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Die Zwölf Türme (German Edition)

Die Zwölf Türme (German Edition)

Titel: Die Zwölf Türme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz R. Friedhoff
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wurde - ein fernes, hohles Schreiten.
    Schließlich sah er ein kleines weißes Feuer, ging darauf zu und kauerte sich neben der Stelle nieder, an der es aus einem Spalt im bloßen Stein hervor kam.
    Kein Windhauch zog durch dieses Dunkel und doch zitterte die kleine Flamme. Es war ein erbärmliches Feuer, das sich fürchtete zu sterben, ehe es wieder in der Welt brennen konnte.
    Shalid war überrascht und spürte einen bedrückenden Kummer. Er hatte sich die Flamme des Lichts eigentlich nie als eine Entität vorgestellt, die beschützt werden musste. Doch jetzt sah er sie und erkannte, dass sie sich wie alles Lebende vor dem Ende fürchtete und hier einsam im Dunkel existierte.
    Eine Weile blieb er dort und versuchte, sie mit seiner Gegenwart zu trösten, doch schließlich stand er wieder auf, wandte der kleinen Flamme den Rücken zu und verließ den dunklen Ort, der die Seele der Nimmerwelt war...
     
     
    "Die Notfeuer brennen!"
     
Der Schreckensruf gellte durch das Land und ließ die Menschen in den drei Städten erbeben.
    "Der Wall wird gestürmt! Die Horden der Ungeheuer greifen ihn mit vereinten Kräften an!"
    König Lugaid glaubte, das Blut würde ihm in den Adern gefrieren, als er die Schreckensbotschaft vernahm.
    "Ihr Götter", flüsterte er voller Entsetzen, "Jetzt ist unser Schicksal besiegelt. Rakanor wird untergehen."
    "Dennoch werden wir kämpfen!" rief Sarinja, "Und wenn wir sterben müssen, so werden wir noch viele Ungeheuer mit in den Tod reißen. Die drei Städte sind gut befestigt. Wenn Marida mit ihrer Legion den Grenzwall nicht halten kann, dann werden wir die Städte solange verteidigen, bis kein Leben mehr in uns ist. Noch sind wir nicht besiegt!"
    In diesem Augenblick stolperte ein Hauptmann der Stadtwehr herein und rief: "Parva und Maruna haben ebenfalls die Notfeuer entzündet! Alle Städte werden von Vampyren angegriffen! Am schlimmsten steht es um Parva, denn die Feuerzeichen sagen, dass Geflügelte in die Stadt eingedrungen sind. Sogar die Küstensiedlungen wurden bereits überfallen. Ganz Rakanor ist bedroht!"
     
     
In einer anderen Existenz-Ebene,
in einem anderem Universum,
auf einer Welt namens THAMLOR:
     
Oram-thar-Kyrael war ein sehr erfahrener Magier und beherrschte die Kunst der Beschwörung mit meisterlichem Geschick. Seine Zauberformeln waren meist von sehr großer Wirksamkeit und er wusste genau, wie er fremde Geschöpfe aus anderen Sphären in seine Welt rufen konnte.
    Die Priesterkönige von Khyrd, in deren Diensten er stand, wussten seine Kunst sehr zu schätzen. Sie beherrschten bereits die Hälfte der Welt Thamlor; nur der Kaiser des mahindischen Reiches hinderte sie daran, ihre klerikale Diktatur auch auf die andere Hälfte Thamlors auszudehnen.
    Seit vielen Jahrzehnten herrschte Krieg zwischen Khyrd und Mahind, doch trotz vieler blutiger Schlachten hatte keine Seite bislang einen entscheidenden Vorteil für sich erringen können.
    Nun sollte schwarze Magie den Herren von Khyrd zum Sieg verhelfen und darum war Oram-thar-Kyrael in dieser sturmgepeitschten Nacht damit beschäftigt, einen mächtigen Zauber zu weben, der einen der sieben dunklen Götter auf die Welt Thamlor rufen sollte.
    Die magischen Zeichen innerhalb des Pentagramms waren genauestens aufgemalt. Kleine Ölfeuer brannten im Kreis um den siebenzackigen Stern und seine Beschwörungsformeln sprach der Magier bedächtig und deutlich, wohlweislich darauf achtend, alle Silben richtig zu betonen und keine zu vergessen. Er wusste also genau, dass er keinen Fehler gemacht hatte.
    So war es nicht weiter verwunderlich, dass Oram-thar-Kyrael sehr überrascht und erschrocken war, als die Gestalt, die schließlich in seinem Pentagramm erschien, ganz offensichtlich nicht jener dunkle Gott war, den er angerufen hatte.
    Das Wesen dort entpuppte sich als titanenhafter Krieger in nachtschwarzer Rüstung, der fast doppelt so groß wie ein erwachsener Mensch war. In der prankengleichen Rechten hielt er ein mächtiges Breitschwert von ungewöhnlicher Länge, auf dessen schwarzer Klinge silbrige Runenzeichen blinkten. Unheimliche, rot glühende Augen blickten durch den Sehschlitz des Helmvisiers und richteten sich auf den erschrockenen Magier.
    "Wer - wer - seid Ihr?" stammelte der verwirrte Zauberer, "Ihr seid doch nicht der hohe Lord Asteroth??!!"
    "Nein, der bin ich wahrhaftig nicht", antwortete der riesenhafte Krieger mit dröhnender Stimme, die dem Magier in den Ohren schmerzte.
    "Aber ich habe Euch nicht gerufen",

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