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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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auch er in Flammen auf, und
Corstic hatte drei Fackeln. Deine Freunde, Malingasa, und du
warst nicht einmal da, und ich konnte überhaupt nichts
machen.«
    »Hör auf!« flehte der jetzt heftig zitternde Mann.
»Nein, nicht mehr! Ich glaube dir, es tut mir leid, ja, ja, das
ist Corstic… ah, Flamme, o Mutter-r-r…« Er schlug den
Kopf vor und zurück. »Jetzt wird er mich auch erwischen! Er
muß es! Ah, nein, nein, oh…«
    Malingasa verstummte, den Kopf zur Seite gedreht. Er weinte. Hanse
sah angewidert auf seine Hand. Sie war von den Tränen und dem
Speichel des anderen besudelt.
    Er lächelte höhnisch. »Ich werde dir noch etwas
erzählen, Malingasa. So klug und mutig, wie du bist, wirst du es
bestimmt verstehen. Ich bin geflohen, Mann. So schnell ich
konnte! Ich bin so schnell abgehauen, wie mein Pferd laufen konnte,
weil sich ganze Äste von den Bäumen losgerissen haben und
durch die Luft geflogen sind, direkt auf die Straße vor der
Mauer zu. Ich glaube nicht, daß der Mann mich sehen konnte, den
ich in einem der oberen Fenster entdeckt hatte, aber das war ihm
egal, er wollte einfach jeden vernichten, der in der Nähe war!
Ich weiß nicht genau, wie ich entkommen bin. Ich bin den ganzen
Weg den Hügel runter im Galopp geritten, und ich habe jede
Sekunde damit gerechnet, daß sich ein Baum in meinen
Rücken rammen würde. Ich lebe noch, weil ich Glück
hatte, Malingasa; Mignureal und Glück. Wegen ihr hatte ich mich
verspätet. Und du lebst noch, weil du dich mir gegenüber so
beschissen benommen hast, daß sie dich nicht mit den
großen Jungen mitgehen lassen wollten. Und jetzt wirst du mir
entweder erzählen, was es mit dieser Sache auf sich hat, oder
mein Kater Wunder und ich werden mit dir ein bißchen
Vivisezierer spielen.«
    Hanse war klar, welche Wirkung eine solch furchtbare Drohung auf
einen Mann haben mußte, der derart verängstigt wie
Malingasa war.
    Sein Messer blitzte vor Malingasas Augen auf, und Mignureal rief:
»Hanse!«
    Er warf ihr einen schnellen Blick zu und zwinkerte. Während
sie noch zu ergründen versuchte, was das zu bedeuten hatte,
begannen sich ihre Lippen zu bewegen.
    »Mal… Malingasa«, murmelte sie, »war einer von
ihnen. Thuvarandis auch, und Perias, und ein… ein Ravas, ja,
Ravas und andere.«
    Hanse starrte sie an. Ihre Augen schienen klar zu sein, wenn auch
etwas starr, und ihre Stimme klang völlig normal. Sie schien zu sehen, aber auf eine andere Art als sonst. »Einer von
denen, die… was, Mignue?«
    Malingasa schluchzte auf, als Mignureal sagte: »Die Corstics
Frau das angetan haben. Erzähl es uns, Malingasa, wenn du
glaubst, daß du eine Seele besitzt und sie vielleicht vor
Corstic retten kannst. Oder möchtest du lieber, daß es dir
so ergeht wie… wie… Nuris! Möchtest du so werden wie
Nuris?«
    Malingasa zuckte bei diesen Worten heftig zusammen und schrie auf,
und Hanse preßte seine Hand schnell wieder auf den Mund des
kahlköpfigen Mannes. Als er sie wieder wegzog, wischte er den
Sabber an Malingasas Tunika ab.
    »Ich werde… ich werde es euch erzählen«,
brachte Malingasa mit leiser, kläglicher, erstickter Stimme
hervor, die immer wieder von Schluchzern unterbrochen wurde. »O
M-mutter, M… ich werde es euch erzählen… nein, nicht
Nuris’ Schicksal…«
    »Wer ist Nuris?« wollte Hanse wissen, und Mignureal
fragte mit normaler Stimme: »Wer?«, und Hanse sah sie
scharf an. Plötzlich begriff er, daß Mignureal nicht nur sah, sondern daß hier sehr viel mehr passierte. Und er
hatte recht.
    Den größten Teil der Geschichte erzählte Malingasa
unter Stocken und Schluchzen. Auch nachdem Hanse die Fesseln an
seinen Fußgelenken durchgeschnitten hatte, bewegte sich der
Mann nicht. Aber hin und wieder machte er eine Pause oder
beantwortete eine Frage mit einem beinahe flehentlichen »Ich
weiß es nicht!«, und dann sah Mignureal ganz
plötzlich und schloß diese Lücken in der Geschichte,
während sie auf dem Fußboden sitzen blieb und Regenbogen
streichelte.
    Sie und Hanse erfuhren eine Menge mehr, als sie erwartet hatten.
Die Geschichte kam in Schüben und nicht in der richtigen
Reihenfolge heraus, aber es gelang ihnen, sie vollständig
zusammenzusetzen. Zuerst erfuhren sie durch Malingasa von der
Massenvergewaltigung, aber Mignureal steuerte andere Aspekte und
Einzelheiten und schließlich den Hintergrund bei, so daß
der Ablauf der Geschichte verständlich wurde.
     
    Vor Jahren wurde ein Bursche namens Nuris Zauberlehrling, er war
ein angehender

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