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Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Diebe war der Hypnotiseur?«, fragte Delbridge. »Der Mann oder die Frau?«
    »Wenn meine Annahme richtig ist und die Frau das Kristallmedium war, folgt daraus, dass ihr Begleiter der Hypnotiseur war. Sie wissen sicher, dass jedes Individuum mit starkem paranormalen Talent nur einen Typ verkörpert. Jemand kann Kristallmedium oder Hypnotiseur sein, aber nicht beides.«
    »Wer immer es ist, morgen wird er tot sein.«
    »Vielleicht.«
    Delbridge gefiel Hulseys Gesichtsausdruck nicht. Der Forscher sah aus, als erwäge er andere Möglichkeiten.

     
    Lancing meldete sich eine Stunde später durchnässt und schlechter Laune zurück.
    »Keine Leiche«, sagte er angespannt.
    »Verdammt! Wer immer es ist, er kann die Wirkung der giftigen Dämpfe nicht überlebt haben«, beharrte Delbridge.
    Lancing reagierte mit einem aufreizend eleganten Schulterzucken. »Dann muss die Frau ihn irgendwie in einem Wagen fortgeschafft haben.«
    »Sie würde sich bald in Gesellschaft eines gewalttätigen Irren befinden«, wandte Hulsey ein. »Es sei denn …«
    Delbridge und Lancing sahen ihn an.
    »Es sei denn … was?«, fragte Delbridge.
    Hulsey zog ein Tuch aus der Tasche und machte sich daran, seine Brille zu putzen. »Es sei denn, sie wusste, wie man ihn vor den Halluzinationen rettet.«
    »Ausgeschlossen«, sagte Delbridge.
    Hulsey setzte die Brille wieder auf die Nase. Hinter den Brillengläsern funkelten seine Augen. »Tatsächlich höchst interessant.«

7
    Thaddeus schlug die Augen im schweren grauen Licht eines Nebeltages auf. Einen Moment blieb er reglos liegen und versuchte, sich zu orientieren. Nichts war ihm an dem kleinen Raum mit den schmutziggrünen Wänden und trüben Fensterscheiben vertraut.
    Vom Bett aus konnte er seinen Mantel an einem Wandhaken sehen. In einer Ecke befand sich ein wackliger Waschtisch,
der neben einer zerschrammten, abgenutzten Schubladenkommode stand. Das Bettzeug roch muffig.
    Erinnerungen überfielen ihn sturzbachartig: die faszinierende Frau mit den goldenen Augen, Delbridges giftige Dämpfe, die überstürzte Flucht im privaten Wagen, das Wissen, dass er die Nacht vermutlich nicht überleben würde, zumindest nicht mit gesundem Verstand.
    Leona . Letzte Nacht war ihr Name für ihn wie ein Talisman gewesen. Der vom Mondlicht schimmernde Kristall und die bezwingende Gewissheit in ihrer Stimme waren ihm im Gedächtnis geblieben. »Ich werde mit Ihnen durch Ihre Träume gehen .«
    Er richtete sich langsam auf und schlug die zerlumpte Decke zurück. Vorsichtig gab er sich der Erinnerung an die Einzelheiten des Kampfes mit der Höllenwelt dunkler Fantasien hin, die ihn zu überwältigen drohten. Gnädigerweise waren die Bilder nun nurmehr verblasste Fragmente, an gewissen Stellen von unangenehmer Schärfe, aber nicht ärger als die Erinnerungen an einen besonders lebhaften Albtraum. Er litt nicht mehr unter Halluzinationen.
    Die geheimnisvolle Leona hatte ihn mit Hilfe des Kristalls davor bewahrt, in eine Hölle zu stürzen, aus der es vermutlich keine Wiederkehr gegeben hätte.
    Zauberin, dachte er mit einem kleinen Lächeln.
    Und er hatte es ihr vergolten, indem er versucht hatte, ihr Gewalt anzutun.
    Er lächelte nicht mehr. Die niederschmetternde Erinnerung brachte ihn auf die Beine. Schweiß ließ seine Stirn glänzen. Noch nie hatte er die Beherrschung so verloren wie letzte Nacht. Niemals. Die Kraft der Selbstbeherrschung, die er perfektioniert hatte, um seine hypnotischen Talente zu meistern, hatte ihm in allen Lebenslagen gut gedient, so auch im
Reich sexueller Begierden. Letzte Nacht aber hatte das Gift in ihm ein fiebriges, unbeherrschbares Verlangen geweckt.
    Ekel übermannte ihn. Er hatte gar nicht erst versucht, seine übermächtige Begierde zu zügeln. Im Griff der Halluzinationen hatte er sich gesagt, dass er jedes Recht hatte, sie zu nehmen. Er hatte sich überzeugt, dass sie seine wahre Partnerin war, die einzige Frau, deren Kraft sich mit seiner messen konnte.
    Die einzige Frau, die das Geheimnis seines Talents erfahren hatte und ihn nicht fürchtete.
    Zum Glück hatte ihr eigenes Talent ihn vor seinen raubtierhaften Begierden gerettet. Sie hatte es fertiggebracht, ihm Einhalt zu gebieten. Dennoch bereitete ihm die Erkenntnis Übelkeit, wie nahe er daran gewesen war, ihr wehzutun. Mit diesem Wissen müsste er den Rest seiner Tage leben.
    Ein Blick nach unten zeigte ihm, dass er von den Schuhen abgesehen komplett angezogen war. Er fand die Schuhe unter dem Bett neben einem

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