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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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weitläufigen Haus. Kein Diener
störte ihn in seiner Konzentration. Doch plötzlich, kurz nachdem er
sich an die Arbeit gesetzt hatte, schrillten Frauenstimmen durch die
Stille. Eine Weile gelang es ihm, diese Störung zu ignorieren, aber als
er den Namen Djamila hörte, legte er die Feder nieder, richtete sich
auf und versuchte dem Gespräch zu folgen, das im Nebenzimmer stattfand:
Es war die neueste Klatschgeschichte, die die Schwestern Ibn Isaac der
Witwe Tamara erzählten, um diesen seltenen Besuch bei ihrer einsamen
Verwandten ein wenig kurzweiliger zu gestalten.
    »Ich war mir gar nicht sicher, daß sie damit Erfolg haben
würde«, sagte Dona, »denn jeder weiß doch, daß sie in Da'uds Haus
hinter Sari nur die zweite Stelle einnimmt.«
    »Ich war mir auch nicht sicher«, ließ sich Palomba als Echo
vernehmen.
    »Unsinn«, schimpfte Sitbora. »Da'ud würde es niemals zulassen,
daß die Ehre der Familie besudelt wird. Schließlich ist ja Djamila die
Mutter seiner Tochter.«
    »Das stimmt«, piepste Palomba.
    »Das arme ungeliebte Kindchen«, bemerkte Dona traurig. »Ich
sehe oft, wie Da'ud Hai zum Hospital mitnimmt, aber ich habe noch nie
beobachtet, daß er Amira irgendwohin mitnimmt, nicht einmal auf den
Markt, um ihr dort ab und zu einen Zuckerapfel zu kaufen. Wie das
Djamila betrüben muß.«
    »Sie hat es nicht anders verdient«, keifte Sitbora. »Sie ist
nichts als die Tochter eines Fellachen aus den wilden Bergen Marokkos,
die nur scharf auf alle Ehren und Reichtümer ist, die sie an sich
raffen kann.«
    »Du redest manchmal wirklich dummes Zeug«, widersprach ihr
Dona. »So wie wir Da'ud kennen, hatte sie wahrscheinlich in der Sache
gar kein Mitspracherecht. Er wollte unbedingt einen Erben haben, war
aber nicht bereit, seine geliebte Sari in seinem Haushalt und in seinem
Herzen vom ersten Platz zu verdrängen. Djamila war die ideale Lösung,
eine einfache Bauerntochter, die er seinem Willen unterwerfen konnte.«
    Genau wie mich, stimmte ihr Menahem insgeheim voller
Bitterkeit zu, während er mit dem Zeigefinger die wenigen Münzen, die
ihm von dem spärlichen Lohn, den ihm dieser herausragende Mäzen
zudachte, noch verblieben waren, auf dem Tisch hin und her schob. Wenn
sein Lexikon endlich fertig und veröffentlicht war, dann wußte er nur
zu gut, daß Da'ud als Schirmherr allen Ruhm und alle Ehre ernten würde,
während er, der Verfasser, wenn überhaupt, nur wenig Anerkennung
erfahren würde …
    »Frauen von höherem Rang, als sie es war, hätten ein solches
Angebot nur zu gern angenommen«, fuhr Dona fort. »Ob nun an zweiter
Stelle oder nicht, es geht ihr unendlich viel besser als in der
Position der bettelarmen Tochter eines unbekannten Hebräischlehrers in
der Talmud- und Thoraschule.«
    »Da bin ich anderer Meinung«, fuhr die Witwe Tamara mit der
Erfahrung eines älteren Menschen dazwischen. »Es ist immer noch besser,
von einem einfachen Mann geliebt als von einem Großen verachtet zu
werden.«
    »Wie weise du bist, Tante Tamara«, seufzte Palomba mit vor
Bewunderung weit aufgerissenen Augen.
    Die Liebe eines einfachen Mannes, die Liebe eines Bauern zu
einer Bauerstochter, sinnierte Menahem, während ihm das Bild von
Djamilas stolzer Haltung, das Wiegen ihrer breiten Hüften, die Fülle
ihrer schweren Brüste quälend vor Augen trat. Sie hatte eine
natürliche, erdenschwere Ausstrahlung, die ihn mehr erregte, als alle
parfümierte Lässigkeit der hochwohlgeborenen Damen von Córdoba das je
vermocht hätte. Hatte sie ihn um seine Liebe ersucht, als sie um die
Erlaubnis bat, ihn um Rat fragen zu dürfen, überlegte er. Auf diesem
Gebiet, auf dem er kaum über Erfahrungen verfügte, war er sich seines
Urteils nicht sicher. Er erhob sich von seinen Kissen und schritt
unruhig im Raum auf und ab, um das aufsteigende Begehren zu zügeln. Es
war Wahnsinn, solche Gedanken zu hegen, schalt er sich streng. Die
kleinste Andeutung einer solchen Verwicklung würde eine Tragödie über
sie beide heraufbeschwören.
    »Am meisten bedaure ich das kleine Mädchen«, murmelte Dona.
»Sie wird nicht nur von ihrem Vater verachtet. Sie hat auch darunter zu
leiden, daß ihr Vater den Halbbruder ganz offensichtlich bevorzugt.
Wenn wir Frauen uns auch damit abgefunden haben, daß die Söhne den
Töchtern vorgezogen werden, so haben doch unsere Väter und Ehemänner
niemals ihre Töchter dermaßen ignoriert oder jeglicher väterlichen
Liebe beraubt, wie das Da'ud mit Amira macht.«
    Als er diese Worte hörte, schoß

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