Die Zwölf Türme (German Edition)
der Phalanx.
Die zweitausend randurischen Ritter und die Bogenschützen nahmen hintere Seitenpositionen ein und warteten weitere Befehle Richards ab.
Nervös betrachtete Richard seine Streitmacht. War eine zehn Reihen tiefe Phalanx stoßkräftig genug? Hätte er nicht besser sechzehn Reihen aufstellen sollen wie die Macedonier unter Alexander dem Großen?
Die sechs Meter langen Lanzen ragten aus den vorderen Reihen heraus und bildeten eine undurchdringliche Stahlhecke.
Richard betrachtete kritisch zweifelnd den eindrucksvollen Aufmarsch, den prächtigen Koloss von fast siebentausend Kriegern in rotbronzenen Rüstungen, der unter wummerndem Trommelschlag schwungvoll dahinmarschierte und spürte einen leichten Schauer der Erregung über seinen Rücken jagen. Die fast unerträgliche Spannung ließ ihn innerlich beben, doch zugleich spürte er eine fast perverse Vorfreude und Faszination in der Erwartung einer Schlacht, die vielen den Tod bringen musste.
Die Lady Byrgia hatte ihm gesagt, dass die Schlacht von Mhaine auch für ihn von entscheidender Bedeutung war, denn wenn er hier siegte, würden ihm die Städte nicht nur allein wegen des Zepters folgen und seinen Führungsanspruch widerspruchslos anerkennen.
Beim Vormarsch über die Ebene vor der Stadt begannen die Lanzenkrieger plötzlich zu singen. Woher sie auf einmal den Mut nahmen, wussten nur die Götter allein.
Als auch die randurischen Ritter und die Bogenschützen hinter ihnen vorrückten, wurden ihre Lieder lauter und klangen herausfordernder. Zuerst sangen die einzelnen Hundertschaften unterschiedliche Lieder, doch als sie sich der vorgesehenen Position auf dem Felde näherten, wo sie den Angriff der Takmins erwarten sollten, sangen oder brüllten alle den zotigen Gassenhauer ....."Die dickste Hure in der Stadt.....", welcher auch abgebrühte Kerle zum Erröten bringen konnte.
Richard musste grinsen, als er an die Frauen dieser Männer dachte, die auf den Stadtmauern die Schlacht beobachteten und den zotigen Gesang gewiss hören konnten. Aber inzwischen sangen sogar die Frauen bei den Bogenschützen das derbe Lied mit.
Es war immer wieder verwunderlich, dass sich hochanständige und auch fromme Bürger in solchen Augenblicken in die wildesten Freigeister verwandelten.
Die Trompeter bliesen ihre Signale und die schmetternden Klänge ließen die gesamte Phalanx anhalten. Halbwüchsige rannten jetzt nach vorn und bestreuten den Boden mit Fußangeln und eisernen Stachelsternen. An den Seiten der Phalanx wurden Reitersperren aufgestellt, hässliche, mit Spitzen und Haken bewehrte Gebilde aus Holz und Eisen, welche die Flanken der Armee schützen sollten.
Dann rannten die Knaben wieder hinter die Reihen der Krieger und kehrten zur Stadt zurück, denn König Racton wollte nicht, dass Kinder an dieser Schlacht teilnahmen.
Auf ein weiteres Trompetensignal nahmen die Bogenschützen direkt hinter den Lanzenkämpfern Aufstellung und machten sich schussbereit.
Die Takmins, welche sich bereits in einiger Entfernung gesammelt und formiert hatten, trabten auf ihren Büffeln langsam heran, eine unheildrohende Masse. In ihren dunklen Eisenrüstungen auf den Rücken ihrer massigen, grauen Tiere wirkten sie ausgesprochen gefährlich und tödlich. Allein ihr Anblick war schon furchteinflößend.
Staub wallte unter den Hufen ihrer Reittiere auf. Und dann preschten die Büffelreiter heran wie eine tobende, allesvernichtende Flutwelle.
Die Phalanx von Mhaine erwartete den Ansturm wie ein kompakter Felsen, sämtliche Lanzen nach vorn gerichtet.
Der Hufschlag einiger tausend Büffel dröhnte zum Himmel und ließ den Boden erzittern und das Sonnenlicht funkelte auf eisernen Rüstungen und stählernen Waffen. Immer schneller ritten sie, dann prallten sie wie eine tobende Brandung gegen die dichten Lanzenreihen der Phalanx.
CHAOS !
Absolutes, schreckliches, tödliches Chaos !
Ein Lärm dröhnte auf, als wären alle Höllenteufel dabei, auf stählernen Trommeln einen satanischen Rhythmus zu schlagen. Der Zusammenprall der Büffelreiter mit den festen Reihen der Lanzenmänner pflanzte sich zuerst nach hinten fort, kam zur Ruhe und wogte zurück. Dutzende von Lanzen brachen splitternd und wirbelten zum Himmel.
Doch die Phalanx hielt dem Ansturm stand. Keiner der Männer und Frauen von Mhaine gab auch nur einen Zollbreit nach. Ihre langen, fast waagerechten Linien der Lanzen hielten, stachen zu, durchbohrten Büffel und Reiter, die gegen diese Mauer aus
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