Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
Vom Netzwerk:
Beine.
    Im selben Augenblick schrie jemand auf. Hanse konnte die Gestalt
nur undeutlich erkennen, die dunklen Umrisse eines Mannes, der durch
das Zimmer stolperte und die Arme wie Dreschflügel kreisen
ließ, als würde er gegen ein Gespenst kämpfen.
    »Hanse!«
    Dieser Schrei stammte von Mignureal, und Hanse antwortete ihr mit
einem unartikulierten Laut. Der Eindringling kämpfte nicht mit
einem Gespenst, falls er nicht ein Buckliger war, der sich
aufgerichtet hatte; bei dem nicht zu erkennenden Klumpen auf dem
Rücken des nur undeutlich sichtbaren Einbrechers mußte es
sich um eine biertrinkende, auf Angriff gedrillte Wachkatze
handeln.
    Hanse ließ beide Messer fallen. Nackt, wie er war,
stürzte er sich auf die umherstolpernde männliche Gestalt.
Sie hatte beide Hände zu den Schultern erhoben, um den
großen roten Kater wegzureißen, der ihr Löcher in
den Rücken zu nagen versuchte. Hanse trat auf flachen, kalten
Stahl und erschauderte. Er wußte, worum es sich dabei handelte.
Er streckte eine Hand aus, und seine Finger berührten ein
Gesicht. Mit der geballten Faust schlug er mit aller Kraft zu. Eine
Schmerzwelle raste von seiner Hand seinen Arm entlang.
    Hanse fluchte.
    Der Eindringling, die schattenhafte Gestalt, grunzte und fiel in
sich zusammen wie ein Mehlsack.
    »Hanse?«
    »Zünde eine Lampe an, Mignue. Wunder hat uns gerade vor
einem Einbrecher mit einem Schwert gerettet, der uns umbringen
wollte.«
    »Einbrecher?« Ihre Stimme klang immer noch von der
Stelle auf, auf die er sie so heftig geschleudert hatte, um sie in
Sicherheit zu bringen.
    »Attentäter, meinetwegen. Bezahlter Meuchelmörder. Zünde die Lampe an, Mignue! Wunder? Es ist vorbei. Guter,
wunderbarer Junge. Laß den Kerl jetzt in Ruhe, solange er uns
noch etwas erzählen kann.«
    Wunder mußte den Griff seiner nadelscharfen Zähne
gelöst haben, denn er war in der Lage, ein Geräusch von
sich zu geben, das wie »Raar-rr-rr« oder so ähnlich
klang. Er knurrte weiter »rr-rr-r-r-rr«, und blieb dicht
neben dem zusammengebrochenen Eindringling liegen. Der bedrohliche,
starre Blick seiner großen grünen Augen war eindeutig
hungrig. Hanse bewegte sich mit unfehlbarer Sicherheit durch die
Finsternis und ergriff das mehrere hundert Fuß lange
Seidenseil, ein unbeabsichtigtes Geschenk von Thuvarandis. Damit
fesselte er geschickt die Handgelenke des Eindringlings, noch bevor
Mignureal die Lampe angezündet hatte.
    Hanse blickte auf Malingasa hinab.
    Er kaute einen Augenblick auf seiner Unterlippe und musterte den
Mann, bevor er das Seil nahm und es ein paarmal um die
Fußgelenke des Bewußtlosen schlang und verknotete.
Während er die Fesseln um Malingasas Handgelenke
überprüfte, erzählte er Mignureal, wer der Mann war.
Sie hatte eilig ihren Mantel übergezogen und setzte sich mit
untergeschlagenen Beinen auf den Boden. Regenbogen kletterte
über ihre Schenkel und ließ sich zwischen ihnen nieder.
Mignureal begann, sie geistesabwesend zu streicheln. Nur Hanse
bemerkte, wie Regenbogen den Mann auf dem Boden böse anblickte.
Und dann zuckten er, Mignureal und beide Katzen zusammen, als es an
der Tür klopfte. Hanse ergriff zwei Messer, streifte den Mantel
über – nicht den schwarzen – und ging zur
Tür.
    Er öffnete sie einen Spalt und sah sich dem alten
Böttcher gegenüber, der mit seiner Frau auf dem gleichen
Stockwerk wohnte. Mignureal konnte hören, wie Hanse dem Mann
erzählte, daß sie alle viel Glück gehabt
hätten, in ihre Wohnung sei ein Einbrecher eingedrungen, aber
Wunder hätte ihn angegriffen und den armen Teufel so erschreckt,
daß er gleich wieder durch das Fenster verschwunden sei. Ihr
Wohnungsnachbar versicherte ihm, daß er sich sicherer
fühlte, seit er von Wunder wüßte, und verschwand
wieder.
    Kaum hatte Hanse die Tür geschlossen, als er auch schon
Schritte vernahm, die die Treppe heraufkamen, doch dann hörte
er, wie ihr Nachbar der Frau des Vermieters die Geschichte
erzählte. Trotzdem kam sie zu ihrer Tür und klopfte.
    Hanse sprach sehr leise und sagte ihr, daß Mignureal bereits
wieder eingeschlafen sei. O ja, es ginge ihnen gut, ihnen beiden und
›diesen lieben Kätzchen‹. Und wieder zog er die
Tür zu und verschloß sie. Als er ins Schlafzimmer
zurückkehrte, war Malingasa schon wieder bei Bewußtsein
und starrte ihn an. Sofort ließ Hanse sich in die Hocke
nieder.
    »Was soll das, Malingasa? Du und ich, wir sind nicht gerade
Freunde, das stimmt. Aber nur wir beide sind Corstics Falle
entgangen. Wieso

Weitere Kostenlose Bücher