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Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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seufzte tief. »Noch nicht. Man weiß nur, dass sie miteinander bekannt waren, doch schaffte Delbridge es, Lancing gesellschaftlich auf Distanz zu halten. Meines Wissens war die letzte Party das erste Mal, dass Lancing von Delbridge in sein Haus eingeladen wurde.«
    »Um Molly Stubton aus dem Weg zu schaffen«, sagte Thaddeus. »Wahrscheinlich forderte Lancing die Partyeinladung als Gegenleistung für den Mord. Er neidete Delbridge dessen gesellschaftliche Stellung aus dem Gefühl heraus, ihm stünde diese ebenso zu.«
    »Apropos Lord Delbridge«, sagte Spellar und führte seine Serviette an den Mund. »Unterwegs kam ich an seinem Haus vorüber. Ich wusste, dass Seine Lordschaft mir nie eine Unterredung gewähren würde, dachte mir aber, es könne nicht schaden, das Haus eine Weile zu beobachten, nur um zu sehen, was sich darin abspielt. Ich wollte wissen, wie er auf die Nachricht vom Tod des Monsters reagieren würde.«
    Leona sah Thaddeus an. Trotz seiner gleichmütigen Miene war ihr klar, was er ihr zu verstehen geben wollte. Von ihrem Plan, das Haus Delbridges zu durchsuchen, durfte sie kein Sterbenswörtchen verraten. Der Grund war ihr sofort klar. Zwar war es Detective Spellar, der die Arcane Society heimlich gebeten hatte, dem Mitternachtsmonster nachzustellen, doch wäre die Billigung einer illegalen Durchsuchung des Anwesens eines Gentleman für ihn gleichbedeutend mit beruflichem Selbstmord gewesen. Es war also für alle Beteiligten ratsam, ihn im Stand seliger Unwissenheit zu belassen.

    »Nun, ist Ihnen an Delbridges Domizil etwas aufgefallen?« , fragte Thaddeus mit scheinbar mäßigem Interesse.
    »Es war nichts zu sehen.« Spellars Schnurrbart zuckte, als er nach einer Toastscheibe griff. »Das Haus war leer und verschlossen. Das Personal war fort. Von Delbridge keine Spur.«
    Thaddeus erstarrte. »Delbridge hat London verlassen?«
    Leona richtete sich abrupt auf. Der Schurke war mit ihrem Kristall auf und davon. Jetzt würde sie ihn womöglich niemals finden.
    Thaddeus, der offenbar ihre Empörung und Wut spürte, warf ihr einen fast unmerklichen, Schweigen signalisierenden Blick zu. Reuig verschluckte sie die Fragen, die sie wie Pfeile gegen Detective Spellar hatte abschießen wollen, und beschränkte sich darauf, höfliches Interesse zu heucheln.
    »Delbridge muss wohl Wind davon bekommen haben, dass der von ihm gedungene Mörder unter Umständen in den Tod gesprungen war, die ihm äußerst verdächtig vorkommen mussten«, sagte Spellar, seinen Toast mit Butter bestreichend. »Ein Selbstmord auf der Straße vor dem Haus, das zuvor Delbridges unter geheimnisvollen Umständen verschwundene Geliebte bewohnte. Sehr beunruhigend.«
    Victoria runzelte die Stirn. »Aber wie kann er so rasch von Lancings Tod erfahren haben?«
    »Kann ich nicht sagen.« Spellar biss von seinem Toast ab. »Vielleicht waren er und Lancing verabredet, und Lancing erschien nicht. Oder er hörte Gerüchte im Klub, eilte nach Hause, packte rasch und machte sich davon.«
    »Aber warum sollte er fliehen?«, fragte Leona. »Nach allem, was man weiß, achtete er darauf, Lancing auf Distanz zu halten. Warum sollte ihn die Nachricht von Lancings Tod so sehr in Panik versetzen, dass er die Flucht ergriff? Viel
vernünftiger wäre es gewesen, wenn er geblieben wäre und so getan hätte, als sei er von der Identität des Monsters so überrascht wie alle anderen.«
    Spellars buschige Brauen hüpften einige Male auf und ab. »Es ist reine Spekulation, doch wäre es möglich, dass die sonderbaren Umstände von Lancings Tod in Delbridge die Befürchtung weckten, er könnte der Nächste sein, dem ein solches Ende drohte.«
    Thaddeus’ Miene änderte sich keinen Deut, während Leona sich an ihrem Tee fast verschluckte.
    Er weiß es, dachte sie. Dank seines psychischen Spürsinns hatte Detective Spellar erfasst, dass Lancings Tod weder Unfall noch Selbstmord war. Er wusste, was sich letzte Nacht auf dem Dach abgespielt hatte. Er wusste es und würde über das Geheimnis schweigen wie ein Grab.
    Leona konnte sich denken, dass ein Polizeibeamter im Laufe seines Lebens viele Geheimnisse zu hüten hatte. Ein Polizeibeamter aber, der auch noch der Arcane Society angehörte, bewahrte zweifellos noch viel mehr als die übliche Anzahl in seiner Brust.

40
    Delbridges Haus ragte unheimlich dräuend wie ein Gespensterschloss aus einem Gruselroman im nebelverhangenen Mondlicht auf. Am Abend der Party waren die unteren Geschosse hell erleuchtet gewesen,

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