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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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seine
Zärtlichkeit – und seine Liebe. Wie sie sich danach sehnte,
der Gegenstand dieser Liebe zu sein, von ihm so geliebt zu werden wie
Sari von seinem Vater …
    Sobald sie hörte, wie er das Haus betrat, loderte in ihr ein
Feuer auf, ließ ihre Wangen strahlend glühen, ihre Augen vor Vergnügen
und Erwartung aufblitzen. Dann zog sich Sari zurück, überließ die
beiden ihren endlosen Gesprächen über die Patienten, die Hai geheilt
hatte – wofür Dalitha ihn pries –, über diejenigen,
die er nicht hatte heilen können – worüber sie ihn
hinwegzutrösten versuchte –, oder über die Schwierigkeiten,
die sie bei der Formulierung einer hebräischen Erklärung für ein
einziges arabisches Wort hatte – wobei er ihr zu helfen
versuchte.
    »Es ist keine einfache Aufgabe, eine statische Sprache in eine
dynamische zu verwandeln«, bemerkte er eines Tages, nachdem er einen
besonders komplizierten Satz elegant für sie formuliert hatte. »Noch
lieber würde ich die statische Liebe, die uns schon immer aneinander
bindet, in eine dynamische verwandeln. Du bist so schön geworden,
Dalitha, so begehrenswert, so …«
    Sie fielen einander mit der Selbstverständlichkeit zweier
Menschen in die Arme, die immer schon gewußt hatten, daß sie vom
Schicksal füreinander bestimmt sind.
    »Wir heiraten im Frühling, meine Liebste …«
    »Ein großes Fest im Freien …«
    »Eine fröhliche und freudige Feier …«
    »Mit Blumen und Früchten …«
    »Und Liedern und Tänzen …«
    »Und allerlei schönen und wunderbaren Dingen …«
    Zwischen den leidenschaftlichen Küssen sprudelten die Worte
aus ihnen heraus.
    Sari war entzückt über das Glück der jungen Leute. Sie war
auch zufrieden über diese Verbindung, mit der für sie die Gerechtigkeit
zwischen Djamila und ihr selbst wiederhergestellt – und somit
der einzige Schatten, der sich je zwischen sie und ihren Mann gestellt
hatte –, postum überwunden war. Wie würde man sich in der
Gemeinde das Maul zerreißen! Sie lächelte vor sich hin. Was für eine
Enttäuschung es für all die jungen Damen sein würde, die sich so
aufgeputzt hatten, weil sie hofften, dem jungen Ibn Yatom aufzufallen,
und für ihre Väter, die solch reiche Mitgift angehäuft hatten, um ihn
zu locken! Wie schlecht sie ihn kannten. Wie wenig sie begriffen, wie
genau er – zumindest in diesem Punkt – in die
Fußstapfen seines Vaters trat. Sie konnte ihm kein größeres Glück
wünschen als das, was sie mit Da'ud gefunden hatte. Und doch brauchte
sie einige Zeit, bis sie es über sich brachte, auf Hais Vorschlag
einzugehen und Menahem, Djamila und Amira zum Sabbat einzuladen, um die
Eheschließung zu besprechen.
    Die Einladung versetzte alle im Landhaus in
hellen Aufruhr. Menahem hatte das Haus der Ibn Yatom nicht mehr
betreten, seit man ihn aus der Stadt verbannt hatte, und auch Djamila
war erst zu der Trauerwoche nach Da'uds Tod das erste Mal dorthin
zurückgekehrt. Beide hatten schmerzliche Erinnerungen, die längst
begraben waren und die keiner aufwecken wollte. Was Amira betraf, so
konnte sie sich einfach ihren Halbbruder, den stets zu Neckereien
bereiten Spielgefährten ihrer Kindheit, nicht als Vorstand dieses
großen Hauses vorstellen, dem sie nun untergeordnet sein sollte. Denn
auch ihre Hochzeit galt es zu besprechen.
    Unter den Besuchern, die nach dem Tode Da'uds ihr Beileid
bekundeten, waren auch der Vorsteher der jüdischen Gemeinde von Sevilla
und dessen Sohn Ishak gewesen. Der junge Mann hatte einen Blick auf
Amira erhascht, die sich in den Frauengemächern aufhielt, und seither
war er ein häufiger Gast im kleinen Landhaus gewesen, stets unter dem
Vorwand, mit Menahem eine gewisse Theorie über die hebräischen
Wortstämme mit drei Buchstaben zu diskutieren. Djamila hatte seine
Absichten von Anfang an durchschaut und war daher nicht erstaunt
gewesen, als er schließlich bei Menahem um Amiras Hand anhielt.
    »Wenn ich auch Amira genauso sehr liebe wie meine eigene
Tochter und sie von Kindesbeinen an aufgezogen habe, so habe ich doch
nicht das Recht, über ihre Heirat zu entscheiden«, erklärte Menahem dem
jungen Mann. »In Abwesenheit ihres Vaters, seligen Gedenkens, solltet
Ihr diese Angelegenheit mit Hai besprechen.«
    Darauf hatte Amira mit großer Empörung reagiert, und man hatte
die Sache eine Weile auf sich beruhen lassen. Dalitha erinnerte sich
daran, als nun die Familie über die Einladung nach Córdoba nachdachte.
Sie hatte das Gefühl, es sei jetzt an

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