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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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Zusammen werdet ihr das Land wieder
fruchtbar machen, das ich gerade für euch gepachtet habe, und gemeinsam
werdet ihr das verlassene Haus zu neuem Leben erwecken. Ich muß wohl
nicht erwähnen, daß alle Formalitäten einer Scheidung und Heirat rasch
und mit äußerster Diskretion vorgenommen werden. Und jetzt«, sagte er
und erhob sich, um damit anzudeuten, daß die Entscheidung
unwiderruflich war, »in Anbetracht der Sorge, die du um Menahems
Wohlbefinden an den Tag gelegt hast, erfordert es der menschliche
Anstand, daß du unverzüglich zu ihm gehst, dich um seine Wunden
kümmerst und ihm etwas zu essen bringst. Morgen früh schicke ich eine
Abordnung Bauarbeiter los, die das Haus bewohnbar machen sollen, so daß
ihr am Abend dort ein neues Leben beginnen könnt, ein Leben voller
Liebe und ohne alle Einschränkungen.«
    Empört sprach Sari die Worte, die Djamila in ihrer
Erschütterung nicht hervorbrachte. »Und was soll aus deiner Tochter
Amira werden, wo kommt sie in all den Vorkehrungen vor, die du soeben
getroffen hast?« fragte sie mit vor Zorn bebender Stimme.
    »Für sie und ihre Mutter wird großzügig gesorgt, und sie wird
immer als meine Tochter gelten. Ihr natürlicher Platz ist jedoch an der
Seite ihrer Mutter.«
    »Das mag sein, aber ich bestehe darauf, daß du sowohl Djamila
als auch mir dein feierliches Versprechen gibst, daß die
geschwisterlichen Bande zwischen deinem Sohn und deiner Tochter ein
Leben lang erhalten bleiben. Die Kinder sollen den Preis für deine
Fehler nicht zahlen müssen.«
    Saris leiser, aber unbeugsamer Ton und ihr kaum verhohlener
Tadel trafen Da'ud bis ins Mark.
    »In dieser Hinsicht habt ihr meine Zusicherung«, antwortete er
knapp.
    Dann erhob sich Djamila, und in ihrer stolzen Kopfhaltung, in
ihrem festen Schritt zeigte sich ihre ganze angeborene Würde. »Mit
deiner Erlaubnis, Abu Hai, beginne ich mein neues Leben sofort. Sobald
der Sabbat vorüber ist, sei so gut und bitte die Diener, meine
Habseligkeiten zu packen und sie heute abend noch am Haus abzuliefern.
Amiras Kinderschwester soll sie morgen in aller Frühe zu mir bringen.
Auch sie wird das einfache, ehrliche Landleben genießen.«
    Ohne einen Blick zurück verließ sie das Haus, das in Wahrheit
niemals ihr Heim gewesen war.
    In dem eisigen Schweigen, das sich nun herabsenkte, warf Sari
ihrem Mann einen Blick unverhohlener Verachtung zu. »Warum?« fragte sie
ihn schließlich. »Warum hast du sie so gedemütigt?«
    »Um meine Ehre zu wahren.«
    »Sie hat deine Ehre nicht befleckt.«
    »Ist das hier nicht Beweis genug?«
    »Nein, Da'ud. Du hast die Botschaft nur als Vorwand benutzt,
um sie loszuwerden, sie für ein Verbrechen bestraft, das sie nicht
begangen hat«, murmelte Sari, und die Ruhe, mit der sie ihren Tadel
vorbrachte, verlieh der Wahrheit, die sie ausgesprochen hatte, nur noch
größere Gewalt und Überzeugungskraft.
    »Ich glaube nicht, daß ich sie bestraft habe. Vielleicht war
es die größere Strafe für sie, daß ich sie je geheiratet habe. Ich kann
sie nicht lieben. Menahem kann es. Hier war ihr Leben falsch und
unfruchtbar. Dort wird es Wahrhaftigkeit bekommen und aufblühen wie das
Land. Verurteile mich nicht vorschnell. Laß den Schock vergehen, und
das Leben beginnt neu in den frisch gepflügten Furchen aufzubrechen.
Wenn die Ernte eingebracht wird, ist noch Zeit genug für ein Urteil.«
    Sola, die seit Ya'kubs Tod in ruhiger
Abgeschiedenheit gelebt hatte, von ihren Enkelkindern und gelegentlich
ihren Töchtern umgeben, vernahm mit erschrockenem Schweigen die Kunde
von der Verbannung Djamilas. In ihrem Innersten zerriß der letzte dünne
Faden, der sie noch ans Leben band. Wenige Wochen später starb sie im
Schlaf, stahl sich leise davon, um sich wieder zu dem Mann zu gesellen,
dessen Leben ihr Daseinsgrund gewesen war.

25
    S ari und Djamila machten es sich auf den
aufgehäuften Kissen mit groben Leinenüberzügen bequem, deren Farben von
der andalusischen Sonne ausgebleicht waren und von jahrelangem Gebrauch
zeugten. Ein dichtes Dach aus Weinblättern über der Pergola schützte
sie vor der aufsteigenden Hitze des Mittags, während sie miteinander
sprachen und ab und zu einen wachsamen Blick auf die Kinder warfen:
Amira, Hai und die siebenjährige Dalitha. Die drei tobten zwischen den
graugrünen Olivenbäumen herum, die in geordneten Reihen hinter dem Haus
wuchsen und deren knotige und verschlungene Stämme die flinken
Kinderbeine geradezu zum Hinaufsteigen einluden. Sari beobachtete

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