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Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Thaddeus gesprochen hatte, war ihr nur ein kurzer Blick auf ihn vergönnt gewesen. Nun sah sie, dass er mittelgroß war und von kräftiger, korpulenter Figur, die seine Vorliebe für reichliches Essen verriet. Sein schütteres Haar war ergraut. Ein voller Schnurrbart beherrschte breite, freundliche Züge und diente dazu, den Betrachter von der messerscharfen Intelligenz abzulenken, die aus seinen blaugrünen Augen blitzte. Jacke und Hose waren tadellos geschnitten und schmeichelten seiner behäbigen Erscheinung.
    Thaddeus entging ihre kritische Musterung nicht. Sie amüsierte ihn. »Ich hätte erwähnen sollen, dass Detective Spellar Mitglied der Arcane Society ist. Er verfügt über ein Talent, das in seinem Beruf besonders nützlich ist. Er kann einen Tatort lesen wie ein Buch.«
    »Dabei ist zu bedenken, dass manche Bücher schwerer zu lesen sind als andere«, sagte Spellar vom Sideboard her.
    »Gaben Lancings Räume viele Rätsel auf?«, fragte Thaddeus.
    »Nein.« Spellar häufte geschickt Eier und Würstchen auf einen Teller. »Sie können versichert sein, dass der Mann, der
letzte Nacht vom Dach sprang, das Mitternachtsmonster war.«
    »Was haben Sie gefunden?«, fragte Leona.
    »Souvenirs seiner Verbrechen, unglaublich, aber wahr. Und dazu einen schriftlichen Bericht.« Spellar setzte sich und nahm eine Gabel zur Hand. »Dieser Schurke.« Er verstummte und lief rot an. »Ich bitte um Entschuldigung, meine Damen.«
    Victoria schwenkte ungeduldig die Hand. »Keine Ursache, Detective. Bitte fahren Sie fort. Wir sind sehr begierig, vom Ergebnis Ihrer Ermittlungen zu hören.«
    Spellar räusperte sich. »Wie ich schon sagte, bewahrte das Monster Andenken an jeden Mord auf und hinterließ einen detaillierten Bericht darüber, wie er seine Opfer belauerte.« Er verzog angewidert den Mund. »Ich fand einen Knopf vom Kleid eines der Opfer. Einen Schal vom nächsten dieser armen Mädchen, ein Band vom dritten sowie ein Medaillon vom vierten. Alles fein säuberlich aufbewahrt in einem Kästchen neben den Namen der Opfer.«
    Leona legte die Gabel aus der Hand. Der Appetit auf die Eier war ihr vergangen. »Sie sagten, es wären insgesamt vier Opfer gewesen, Detective?«
    »Sara Jane Hansen, Margaret O’Reilly, Bella Newport und Molly Stubton.«
    »Was ist mit den drei verschwundenen Frauen?«
    »Wir haben noch keine Leichen gefunden«, antwortete Spellar. »Ich kann im Moment nur sagen, dass es von den drei Abgängigen keine Andenken und keine schriftlichen Berichte gibt. Gut möglich, dass ihr Verschwinden nichts mit dem Fall zu tun hat. Sie passen nicht in das Schema des Monsters.«
    Thaddeus schüttelte nach kurzer Überlegung den Kopf.
»Der Kneipenwirt sagte, dass die eine Frau, Annie Spence, den Mann, der sie verfolgte, als elegant gekleidet und blond beschrieb.«
    »Das klingt, als wäre es Lancing«, pflichtete Spellar bei. »Vielleicht entledigte er sich ihres Leichnams und jener der anderen zwei auf andere Weise.«
    »So wie Molly Stubtons Leichnam«, sagte Leona.
    Thaddeus’ Augen verengten sich in den Winkeln ein wenig. »Lancing erklärte, dass er den Mord an Molly Stubton auf Wunsch seines Auftraggebers begangen hätte. Er hatte sein Vergnügen an der Sache und versuchte, die Tat seinem Schema anzupassen, weil er aber Delbridges Anweisungen folgte, konnte er seine übliche Routine nicht anwenden. Er verscharrte sie im Wald, weil es ihm so aufgetragen worden war.«
    Victoria runzelte die Stirn. »Vielleicht ordnete Delbridge auch an, er solle die drei verschwundenen Mädchen beseitigen.«
    »Warum hätte er das tun sollen?«, fragte Leona. »Es ist klar, dass Molly Stubton für Delbridge zu einem Problem geworden war und er sie aus dem Weg haben wollte. Aber warum sollte er sich mit einem armen Straßenmädchen wie Annie Spence befassen? Sie war jene Art Frau, denen das Monster zu seinem eigenen Vergnügen auflauerte, um sie zu töten.«
    Spellars breite Schultern hoben und senkten sich. »Wie ich schon sagte, hängt das Verschwinden der drei Frauen nicht unbedingt mit diesem Fall zusammen. Man wird vielleicht nie erfahren, was Annie und den anderen zustieß. Es wären nicht die ersten armen Mädchen, die spurlos von den Straßen Londons verschwanden. Das Monster sind wir aber los. Im Laufe meines Berufslebens lernte ich, dass man auch kleine Siege feiern soll.«

    »Und was ist mit Lord Delbridge?«, fragte Victoria. »Konnten Sie einen Beweis finden, der die Verbindung zum Monster herstellt?«
    Spellar

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