten. Sogar Vögel, welche die Mauer zu überfliegen versuchten, stürzten tot vom Himmel und zerfielen am Boden augenblicklich zu weißem Staub.
Die Chaoszitadelle war gut geschützt vor fremdem Zugriff, denn sie barg in ihrem Innern die Türen zu den anderen Welten, welche es ermöglichten, durch die Ebenen von Raum und Zeit zu reisen.
Der Innenhof war mit demselben grauen Stein gepflastert und dahinter befand sich ein niedriges Gebäude, das wie eine große Halle aussah.
Absolute Stille herrschte an diesem Ort. Die Mauer selbst und die verrückt geneigten Türme, die über dem flachen Bau in der Mitte aufragten, schienen jeden Besucher gewissermaßen zu ignorieren - als könne nichts, was sterbliche Wesen hier taten, irgendetwas verändern oder bewirken.
Die ganze Zitadelle selbst strahlte eine solche Unberührtheit und Teilnahmslosigkeit aus, als wäre dieser Ort selbst auf seine eigene Weise lebendig und erkenne etwas anderes gar nicht als Lebewesen an.
Dies war Crantors Domizil, wo er zusammen mit dem Elementar "Feuerstern" lebte und seine Studien betrieb. Denn der Panthagron war zum Forscher und Weltenwanderer geworden. Durch die Dimensionstüren seiner Zitadelle besuchte er die Welten in anderen Zeitebenen und Universen, auch solche, auf denen er bereits in seinen früheren Reinkarnationen gelebt hatte.
Allerdings musste er immer streng darauf achten, dass er nur durch genau dieselbe Tür in die Zitadelle zurückkehrte, durch die er sie auch verlassen hatte. Tat er dies nicht, so fand er sich in der Chaoszitadelle einer anderen Welt wieder und musste sich dann unweigerlich verirren, weil er dann den Rückweg nicht mehr finden konnte.
Die Chaoszitadelle existierte zwar auf vielen Welten zur gleichen Zeit, aber ihre Türen führten auf jeder Welt wieder in völlig andere Richtungen, so wie es ihrer jeweiligen Position und Ausrichtung im Gefüge des Multiversums entsprach. Außerdem musste unbedingt vermieden werden, dass sich die Regenten verschiedener Welten begegneten, denn die Folgen eines solchen Treffens waren kaum abzusehen.
Der Elementar Feuerstern war zu Crantors ständigem Begleiter geworden. Da dieses Wesen jede nur erdenkliche Form und Gestalt annehmen konnte, war es für ihn Diener, Reittier, Gefährte und Partner zugleich. In der Regel nahm der Elementar die Gestalt einer schönen Atlantidenfrau an und wurde damit auch zur Geliebten des Panthagrons. Ihre seltsame Verbindung mochte außergewöhnlich erscheinen, doch sie waren beide Unsterbliche und einander so ähnlich, dass sie sich auf eine Weise ergänzten, als wären sie ein einziges Wesen in zweierlei Gestalt...
"Im Osten wurden einige Dämonenhorden in der Nähe des Grenzwalles gesehen", sprach Sarinja, die Stadtgräfin von Kadrapor, "Es scheint, dass wir wieder mit einem größeren Angriff rechnen müssen. Marida ließ uns wissen, dass auch große Gruppen von Geflügelten gesehen wurden."
König Lugaid, der gewählte Herrscher von Rakanor, wirkte müde und zerfahren.
"Wie lange mag das noch so weitergehen?" murmelte er, während er gedankenverloren in die Flammen des Kaminfeuers starrte, "Dieser endlose Krieg zermürbt uns und blutet unser Land langsam aber sicher aus. Halbwüchsige Mädchen und Knaben müssen bereits Waffen tragen, um ihr Leben zu schützen. Bei den Gefechten am Grenzwall sterben jährlich Hunderte. Und es gibt keine Hoffnung, dass sich das einmal ändern wird. Manchmal frage ich mich, ob nicht
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