Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held
starrte
zurück.
»Setz… dich…hin… Malin!«
Zu Hanses Überraschung kam das nicht von Thuvarandis sondern
von Marll. Hanse beugte sich links neben Kurzer halb über den
Tisch.
»Partner, würdest du bitte die Hände
zurückziehen?« fragte er höflich.
Als Kurzer der Aufforderung nachkam, huschte ein verschwommener
Schemen an seinem Gesicht vorbei. Alle vier starrten Hanse an, der
den schmucklosen grünen Krug in der Hand hielt, der rechts neben
Kurzer gestanden hatte.
»Feuer und Asche!« murmelte Marll.
Hanse sagte: »Ich bin einfach unglaublich schnell,
Malingasa.«
Marll musterte den kahlköpfigen Mann. »Malin, ich habe
gesagt, setz dich hin.«
Das klang nicht unfreundlich. Malingasa nahm wieder Platz. Er sah
nicht gerade glücklich aus.
Hanse setzte sich gerade hin, blickte in Kurzers Krug und stellte
ihn wieder vor seinem Besitzer ab. Er griff nach seinem eigenen und
trank. »Verdammt. Ich hatte gutes Bier bestellt. Marll, was ist
mit der Statuette?«
»Sie ist fertig. Sie mußte nur noch einmal glasiert
werden, sonst hätte ich sie heute abend mitgebracht. Du kannst
sie haben, wann und wo du willst, Nachtschatten.«
»In eine gute Tasche eingepackt, die ich in Corstics Haus
mitnehme. Hinterleg sie im Stand des Obstverkäufers neben der
S’danzobude auf dem Basar. Sag ihm, daß sie für
Hansis ist. Hansis. Ich muß euch sagen, daß ich
beunruhigt bin. Einer von euch haßt mich wie die Pest, und
eigentlich kenne ich keinen von euch richtig. Wir wollen uns auf
folgendes einigen: Ich möchte morgen nacht keine Bögen oder
Armbrüste sehen. Und jetzt sagt mir, wann es losgeht.«
»Wie wäre es, wenn wir auch auf Schwerter
verzichten?« fragte Malingasa. »Oder möchtest du
vielleicht, daß wir mit gefesselten Händen
erscheinen?«
»Verdammt, Malin…«, sagte Thuvarandis.
Hanse seufzte. »Warum tust du das, Malingasa? Wir müssen
zusammenarbeiten, und mir gefällt deine
Alle-Südländer-sind-meine- Feinde-Einstellung nicht im
geringsten, und deine Provokationen schon gar nicht. Was soll ich
dazu sagen? Schwerter stören mich nicht, Malingasa. Messer auch
nicht. Ich habe keinen Grund, mich über Wurfmesser zu
beschweren, das wißt ihr. Aber es würde mich
fürchterlich nervös machen, wenn Distanzwaffen dabei
sind.«
»Es wird keine Armbrüste oder Bögen geben, von
Kurzers Bogen abgesehen«, versprach Thuvarandis. »Kurzer,
bring nur zwei Pfeile mit, in Ordnung? Ich kann Schattens
Nervosität verstehen. Und aus diesem Grund wird Malingasa auch
nicht mitkommen.«
»Was?«
»Um auf die Zeit zurückzukommen… «, sagte Hanse.
»Jetzt warte mal einen Augenblick!« protestierte
Malingasa.
»Zur vierzehnten Stunde«, sagte Marll. »Corstic
wird dann seit einer Stunde fort und frühestens in zwei Stunden
zurück sein.«
Hanse nickte. »Ich denke, wir haben alles besprochen. Wir
können von einem Pferderücken leicht über die Mauer
steigen. Ich werde alleine ins Haus gehen. Ich werde mich nur auf
mich selbst, auf Kurzer und auf die Aufgabe konzentrieren. Was
passiert, wenn ich wieder mit der Statuette zurückkomme? Ich
schätze, ich soll sie nicht auf den Boden
schmeißen.«
»Auf keinen Fall«, bestätigte Marll.
»In Ordnung«, sagte Hanse. »Ich werde sie dir
geben, nachdem wir wieder über die Mauer gestiegen sind, denn
sobald meine Füße den Boden berühren, werde ich mich
schleunigst aus dem Staub machen. Oh, irgend jemand muß vor der
Mauer warten, um auf die Pferde aufzupassen. Falls irgend etwas
Unvorhergesehenes passieren sollte, wird die Statue hier sein. Wie
heißt der Wirt?«
Sie nannten ihm den Namen. Hanse sah in die Runde und registrierte
Malingasas wütenden Blick. »Morgen nacht um die
fünfzehnte Stunde«, sagte er, »dürftet ihr haben,
was ihr wollt, und ich will doch hoffen, daß ich irgend etwas
Wertvolles erwische!«
Er wandte sich um und verschwand.
Mignureal sah auf, als Hanse die Wohnung betrat. Er trug ein in
Darmhaut eingewickeltes Päckchen. Sie blickte ihn in ihrem
bezaubernden Nacht›gewand‹, das Hanse ihr gekauft hatte,
fragend an. Doppelt so sexy wie irgendeine Frau in irgendeiner
Kaschemme ging sie zu ihm und gab ihm einen Kuß. Er konnte
nicht umhin, sie zärtlich ein wenig zu streicheln.
»Wir machen weiter«, sagte er und fügte hinzu:
»Es wird gefährlich.«
»Oh! Wieso sagst du mir das?« Sie trat einen Schritt
zurück.
»Weil ich hoffe, daß du für mich sehen kannst.«
Sie seufzte. »Hanse, ich habe es dir doch schon erklärt.
Ich
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