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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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Während er mit
der Hand leicht über den geblähten Leib strich, stöhnte der Kalif.
»Nicht wieder einen Einlauf, bitte nicht. Ich kann den Aufruhr, den das
in meinen Eingeweiden anrichtet, nicht mehr aushalten. Es muß eine
andere Methode geben.«
    »Entspannt Euch, o Herrscher der Gläubigen, entspannt Euch.
Atmet tief ein und wendet Eure Gedanken Dingen zu, die Euch Vergnügen
bereiten – einem exotischen Parfüm, der Schönheit einer soeben
erblühten Rose, der üppigen Rundung einer jungfräulichen Brust, die Ihr
mit der Hand umfaßt.«
    Während er so sprach, massierte Da'ud sanft den Leib des
Kalifen. Als sein Patient ein wenig beruhigt schien, erhob sich Da'ud
und richtete einige schnelle Worte an den Eunuchen, der hinter der Tür
bereit stand. Wenige Augenblicke später wurde ein warmer Umschlag
gebracht. Da'ud legte ihn auf al-Hakams geblähten Bauch und massierte
weiter, bis er merkte, daß sich die Spannung im Körper des Kalifen zu
lösen begann und die Gase, die ihn aufblähten, sich grollend ihren Weg
durch die Gedärme nach draußen bahnten.
    »Es ist lange her, daß Ihr derlei Beschwerden hattet«,
bemerkte er dann.
    »Die Wesire plagen mich unentwegt, weigern sich, mich in Ruhe
zu lassen, daß ich mich meinen Studien widmen kann«, beschwerte sich
der Kalif weinerlich. »Als hätten sie nichts anderes zu tun, als meine
Ohren mit schlauen Anspielungen und vagen Andeutungen zu belästigen,
mich dazu anzustiften, selbst die treusten Untertanen zu verdächtigen.«
    »Das ist ein Übel, dem alle Herrscher unweigerlich ausgesetzt
sind«, antwortete Da'ud gelassen.
    Die Blähungen vergingen nun rasch, und während al-Hakams
Körper wieder seine normale Form annahm, verfolgte er seinen
Gedankengang mit fester Stimme weiter.
    »Stellt Euch vor, sie wollten sogar einen Mann von Eurer
Statur und Eurer Unbescholtenheit verleumden, einen, der das Leben
zweier Kalife in seinen treuen Händen gehalten hat. Ist ihre
Boshaftigkeit, ist ihr Neid so mächtig, daß er sie für die Wirklichkeit
blind macht?«
    »Wir wollen eher sagen, daß sie versuchen, jede Situation zu
ihrem Vorteil zu wenden. Nehmt zum Beispiel den Fall des Hospitals«,
fuhr Da'ud fort und ergriff geschickt die Initiative. »Die Arbeiten
sind dort aus Geldmangel praktisch zum Stillstand gekommen, weil die
christlichen Fürsten den Tribut, der von ihnen fällig ist, nur sehr
schleppend zahlen. Damit die Bauarbeiter nicht abwandern, mußte ich
mein eigenes Vermögen angreifen, wofür ich selbstverständlich Eurem
Schatzamt keinen Piaster Zinsen abverlangt habe. Aber ich kann nicht
das gesamte Vorhaben finanzieren, und ich kann den Lohn für die
Arbeiter auch nicht in alle Zukunft vorstrecken. Eine solche Situation
bietet natürlich eine hervorragende Möglichkeit, den Verdacht auf mich
zu lenken, zum einen wegen Unterschlagung der Tributgelder und zum
anderen, weil ich meine eigenen Mittel vorstrecke, um damit ein
ordentliches Sümmchen auf Eure Kosten zu verdienen.«
    »Das alles verstehe ich, mein getreuer Freund. Ihre üblen
Nachreden sind mir nichts Neues. Was ich nicht begreife, ist, warum ich
nicht über die Zahlungsunwilligkeit der christlichen Fürsten
unterrichtet wurde.«
    »Damit Ihr mich nicht auch beschuldigt, daß ich Euch an Euren
Studien hindere. Aber ich hätte irgendwann die Sache vor Euch zur
Sprache gebracht. Die Prinzen von Leon und Navarra müssen zur Räson
gebracht werden.«
    »Mit Gewalt?«
    »Wenn es sein muß, aber vielleicht reicht eine Drohung schon
aus.«
    »Wie ist Sanchos Gesundheitszustand dieser Tage?«
    »Ich denke, zufriedenstellend. Seine Frau hat ihm unlängst
einen Sohn geboren. Es wäre vielleicht angebracht, das Kind zu
untersuchen. Wenn es die Krankheit seines Vaters geerbt hat, sollte
frühzeitig eine entsprechende Behandlung verordnet werden.«
    »Wie gut wir uns doch verstehen«, lächelte al-Hakam und erhob
sich von seinem Diwan, stark und gesund, als hätten ihn niemals Krämpfe
geschüttelt. »Ich werde eine kleine, aber gut bewaffnete Truppe
zusammenstellen, die, falls nötig, eine Strafexpedition unternehmen
kann und Euch nächste Woche nach Leon begleiten soll«, sagte er. Dann
fiel sein Blick auf das in Leinen eingeschlagene Buch auf dem Tisch.
»Ist dies das hundert Jahre alte Exemplar von Al-Fazaris Übersetzung
der Werke der indischen Astronomen, das Ihr mir vor einiger Zeit
versprochen habt?«
    »Sehr richtig.«
    »Wißt Ihr, Abu Suleiman – oder vielleicht sollte ich
Euch Abu Hai

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