Dieb meines Herzens
gefasst.«
»Versprich mir, dass du zu mir kommst, wenn sie dich plagen. Ich kann sie nicht ganz verhindern, doch ich kann dafür sorgen, dass sie nicht … beherrschend werden.«
Sie fühlte sich nicht abgestoßen von dem, was er getan hatte. Sie bot ihm Hilfe bei der Bewältigung der unausweichlichen Folgen seiner Tat an. Unendlich erleichtert atmete er auf.
Er umfing ihre Finger mit einer Hand, führte sie an den Mund und küsste sie. »Ich werde zu dir kommen, wenn ich deine Hilfe brauche.«
Mit einem befriedigten Nicken trat sie zurück. »Wenigstens haben wir nun einige Antworten, und das Mitternachtsmonster ist tot.«
»Da fällt mir etwas ein.« Er drehte sich um, griff nach der Jacke, die er auf das Sofa geworfen hatte, und zog das Papier
aus der Tasche. »Diesen Brief fand ich unter Molly Stubtons Matratze. Sie schrieb ihn nicht zu Ende. Aus irgendeinem Grund befand sie es für nötig, ihn zu verbergen.«
Er las laut vor.
Mein lieber J.,
es gibt aufregende Neuigkeiten. Meine Pläne entwickeln sich wie erhofft. Letzten Abend eröffnete ich D., dass ich mir viel mehr Geld erwarte, als er mir jetzt für die Risiken, die ich eingehe, gibt. Erst wollte er nichts davon wissen – belegte mich mit Schimpfnamen und betonte, dass ich es nur ihm zu verdanken hätte, wenn ich mich nun in »besseren« Kreisen bewege. Sehr langweilig, das alles. Vernunft nahm er erst an, als ich ihm vorhielt, dass er ohne meine Hilfe nie erfahren hätte, in wessen Besitz sich dieses Stück Stein befindet, an dem ihm so viel liegt.
Ich fragte, warum der Kristall für ihn so wichtig wäre, da ich mir dachte, es könnte vielleicht nützlich sein, das zu wissen. Er sagte aber nur, dass er ihn benötige, um in einen exklusiven Klub aufgenommen zu werden.
Obwohl mich mit dem Einkommen von D. ein gutes Leben erwartet, weiß ich besser als die meisten anderen, dass man ihm nicht trauen kann. Deshalb entschloss ich mich, mir einen anderen Liebhaber zu suchen. Eine alleinstehende Frau kann es sich nicht leisten, ohne den Schutz eines reichen Gentleman zu leben. Nun habe ich ein Auge auf einen gewissen Mr S. geworfen, einen Mann mit großem Vermögen und sehr wenig Verstand. Eine hübsche Kombination.
Der Brief brach unvermittelt ab. Als er aufblickte, sah er, dass Leona ihn mit eindringlicher Miene beobachtete.
»Es sieht aus, als hätte dein Freund Caleb Jones mit seiner Vermutung recht, dass ein größerer Plan dahintersteckt«, sagte sie nachdenklich. »Delbridge stahl meinen Kristall nicht für seine eigene Sammlung. Der Stein war der geforderte Preis für die Aufnahme in irgendeinen Geheimklub.«
Thaddeus faltete den Brief bedächtig zusammen. »In einen Klub, dessen Mitgliedschaft ihm so wichtig war, dass er gewillt war, einen Mord in Kauf zu nehmen.«
»Sie schreibt, dass sie einen neuen Liebhaber sucht. Es muss der Gentleman gewesen sein, der an jenem Abend in die Galerie kam, um sich mit ihr zu treffen.«
»Vielleicht«, sagte Thaddeus. »Eines steht jedenfalls fest. Ich muss schleunigst wieder ins Innere von Delbridges Haus.«
Ungeduld blitzte in ihren Augen auf. »Glaubst du, wir werden dort den Kristall wiederfinden?«
»Das bezweifle ich. Falls Delbridge den Kristall noch besitzen sollte, wird er wohl so vorsichtig sein, ihn diesmal an einem weniger augenfälligen Ort zu verbergen.«
»Warum willst du dann ins Haus zurück?«
»Weil ich etwas suchen möchte, das sich als noch wichtiger erweisen könnte als der Aurora-Stein.«
Die Vorstellung, dass es etwas Wichtigeres als den Aurora-Stein geben könnte, schien sie zu erschrecken.
»Was denn?«, fragte sie mit unwilligem Stirnrunzeln.
»Informationen, den Geheimklub betreffend, dem er unbedingt beitreten möchte. Wenn ich Glück habe, finde ich sogar die Namen einiger Mitglieder.«
»Ach, ich verstehe. Ja, das wäre eine nützliche Information für dich und Caleb Jones.«
Er ging an den Schreibtisch, zog ein Fach auf und nahm eine Aufstellung von Delbridges üblichen Aktivitäten heraus,
die er und Caleb schon zu Beginn der Affäre vorbereitet hatten.
»Wenn Delbridge sich an seine Gewohnheiten hält, wird er morgen Abend sehr lange im Klub bleiben. In seinem Haus leben mit ihm nur zwei Angestellte, nämlich seine Haushälterin und ihr Mann, der Butler. Die anderen kommen tagsüber, bleiben aber nie über Nacht.«
»Wie merkwürdig. Meist lebt das Personal im Haus der Herrschaft.«
»Delbridge hat Geheimnisse zu hüten, viele Geheimnisse«, rief er ihr in
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