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Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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runzelte die Stirn. »Ob er nun Spuren seiner emotionalen Verfassung zur Tatzeit hinterließ oder nicht, er muss kurz darauf die Wirkungen des Giftes gespürt haben. Nach etwa zehn oder fünfzehn Minuten.«
    »Zeit genug, um aus dem Haus zu gelangen«, sagte Lancing.
    »Weit kann er nicht gekommen sein.«
    »Er hatte vielleicht Hilfe«, wandte Lancing ein. »Einen Begleiter etwa, der ihn von hier wegschaffen konnte.«
    »Verdammt«, murmelte Delbridge. Die Vorstellung, dass es einen zweiten Mann geben konnte, war Besorgnis erregend.
    Hulsey räusperte sich schüchtern. Er sah Delbridge an. »Ich darf Sie daran erinnern, Sir, dass der Dieb für einen Begleiter zur Gefahr werden konnte, nachdem die Wirkung der Droge einsetzte.«
    »Ja, ja, das ist mir klar«, sagte Delbridge brüsk. »Vermutlich hat er jeden in seiner Nähe angegriffen, wie Bloomfield und Ivington es angeblich taten.« Er schlug enttäuscht mit der flachen Hand auf eine Statue. »Verdammt, inzwischen müsste er wie die zwei anderen tot sein. Sein Leichnam muss irgendwo draußen im Wald liegen.«
    »Wenn jemand den Dieb begleitete«, sagte Lancing, der wieder lächelte, »und wenn dieser andere so geistesgegenwärtig war, ihn zu töten, als er wahnsinnig wurde, ist es gut möglich, dass er den Toten im Wald liegen ließ und den Kristall an sich nahm.«

    Delbridge und Hulsey starrten ihn an.
    »So wäre ich an Stelle des zweiten Mannes vorgegangen«, äußerte Lancing mit einer nonchalanten Handbewegung.
    »Zweifellos«, sagte Delbridge darauf trocken.
    »Zum Teufel«, fuhr Lancing aufgeräumt fort, »wäre ich der zweite Mann gewesen, hätte ich meinen Begleiter vermutlich ausgeschaltet, sobald wir den Kristall an uns gebracht hatten, ob er nun Anzeichen von Irrsinn zeigte oder nicht. Warum ein so kostbares Ding teilen?«
    Delbridge widerstand dem Drang, eine Vase zu packen und sie an die Wand zu schleudern. Er musste den verdammten Kristall bekommen, und zwar rasch. Er hatte das Oberhaupt des Dritten Kreises bereits davon in Kenntnis gesetzt, dass er das wertvolle Stück gefunden hätte. In einigen Tagen sollte eine Demonstration der Kraft des Kristalls stattfinden. Wenn bei der Präsentation des Aurora-Kristalls vor den Mitgliedern alles klappte, würde er formell in den Orden eingeführt werden. Ohne diese Präsentation aber würde ihm die Mitgliedschaft verwehrt bleiben.
    Er musste den Kristall finden. Er hatte zu hart gearbeitet, hatte zu viel Zeit und Geld investiert und zu viel riskiert, um sich nun mit einem Misserfolg abzufinden.
    Lancing deutete mit einer Bewegung seines markanten Kinns auf die Tote. »Soll ich sie fortschaffen?«
    Delbridge runzelte die Stirn. »Um ein Grab zu schaufeln, ist keine Zeit. Außerdem regnet es in Strömen. Der Boden wird zu aufgeweicht sein.«
    Hulseys Miene verriet Besorgnis. »Sie werden den Leichnam doch nicht hier auf dem Boden liegen lassen?«
    Delbridge drehte sich auf dem Absatz um und studierte die Reihe seiner steinernen Sarkophage. »Wir legen sie in einen von diesen. Dort ist sie sicher aufgehoben, bis wir sie im
Wald verscharren können. Die Dienerschaft wird sich hüten, diese Galerie zu betreten, wenn ich es nicht ausdrücklich gestatte.«
    Tatsächlich betrat das Personal das Museum höchst unwillig. Keiner der Bedienten verfügte über nennenswerte übersinnliche Gaben, doch Delbridge wusste, dass jeder Mensch mit einem gewissen Ausmaß an Empfindsamkeit ausgestattet war, ob er es nun spürte oder nicht. Diese Empfindsamkeit manifestierte sich in Form von Träumen und Intuition. Die hier angehäuften Ausstellungsstücke erzeugten genug beunruhigende Energie, um bis zu einem gewissen Grad auch auf den Unempfindlichsten einzuwirken. Heute Abend hatte es ihn amüsiert zu beobachten, wie seine Gäste bemüht waren, ihre Abscheu vor den Stücken zu verbergen.
    Als Lancing den schweren Deckel des Sarkophags verschob, war ein mahlendes, scharrendes Geräusch von Stein auf Stein zu hören. Er sah Hulsey an und lächelte.
    »Helfen Sie mir mit der Leiche«, sagte er.
    Hulsey zuckte heftig zusammen. Lancing richtete das Wort nur selten direkt an ihn, und immer fand er es nervtötend. Er schob seine Brille höher auf die Nase und trat dann höchst widerwillig vor.
    Lancing schlenderte zu der Toten. Dabei geriet er in die Nähe des Altars, den er wie beiläufig berührte. Delbridge entging es nicht. Er hatte gesehen, dass Lancing andere Objekte in der Galerie auf dieselbe liebevolle Weise berührte, als

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