Die Zwölf Türme (German Edition)
zurückzuziehen, wenn er des höfischen Treibens in seiner Residenz überdrüssig war.
Auch jetzt, als Zhamir längst nicht mehr er selbst war, behielt er diese Angewohnheit bei, denn sie kam den Interessen des bösen Geistes entgegen, der ihn jetzt völlig beherrschte.
Mohantur, den man 'Dämonenlord' nannte, hatte gespürt, dass sich irgendetwas in dieser Existenzebene verändert hatte, etwas, das mit der Macht und der Wirksamkeit finsterer Magie zusammenhing.
Es hatte ihn förmlich in den Fingern gejuckt, auszuprobieren, ob die dunkle Macht zu ihm zurückgekehrt war. Doch in der Gestalt des Thuronenkaisers war er gezwungen, sein wahres Wesen vor den Augen der Menschen zu verbergen, denn noch durfte niemand wissen, wer Zhamir jetzt wirklich war.
So hatte er die Nacht abgewartet, um sich in sein Turmgemach zurückzuziehen, um dort zu probieren, ob schwarze Magie auf dieser Welt wieder wirksam war.
Rund um den abseits gelegenen Turm waren Wachen postiert, die dafür sorgten, dass der Kaiser in seinem Gemach ungestört blieb. Mohantur konnte also sicher sein, dass kein Störenfried auftauchte, wenn er mit der dunklen Magie zu experimentieren begann.
Sieben Kerzen aus schwarzem Wachs erhellten ein wenig die Düsternis des Gemachs. Mohantur hatte sie entzündet, um die sieben dunklen Götter des Chaos zu ehren, deren Vasall er seit langer Zeit war. Mit Menschenblut hatte er auf dem weißen Marmorboden ein Pentagramm gemalt, in dessen Mitte sich ein Kreis befand. Dort würde ein dämonisches Wesen aus einer anderen Daseins-Sphäre erscheinen, sofern seine Ahnung stimmte, dass die dunkle Macht wieder zu ihm zurückgekehrt war.
Leise begann er die Silben der alten Formel zu sprechen, darauf achtend, keine der schwierigen Lautfolgen zu vergessen oder gar falsch zu betonen, denn dies war tödlich für jeden, dem ein solches Missgeschick passierte. Sein Mund gab seltsame Laute von sich, die nichts mehr mit einer menschlichen Sprache gemeinsam hatten. Sie ähnelten eher dem Zischeln einer Schlange und daraus erklang ein giftiger, jahrtausendealter Hass auf alles Menschliche, der einen Zuhörer hätte entsetzt schaudern lassen.
Die zischelnden Worte der alten Zauberformel waren hart und stumpf wie schwarzes Eisen in seinem Kopf, während er eines in das andere flocht wie die Glieder eines Kettenhemdes; die Betonung der letzten Silbe eines jeden Wortes schloss die einzelnen Ringe der uralten Formel.
Mohantur hatte einige Mühe damit, die Formel zu beenden, die beiden Enden des Spruches zusammenzuschweißen, denn wie alle kreisförmigen Formeln schwarzer Magie wollte diese sich immer weiter nach innen aufbauen, bis sie den Magier in seinen eigenen Spiralen in die Falle gelockt und das Leben aus ihm herausgewürgt hatte, denn schon die erste unbeabsichtigte Wiederholung eines einzigen Gliedes bedeutete, die Formel nicht mehr richtig beenden zu können. Und das führte unweigerlich zu einem schrecklichen Tod.
Aber Mohantur war ein viel zu erfahrener Meister der schwarzen Magie, um sich in seiner eigenen Formel zu verstricken und so gewann er die Oberhand, siegelte die Zauberformel mit einem zischelnden Laut zu und sprach dann das letzte Wort, welches die Macht der Formel zur Geltung brachte.
In der Mitte des Pentagramms begann etwas zu glühen. Zuerst sah es nur aus wie ein kleines Stück brennender Kohle, doch dann wuchs es und dehnte sich immer mehr aus, um die Umrisse einer menschenähnlichen Gestalt mit gehörntem Schädel anzunehmen, die aus glühendem Metall zu sein schien.
Mohantur schreckte entsetzt zurück, denn die Wirkung seines Zauberspruchs entsprach ganz und gar nicht seinen Erwartungen.
Er hatte nur einen der niederen Schlangendämonen rufen wollen, um seine wiedergewonnene Macht zu erproben. Doch das gewaltige Ding, welches sich jetzt im Pentagramm zu manifestieren begann, strahlte eine Aura gewaltiger Macht und Stärke aus, die selbst die größten Dämonen der dunklen Sphären nicht hatten.
Eisige Klauen der Angst griffen nach seiner Seele, denn Mohantur wusste, dass er dieses Wesen trotz all seiner Kenntnisse in der schwarzen Kunst niemals beherrschen konnte.
Das glühende Wesen dort im Pentagramm war nicht nur ein Dämon, sondern einer der dunklen Götter des Chaos selbst!
Es war MOLOCH, der in anderen Universen auch als Gott des Schreckens und der Zerstörung angebetet und gefürchtet wurde.
Mohantur bebte vor Furcht. Was hatte er falsch gemacht? Die Formel war richtig gewesen, dessen war er
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