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Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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hübschen Gesicht genau in das Beuteschema des Monsters. Sie war ein Straßenmädchen, das seinem Gewerbe in jenem Stadtviertel nachging, das auch das Revier des Monsters war. Delbridge hatte sich in der Nähe auf die Lauer gelegt, zwei geladene Pistolen in der Tasche, in der Hand eine Phiole mit einer von Hulseys Mixturen.

    Sein eigenes Talent hatte ihn jahrelang frustriert, da es zwar ausreichend stark, aber von sehr begrenztem Nutzen war. Es bestand darin, dass er andere Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten deutlich wittern und die Natur ihrer speziellen Kräfte unterscheiden konnte. In der Nacht, als er Lancing stellte, war ihm diese Fähigkeit endlich zugutegekommen.
    Als eines Nachts das Mitternachtsmonster mit engelhaftem Lächeln und wie ein eleganter Gentleman gekleidet aus dem Nebel auftauchte, hatte sich sogar Molly mit ihren ausgeprägten, auf der Straße geschärften Instinkten täuschen lassen.
    Lancings Jagdinstinkt erwachte sofort, und Delbridge hatte die Natur der beunruhigenden Aura, die ihn umgab, ebenso rasch erkannt. Auch wenn es keinen Namen für das Talent des Monsters gab, hätte Delbridge ihn als das erkannt, was er war: als Killer.
    Er hatte dem ParaJäger Beschäftigung angeboten und noch etwas, von dem er instinktiv wusste, dass es für ihn noch viel wichtiger war: Bewunderung und Anerkennung seiner außergewöhnlichen Kräfte.
    Rasch hatte er erkannt, dass Lancing eine zweite Schwäche besaß, der er nachgeben musste, wenn er das Monster in der Hand haben wollte. Lancing kam von der Straße, verzehrte sich aber nach dem Umgang mit Höhergestellten in einer Welt, die ihm auf Grund der Umstände seiner Geburt immer verschlossen geblieben war. Wie ein Verhungernder nach Brot giert, sehnte sich der Bastard danach, von der Elite anerkannt zu werden. Es wurmte ihn gewaltig, dass er, ein höherer Mensch, nicht über den gesellschaftlichen Rang und die Verbindungen verfügte, die Zutritt zu exklusiven Kreisen garantierten.

    Delbridge hatte diese Viper nur sehr widerstrebend bei seinem Schneider eingeführt, ganz zu schweigen von gelegentlichen Einladungen zu gesellschaftlichen Anlässen wie heute, doch das ließ sich nicht ändern. Lancing an der Peripherie der Welt der Oberschicht schnuppern zu lassen, war der Preis seiner Geschäftsbeziehungen zu dem Mitternachtsmonster.
    Delbridge sah ihn an. »Was ist heute schiefgegangen? Der Plan, Miss Stubton loszuwerden, war einfach und simpel. Sie sollten sie nach der Party zu ihrem Stadthaus zurückbegleiten und sie dort kaltmachen. Warum zum Teufel mussten Sie sie hier in meinem Haus töten? Ist Ihnen nicht klar, welches Risiko Sie eingingen?«
    Molly Stubton, bildschön und von schwelender Sinnlichkeit, erwies sich dank ihrer Raffinesse im Schlafzimmer als Verführerin überaus nützlich. Delbridge hatte sie gebraucht, um die Geheimnisse einiger seiner Rivalen in Erfahrung zu bringen. Sie hatte ihre Rolle blendend gespielt, war in letzter Zeit aber schwierig geworden, da sie ärgerliche Forderungen stellte und sogar so weit gegangen war, an Erpressung zu denken. Höchste Zeit also, sich ihrer zu entledigen, aber Lancing hatte die Sache vermasselt.
    Lancing schob eine Schulter anmutig hoch. »Sie kam aus irgendeinem Grund hier herauf. Ich vermutete, dass sie sich mit einem der Gäste treffen wollte, und folgte ihr, um zu sehen, was sie vorhatte. Als sie mich sah, war ihre Angst spürbar wie ein Parfüm.« Die Erinnerung entlockte ihm ein Lächeln. »Sie ahnte, was ihr bevorstand. Unmöglich, dass sie sich überreden ließ, sich von mir nach Hause bringen zu lassen. Ich hatte keine andere Wahl, als sie sofort zum Schweigen zu bringen.«
    »Auch wenn Sie glaubten, sofort handeln zu müssen, gibt
es sauberere Methoden«, hob Delbridge hervor. »Warum zum Teufel schnitten Sie ihr den Hals durch und ließen sie einfach liegen? Was, wenn ein anderer Gast die Galerie betreten, den Leichnam entdeckt und Alarm geschlagen hätte? Mir wäre nichts anderes übrig geblieben, als die Polizei zu rufen.«
    »Das viele Blut ruinierte mir Jacke und Hose«, sagte Lancing noch immer lächelnd. »Ich suchte eines der Schlafzimmer auf, um mich zu säubern und umzukleiden.«
    Ein Verdacht erwachte in Delbridge. »Sie haben eine zweite Garnitur Kleidung mitgebracht?«
    »Natürlich. Ich nehme immer Sachen zum Wechseln mit, wenn ich weiß, dass mir eine meiner kleinen Vergnügungen bevorsteht.«
    Mit anderen Worten, er hatte von vornherein geplant, Molly hier im Haus

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