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Die Zwölf Türme (German Edition)

Die Zwölf Türme (German Edition)

Titel: Die Zwölf Türme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz R. Friedhoff
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der Tod eine bessere Lösung wäre als dieser endlose Kampf gegen die Ungeheuer des Schattenlandes."
    "So dürft Ihr nicht reden, mein König!" widersprach ihm Sarinja, "Noch leben wir, noch können wir uns verteidigen und noch ist der Grenzwall nicht gefallen. Seit hundertdreißig Jahren haben wir uns gegen die Monstren behaupten können. Warum sollte sich das ändern?"
    "Aber wie lange noch, Sarinja?" fragte Lugaid müde, "Wie lange noch, bis wir zu wenige sind, um den Wall noch halten zu können? In der Grenzlegion gibt es bald mehr Halbwüchsige als Erwachsene. Schon jetzt ist die Zahl der bei den Angriffen Getöteten größer als die der Neugeborenen in Rakanor."
    "Trotzdem dürfen wir niemals aufgeben", beschwor ihn die Gräfin, "Was sollen wir denn anderen tun als kämpfen?"
    "Wir könnten uns den Atlantiden ausliefern", sprach Lugaid leise, "Sie sind wenigstens keine Menschenfresser wie die Schattenlandbewohner. So könnten wir wenigstens das Überleben unserer Rasse sichern."
    "Wir sollen Sklaven der Goldenen werden?" empörte sich Sarinja, "Niemals! Lieber sterben als in den Sklavenpferchen von Atalan zu verfaulen!"
    "Ihr habt ja recht, Sarinja", meinte Lugaid beschwichtigend, "Verzeiht mir meine Worte, aber ich bin ein alter Mann, der des Kämpfens müde geworden ist und sich nach Frieden sehnt. Und ich habe längst keine Hoffnung mehr, dass sich die Dinge eines Tages zum Besseren wenden werden."
    "Wenn wir die Hoffnung aufgeben, sind wir schon verloren", sprach Sarinja, "denn Aufgeben heißt Unterliegen. Doch jetzt sollten wir uns besser Gedanken darüber machen, wie wir uns vor einem Angriff der Geflügelten schützen. Sollen wir vorsorglich Netze über die Straßen spannen lassen?"
    "Das wäre wohl angebracht", nickte Lugaid, "Dann können die Biester nicht in die Häuser eindringen. Die flügellosen Bestien wird wohl der Grenzwall aufhalten."
    "Wir werden sie auch dieses Mal zurückschlagen", versprach die Gräfin, "So lange sich die Schattenlandhorden untereinander nicht einig sind, werden wir uns auch jedesmal gegen sie behaupten können."
    "Ich bete darum, dass dies auch in Zukunft so bleibt", murmelte der König, "Denn wenn uns die Ungeheuer mit vereinten Kräften angreifen, haben wir keine Chance, den Grenzwall gegen ihre Übermacht zu halten."
     
     
Es war Nacht und der Wind blies mit beißender Kälte gen Westen und mit ihm trieb der Gifthauch der schwarzen Sümpfe nach Rakanor hinein.
    Fröstelnd zog Marida ihren pelzgefütterten Umhang enger um die Schultern und starrte hinab in die undurchdringliche Dunkelheit des Schattenlandes am Fuße des Grenzwalles.
    Gute zwanzig Meter hoch erhob sich das gewaltige Bollwerk aus Erde, Stein und Holz über dem flachen Land, im Fundament mehr als vierzig Meter dick, sich nach oben verjüngend zu einem Wehrgang von zwölf Metern Breite, der mit einer steinernen Brüstung versehen war. Ein mächtiges Festungswerk, das unbezwingbar schien und mehr als ein Jahrhundert lang allen Angriffen standgehalten hatte.
    Gedankenverloren starrte die Kommandantin der Grenzlegion durch eine der Schießscharten in die schwarze Tiefe hinab. Sie wusste, dass irgendwo da unten eine große Horde der Monstren lauerte, um wieder einmal den Wall anzugreifen.
    Zwölftausend Frauen und Männer, Mädchen und Knaben standen bereit, auch diesen Angriff abzuwehren, unter ihnen auch viele, die gerade einmal vierzehn Lenze alt waren und dennoch Waffen tragen mussten. Niemand konnte vorhersagen, wo der Angriff stattfinden würde und so hatte Marida überall Posten im Abstand von jeweils dreißig Metern entlang des Walles aufstellen lassen und zudem Kampfgruppen von jeweils fünfzig Kriegern überall auf dem Bollwerk verteilt, die den Posten sofort zu Hilfe kommen sollten, sobald einer von ihnen Alarm schlug.
    Aber der Grenzwall war viele Meilen lang und so war die Kette der Verteidiger weit auseinander gezogen und sehr dünn verteilt.
    Marida hoffte, dass ihre Truppen schnell genug zu den bedrohten Stellen eilen konnten, um diese zu verteidigen, denn die gesamte Länge des Walles konnte nicht überall gleichzeitig geschützt werden.
    Mit einer heftigen Kopfbewegung versuchte sie die Nässe aus ihren langen schwarzen Haaren zu schütteln und ging langsam auf dem Wehrgang entlang, der von Fackeln in eisernen Halterungen erhellt wurde.
    "Halt! Wer kommt da?" ertönte vor ihr eine helle, jugendliche Stimme und die Kommandantin erkannte eine kleine Gestalt mit schussbereitem Bogen, dessen

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