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Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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positiven Denken.« Er warf die Briefe zurück in die Lade. »Versuchen wir es oben.«
    Sie gingen die Treppe hinauf. Eine seltsame Art von Stille schien im Haus widerzuhallen. Als wäre das Herrenhaus von Geistern bewohnt, dachte Leona bei sich. Gleich darauf standen sie in der Tür von Delbridges Schlafgemach.
    »Hmmm«, sagte Leona.
    Thaddeus bedachte sie mit einem raschen, suchenden Blick. »Was ist?«

    »Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass er in panischer Eile seine Sachen packte. Im Gegenteil, alles sieht so ordentlich aus, als wäre er nur für ein paar Minuten hinausgegangen.«
    Thaddeus hielt die Laterne in die Höhe und blickte prüfend um sich. »Das Packen könnte seine Haushälterin besorgt haben. Und sie hätte sicher keine Unordnung hinterlassen.«
    »Ja, mag sein.« Sie zögerte. »Trotzdem würde man irgendwelche Anzeichen von Angst oder Hast erwarten. Delbridge muss es doch sehr eilig gehabt haben, London zu verlassen. Sieh doch, sein Rasierzeug liegt noch auf dem Toilettetisch.«
    Thaddeus ging durch den Raum und öffnete den Wandschrank. Beide sahen verblüfft die Auswahl an Anzügen darin.
    »Er hat London nie verlassen«, stellte Thaddeus fest.
    In Leona flammte Hoffnung auf. »Dann ist vielleicht auch mein Kristall noch hier.«
    »Kannst du ihn spüren?«
    »Nein, hier nicht. Aber versuchen wir es doch im Museum.«
    Sie gingen über den dunklen Gang zur alten steinernen Treppe, die den neuen Trakt des Hauses mit dem alten Teil verband, in dem sich das Museum befand. Leona wappnete sich gegen die nervenzermürbende Aura, die von der Sammlung in der Galerie erzeugt wurde. Trotzdem durchdrang das Geflüster störender Energie ihre Sinne mit derselben zermürbenden Kraft wie beim ersten Mal. Sie wusste, dass auch Thaddeus auf die Empfindung reagierte.
    Am oberen Ende der Treppe angelangt, gingen sie über den ausgetretenen Steinboden und betraten die lange Galerie.
Das Licht der Laterne ergoss kaltes Höllenfeuer auf die Artefakte und die Vitrinen voller alter Dinge.
    Sie passierten die Tür zur alten Steintreppe, die sie in der Nacht von Delbridges Party als Fluchtweg benutzt hatten. Leona warf einen Blick in den Schaukasten, in dem der Kristall aufbewahrt worden war. Jetzt war nichts von der Energie zu spüren, die damals hervorgedrungen war.
    »Hier in der Galerie ist er nicht«, sagte sie völlig am Boden zerstört.
    »Nein, aber etwas anderes ist da.« Thaddeus hielt die Laterne in die Höhe.
    Leona folgte seinem Blick die lange Galerie entlang und sah den massiven Steinaltar, hinter dem sie bei ihrem letzten Besuch Deckung gesucht hatten. Heute war an ihm etwas anders. Sie benötigte ein paar Herzschläge, um zu erkennen, dass die unförmige dunkle Erhebung auf dem Altar ein menschlicher Körper war.
    »Du lieber Himmel«, flüsterte sie, abrupt stehenbleibend. »Nicht schon wieder.«
    Thaddeus ging zum Altar und senkte den Blick auf die reglose Gestalt. Im Licht der Laterne konnte Leona ein kleines Rinnsal geronnenes Blut sehen, von dem Punkt ausgehend, an dem der antike Dolch in der Brust des Mannes steckte. Es durchtränkte die teure Jacke und das einst weiße Hemd, zog sich über die steinerne Oberfläche des Sarkophags und sammelte sich auf dem Boden.
    »Delbridge ist mit Sicherheit nicht in Schottland«, sagte Thaddeus. »Ich nehme an, dass sich auch der Kristall nicht dort befindet.«

41
    Einige Zeit später ließ Thaddeus sich in einem der zwei Lehnsessel vor dem Kamin fallen. Er drehte das Brandyglas zwischen den Handflächen, wobei er zerstreut registrierte, dass der Feuerschein den Inhalt in flüssiges Gold, die Farbe von Leonas Augen, verwandelte.
    »Wir können nur annehmen, dass Delbridge wegen des Kristalls ermordet wurde«, sagte er. »Die Möglichkeit, dass er von einem gewöhnlichen Einbrecher erstochen wurde, hieße das Zufallsprinzip zu stark strapazieren.«
    »Das stimmt«, sagte Leona vom zweiten Sessel her. »Mein Kristall ist wieder verschwunden. Verdammt. Nach all den Jahren …« Sie schlug mit der freien Hand auf die Armlehne. »Wenn man bedenkt, dass ich ihn vor wenigen Tagen tatsächlich in der Hand hielt.«
    Fog lag ausgestreckt vor dem Kamin, die Schnauze auf den Pfoten, die Augen geschlossen. Nur ein zuckendes Ohr zeigte an, dass er Leonas Enttäuschung und Anspannung aufmerksam registrierte. Stets das Barometer der Stimmungen seines Frauchens, dachte Thaddeus.
    Was die Verbindung zwischen ihm und Leona anging, bedurfte es keines weiteren Beweises für

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