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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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diese Transaktion in Unwissenheit
gelassen hatte, eine letzte Beleidigung noch von jenseits des Grabes.
    »Ich glaube, er wünschte euch eine Sicherheit für eure alten
Tage zu geben«, sagte Hai sanft.
    »Um so besser also«, erwiderte Menahem mit einer Spur Ironie.
»Dann ist das Landhaus also eine echte Mitgift, nicht nur eine
symbolische. Was unsere Sicherheit im hohen Alter betrifft, so ist die
Sorge deines verstorbenen Vaters überflüssig gewesen. Die Akademie hat
uns in dieser Beziehung ausreichende Zusicherungen gemacht.«
    Manch eine Stirn wurde in den jüdischen
Gemeinden von Córdoba und auch Sevilla gerunzelt, als die Nachricht von
der Doppelhochzeit die Runde machte. Aber Hai trat allen Beteiligten,
seien sie nun erlaucht oder bescheiden, mit einer solch angeborenen
Freundlichkeit und zauberhaften Leichtigkeit, mit Takt und Eleganz
entgegen, daß die Gäste, die zu dem förmlichen Empfang eingeladen
waren, der mit aller traditionellen Zurückhaltung des Hauses Ibn Yatom
gegeben werden sollte, sogar ein wenig neidisch waren, nicht an dem
Ereignis teilnehmen zu können, das Gesprächsstoff aller Klatschrunden
war: an der schlichten und spontanen Freudenfeier der Familie im
bescheidenen Landhaus vor der Stadt am nächsten Tag.
    Der Gesandte, den der Kalif als seinen
Vertreter zur Hochzeitsfeier des Vorstehers der jüdischen Gemeinde von
Córdoba geschickt hatte, brachte zusätzlich zu dem traditionellen
Geschenk von zwölf goldenen Tellern noch die Aufforderung für Hai mit,
sich nach den Hochzeitsfeierlichkeiten beim Herrscher einzufinden. Der
ignorierte diese Aufforderung, so lange er konnte, mußte ihr aber
schließlich Folge leisten.
    Am Tag vor der Audienz malte sich das junge Paar genau aus,
welche Fragen der Kalif Hai wohl stellen könnte, und gemeinsam
formulierten sie die Antworten, die sie für angemessen
hielten – Antworten, die so ehrlich, geradeheraus und naiv
waren wie sie selbst. Aber Hai wirkte ungewöhnlich angespannt, als er
seine junge Frau an sich zog. Zum ersten Mal seit ihren Kindertagen war
es nun Dalitha, die ihn beruhigte und leise ermutigte, und all die
Liebe und Zuneigung, mit der Hai sie in vielen Jahren umgeben hatte,
floß nun zu ihm zurück, nahm die Furcht von ihm und stärkte seinen
Geist.
    Der Kalif wurde von einem lästigen
Reizhusten geschüttelt, als man Hai in sein Gemach bat. Er wirkte
gebrechlich und bleich, lag ganz in die Seidenkissen versunken da, die
müden Augen tief in den Höhlen, und ließ seinen Blick unverwandt auf
dem hübschen jungen Mann ruhen, der vor ihm stand, suchte im tiefen
Blau seiner Augen, in dem braunen Haar mit seinen roten Schattierungen,
in dem offenen Ausdruck des hellhäutigen Gesichts eine Spur, eine
Bewegung, die ihn ein wenig an den Vater erinnern würde. Er war
sichtlich enttäuscht.
    »Ihr seid also Hai, von dem ich schon so viel gehört habe, der
Sohn des einzigen Mannes in meinem ganzen Königreich, den ich geliebt
und dem ich vertraut habe.«
    Hai verbeugte sich angesichts dieses königlichen Tributs an
seinen verstorbenen Vater.
    »Ihr ähnelt ihm überhaupt nicht.«
    »Nein, Herrscher der Gläubigen. Ich habe starke Ähnlichkeit
mit meiner Mutter.«
    »Aber als bedeutender Arzt tretet Ihr in seine Fußstapfen.
Euer Lehrer sagt mir, daß Ihr Großes für die Zukunft versprecht.«
    »Ich muß mich erst noch beweisen.«
    »Euer Platz unter meinen Hofärzten erwartet Euch.«
    Hais Antwort auf das Angebot des Kalifen, die er sorgfältig
mit seiner liebenden Gattin einstudiert hatte, floß ihm glatt von den
Lippen: »Ich fühle mich zutiefst geehrt von dem Vertrauen, das Ihr in
mich setzt, o Herrscher der Gläubigen, meine aber dessen noch nicht
würdig zu sein. Ich habe noch sehr viel zu lernen, bis ich eine so
ehrenvolle Stellung bekleiden kann.«
    »Euer Vater, möge er in Frieden ruhen, war nicht viel älter
als Ihr, als mein Vater, seligen Gedenkens, ihn als Hofarzt einstellte.«
    »Mein Vater hat mich an Wissen und Weisheit bei weitem
übertroffen.«
    »Der Meinung ist Abu Sa'id nicht. Im Gegenteil. Ihr seid zu
bescheiden.«
    »Ich bin mir meiner Grenzen deutlich bewußt.«
    »Nicht Eurer Grenzen, mein junger Gelehrter. Vielmehr der
Grenzen des menschlichen Wissens.«
    »Beides, o Herrscher der Gläubigen. Ich halte es für meine
Pflicht, diese Grenzen zu erweitern.«
    »Das war auch immer mein Ehrgeiz, wie Euer Vater sehr wohl
wußte. Wie wollt Ihr dieses hehre Ziel erreichen?«
    »Durch Studium, durch Experimente und durch

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