Die Zwölf Türme (German Edition)
abzuschätzen.
"Soll ich mit meinen Rittern einen Angriff wagen?" fragte ihn der Randurier Jokan, der jetzt eine mit Eisenplatten gepanzerte Rüstung trug, auf der die goldenen Rangsymbole eines Obristen zu sehen waren.
"Nein, Obrist", lehnte Richard dieses Ansinnen ab, "Die Reitbüffel der Takmins sind größer und schwerer als die Schlachtrosse Eurer Ritter. Im Frontalangriff würden sie Euch trotz Eurer Stoßlanzen allein durch das Gewicht und die Masse ihrer Büffel einfach niederwalzen. Ein Kavallerieangriff auf diese Horde ist nur dann sinnvoll, wenn es gelingt, sie zu zersplittern und in Einzelkämpfe zu verwickeln. Dafür sind ihre Reitbüffel wahrscheinlich zu plump und zu schwerfällig. Aber jetzt wäre ein Angriff reiner Selbstmord."
"Wenn sie ihre Zelte nahe genug aufbauen, beschießen wir sie mit unseren Katapulten", meinte König Racton, "Sobald diese Barbaren erst einmal ein paar Felsbrocken auf die Köpfe bekommen haben, wird das ihr Mütchen sicher kühlen."
Wie Richard es vorausgesagt hatte, tobten die Takmins zunächst als wilder Haufen an die Stadtmauern heran, schwenkten wild ihre Waffen, stießen wüste Drohungen aus und schossen einige Pfeilsalven zu den Wehrgängen hinauf, die aber harmlos an den steinernen Brustwehren abprallten.
Die Mhainer antworteten mit einem Hagel aus Pfeilen, Speeren und Steinen, worauf sich die wilde Horde schleunigst außer Reichweite begab.
Eine Zeit lang ritten die Barbaren aus den Steppen des Südens sinnlos vor den hohen Mauern hin und her, bis sie endlich begriffen, dass die Mhainer nicht im Traum daran dachten, den Schutz ihrer Mauern zu verlassen, um sich ihnen auf freiem Felde zum Kampf zu stellen. Nachdem sie ein paar Mal vergeblich versucht hatten, die Stadttore mit ihren Büffeln einzurennen, zogen sie sich vorerst zurück und begannen, mehrere Zeltlager in einem Halbkreis um die Landseite der Stadt aufzubauen.
König Racton lachte hämisch, als er sah, dass sich die spitzen Rundzelte in Reichweite seiner Katapulte befanden, die bislang noch nicht eingesetzt worden waren.
"Wir werden sie heute Nacht beschießen", meinte er, "wenn sie in ihren engen Zelten schlafen. Das wird ihnen sicher einen kleinen Vorgeschmack geben."
"Tut das", nickte Richard gleichmütig, "Je mehr wir von ihnen töten, desto größer sind unsere Chancen, wenn wir uns ihnen zum Kampf stellen."
Racton lachte heiser.
"Diese Takmins sind wirklich nur dumme Barbaren, die nichts von einer Belagerung verstehen. Gegen verteidigte Mauern können sie nichts ausrichten, solange sie kein Kriegsgerät dabei haben. Diesmal können sie uns nicht einfach überrennen und dann über die schutzlose Stadt herfallen."
"Lassen wir sie noch ein wenig schmoren", meinte Richard, "In etwa zehn Tagen sind wir so weit, dass wir uns ihnen zur Schlacht stellen können."
Sprach's und wandte sich zum Gehen, um zur Zitadelle zurückzukehren.
Die Reihen der langen Ruder bewegten sich gleichmäßig im Takt der Trommeln und trieben die großen Kriegsgaleeren durch die Wellen der Drachensee. Schiff um Schiff pflügte durch die See nach Nordwesten.
Am Horizont war zur Linken die schmal erscheinende Linie der ardanischen Küste zu sehen, zur Rechten erkannte man die im Dunst verschwommenen Umrisse der großen Dracheninsel mit ihren gewaltigen Gebirgsmassiven, wo sich die höchsten Berge dieser Welt befanden, die noch niemals ein Mensch erstiegen hatte. Dort lebten die riesigen Alten Drachen, die gewaltigsten Wesen der Nimmerwelt.
General Delonthe, der Herzog von Dimot, stand auf dem Bugdeck der ersten Galeere und starrte nach vorn auf den Horizont im Nordwesten, als könne er dort schon die Küstenlinie des Ödlandes sehen.
Unter ihm im Ruderdeck wummerte die Trommel des Rudermeisters, die den Sklaven den Rudertakt angab. Delonthe war froh, dass eine frische Brise wehte, so dass ihm der Gestank der angeketteten Sklaven nicht in die Nase stieg.
Die Flotte machte gute Fahrt, denn die See war ruhig und keine widrigen Winde wehten den Schiffen entgegen. Morgen schon würden sie an der Bucht von Mhaine vorbeifahren und dann die Küste des Ödlandes sichten.
Delonthe atmete tief die würzige Seeluft ein und genoss das berauschende Gefühl, zu wissen, dass noch niemand vor ihm eine solche Flotte befehligt hatte, die aus den größten Schiffen bestand, welche die Schiffsbauer Thurons je gebaut hatten. Dieser Feldzug würde ihm großen Ruhm einbringen und dafür war Delonthe seinem Kaiser
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