Die Zwölf Türme (German Edition)
Pfeil in ihre Richtung zielte.
"Hier ist Marida, die Kommandantin", antwortete sie und trat näher.
Der Bogen wurde gesenkt, als der Posten sie im Licht der Fackeln erkannte. Jetzt erst sah Marida, dass es eine junge Frau war, die höchstens siebzehn Jahre alt sein mochte.
"Wie ist dein Name?" fragte sie und trat neben das Mädchen, das jetzt wieder aufmerksam durch eine der Schießscharten spähte.
"Ich heiße Anglea", gab das Mädchen Auskunft, ohne ihre dabei das Gesicht zuzuwenden.
"Hast du schon irgendetwas gesehen?"
"Nein", antwortete das Mädchen, "aber ich konnte hören, wie da draußen etwas vorbeigeflogen ist. Vielleicht war es einer von den Geflügelten, ein Vampyr, doch es war zu weit weg, um es zu erkennen."
"Sicher ein Späher", murmelte Marida leise, "Sie versuchen unsere schwachen Stellen zu finden, bevor sie uns angreifen."
"DA!" schrie Anglea plötzlich und riss blitzschnell ihren Bogen hoch. Marida erkannte etwas Dunkles, das entfernte Ähnlichkeit mit einer riesigen Fledermaus hatte. Die Bogensehne sirrte, dann raste ein Pfeil auf die geflügelte Kreatur zu. Gleich darauf hörten sie einen klatschenden Laut und einen schrillen Schrei der Wut und des Schmerzes. Dann war das fliegende Monstrum in der Dunkelheit verschwunden.
"Ich hab' es getroffen", keuchte das Mädchen und legte schnell einen neuen Pfeil auf die Sehne, "Greifen sie jetzt an?"
Ein grauenhaftes Kreischen und Brüllen aus hunderten von nichtmenschlichen Kehlen erscholl im selben Augenblick und machte eine Antwort auf diese Frage überflüssig. Der Angriff auf den Grenzwall hatte begonnen...
Sämtliche Welten in den verschiedenen Existenz-Ebenen überlappten sich auf irgendeine Weise und jede Einzelne von ihnen führte auf unmöglichste Weise eine Koexistenz mit vielen anderen Welten, einer unendlichen Zahl von Ebenen, die auf der scheinbaren Oberfläche einer Sphäre angeordnet waren, deren Realität schier unmöglich zu sein schien, denn sämtliche örtlichen Punkte der Welten waren mit sämtlichen anderen völlig deckungsgleich, nur dass sie nicht, von speziellen Ausnahmen abgesehen, gleichzeitig in derselben Dimension existierten. Dennoch stand jeder dieser Orte an einem klar definierten Bezugspunkt zu allen anderen. Jeder von ihnen war wie ein Faden in diesem mehrdimensionalen Muster - einer Struktur, die über das Verständnis von Wesen hinausging, die nur in räumlichen Begriffen denken konnten, wenngleich es auch einige wenige gab, die durch viele Reisen in den Existenz-Ebenen kleine Teile davon hätten kennen oder vielleicht die räumlich-zeitlichen Anordnungen hätten verstehen können.
Man konnte durch die Welten in den Existenz-Sphären reisen, sofern sie miteinander verknüpft waren, aber die Anordnung und die Lage der Welten innerhalb dieses vieldimensionalen Gefüges änderte sich ständig von einem Augenblick zum anderen. Entscheidend war es, zu wissen, wie sich das Gefüge oder zumindest Teile davon als Nächstes verschieben würde, um nicht an einen Ort zu gelangen, von dem man nicht zurückfinden konnte.
Shalid gehörte zu denen, die dieses Wissen besaßen, denn er war wirklich ein 'Weltenwanderer', einer jener Existenzen, die weder technische noch magische Hilfsmittel benötigten, um durch die Ebenen von Zeit und Raum zu reisen.
Es gab nicht viele Weltenwanderer und niemand, nicht einmal die Götter, hätte zu sagen vermocht, auf wessen Seite sie standen. Meist traten sie nur als neutrale Beobachter auf, die mit einer fast unbarmherzigen Gleichgültigkeit die Dinge betrachteten und die Ereignisse in den Daseins-Ebenen verfolgten, ohne sich selbst davon betroffen zu fühlen oder selbst einzugreifen.
Manchmal jedoch und das kam äußerst selten vor, gaben einige von ihnen ihre passive Rolle auf und begannen die Geschehnisse zu beeinflussen. Doch was ihre eigentlichen Ziele waren, vermochte niemand zu sagen, vielleicht nicht einmal sie selbst.
"Du hast einen schlimmen Fehler begangen, LUZIFER", sprach Lord BAAL vom Chaos, "denn du hast Crantor ein Machtschwert gegeben, obwohl du gewusst hast, dass er ein Träger Wilder Magie ist, dessen sonst schier unberechenbare Gewalt er nun durch dieses Schwert beherrschen und einsetzen kann. Jetzt weigert sich Crantor, das Machtschwert zurück zu geben und damit verlieren wir unseren Einfluss auf ihn und die Nimmerwelt."
"Noch steht die Chaos-Zitadelle dort", meinte LUZIFER beschwichtigend, "und noch hat sich Crantor nicht gegen uns
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