Die Zwölf Türme (German Edition)
dankbar.
Wenn das Thuronenreich die Welt beherrschte, würde er einer der Könige dieses Reiches sein, ein mächtiger Herrscher, über dem nur noch der Kaiser selbst stand. Dann sollte es vorbei sein mit den ständigen Intrigen der Höflinge, die ihm seinen Titel als Herzog von Dimot missgönnten, nur weil er von einfacher Herkunft war. Seit ihn der Kaiser an seinen Hof gerufen hatte, spotteten diese widerlichen Stutzer über ihn und seine einfache Herkunft. Sie hatten ihn nie als einen der ihren anerkannt und ihn das ständig spüren lassen. Dabei hatte er dem Kaiser weit besser gedient als jeder dieser Popanze. Aber deren Spötterei würde bald für immer vorbei sein.
Jetzt galt es, dem Reich einen neuen, großen Dienst zu erweisen und dafür würde der Kaiser ihn zum König einer großen Provinz machen. Dann würden auch die arroganten Höflinge vor ihm zu Kreuze kriechen ...
Der General wurde aus seinen Träumen gerissen, als der Kapitän seines Flaggschiffes neben ihn trat und auf die Dracheninsel zeigte.
"Seht doch, Herr! Die Alten Drachen!"
Jetzt sah auch Delonthe die Punkte am Himmel, die sich rasend schnell näherten und bald schon als die mächtigen Leiber der Drachen erkennbar waren.
Ihre gewaltigen, schlangenähnlichen Körper glitzerten wie pures Gold, als sich das Sonnenlicht auf ihrem bernsteinfarbenen Schuppenkleid spiegelte.
Riesige goldene Schwingen schlugen gleichmäßig auf und ab und trugen die ältesten Geschöpfe dieser Welt durch die Lüfte. Nur sehr selten bekamen Menschen diese Wesen zu Gesicht und die Faszination ihres prachtvollen Anblicks schlug jeden Betrachter in ihren Bann. Auf allen Schiffen eilten jetzt Soldaten und Seeleute an Deck, um das wunderbare Schauspiel sehen zu können.
Größe, Kraft, Schönheit und Anmut, all das verkörperten die Alten Drachen, die jetzt, fünf an der Zahl, hoch über der Thuronenflotte kreisten. Einst hatte der Dämonenlord Mohantur versucht, mit dunkler Magie eigene Kreaturen zu erschaffen, die den Alten Drachen gleichkämen. Doch seine Züchtungen, die Grodnims, waren nur lächerliche Kreaturen gewesen, erbärmliche Abfälle, die ihren Vorbildern nicht das Wasser reichen konnten.
Einer der Drachen schwebte jetzt so dicht über dem Flaggschiff, dass der Hauptmast seinen riesigen, geschuppten Bauch fast zu berühren schien. Seine Schwingen bewegten sich langsam und gleichmäßig, so dass er fast bewegungslos über dem Schiff schwebte, dessen Größe er noch übertraf.
Dann begann der Drache mit volltönender Stimme zu sprechen, während sich seine rotgoldenen Augen auf Delonthe richteten, der in seiner prunkvollen Rüstung leicht als Befehlshaber der Flotte zu erkennen war.
"Kehrt um, Thuronen! Der Weg durch die Drachensee ist für eure Schiffe gesperrt. Wir werden keine Flotte an unserer Insel vorbeilassen. Kehrt sofort um, sonst wird unser Flammenatem diese Flotte Schiff um Schiff versenken."
"Aber warum?" brüllte Delonthe zu ihm hinauf, "Was habt Ihr mit diesem Krieg zu schaffen?"
"Wir helfen alten Freunden", antwortete der Drache, "auch wenn wir uns sonst nur selten um die Angelegenheiten der Menschen kümmern. Jetzt aber erfüllen wir ein Versprechen, das wir gegeben haben. Kehrt um, der Weg zur Ödlandküste ist versperrt!"
Das Schiff schwankte ein wenig ob des mächtigen Flügelschlages, mit dem sich der riesige Drache wieder hoch in die Lüfte erhob.
Delonthe sah seine Träume von Macht und Ruhm wie eine Seifenblase zerplatzen. In seiner Brust tobten widersprüchliche Empfindungen, die miteinander rangen. Einige Augenblicke lang war er nahe daran, den Kampf mit den Alten Drachen aufzunehmen, um sich den Weg mit Gewalt zu erzwingen. Doch dann siegte seine Vernunft, denn er wusste sehr wohl, dass die Drachen mit Leichtigkeit alle seine Schiffe durch ihren Flammenatem vernichten konnten. Ein Kampf gegen die mächtigsten Wesen dieser Welt war sinnlos.
Resigniert gab Delonthe auf. Schweren Herzens gab er seinen Kapitänen den Befehl, nach Westen abzudrehen.
Die Thuronenflotte nahm Kurs auf den ardanischen Hafen Mithorna. Delonthe beabsichtigte nun, dort mit seiner Armee an Land zu gehen, um dann quer durchs Ardanenland nach Ithame zu gelangen, wo General Tameroths Heer lagerte.
Die Armee von Mhaine verließ den Schutz der Stadtmauern und formierte sich zur Schlacht. Dann rückte sie vor.
Zuerst marschierten die fünftausend Lanzenkämpfer los, flankiert von jeweils tausend Hellebardieren und Axtträgern auf beiden Seiten
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