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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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wandte sich dem Bier
zu. Während er sich einen Becher einschenkte, fühlte er,
wie sich etwas gegen seine Beine drückte, und er blickte auf den
roten Kater hinunter.
    »Richtig, für dich auch, Junge! Ja, Wunder,
ich…« Verwirrt brach er mitten im Satz ab. Dann rief er:
»Mignue! Wie kommt es, daß Wunder und Regenbogen Katzen
sind, und Regenbogen sich trotzdem erinnern konnte und sich auf den
Weg nach Freistatt gemacht hat? Und was ist mit den Münzen…
und, Mignue, wie kommt es, daß du all diese Dinge
weißt, die du erzählt hast?«
    Mignureal saß immer noch auf dem Fußboden und
streichelte die gescheckte Katze, die auf ihren vom Mantel bedeckten
Schenkeln lag. Ihr Gesicht war entspannt, als sie zu ihm aufsah.
    »Ich weiß es, Hanse. Shurina war die Frau eines
Meistermagiers. Sie hat ein paar Dinge seines Handwerks gelernt,
einige unbedeutende Zaubersprüche. Sie war nicht untätig,
als er sie nach der Vergewaltigung wieder in ihrem
Gefängniszimmer einschloß. Sie wurde von ihrer Qual und
Wut getrieben, die nicht zuließen, daß sie sich in einen
Schock flüchtete. Sie band die Münzen mit einem Fluch an
sich. Und sie belegte sich selbst mit einem Fluch, der sie
daran hinderte zu vergessen. Selbst da wußte sie noch nichts
von seinen Plänen, oder daß er eine Katze darauf
vorbereitete, ihr Ka aufzunehmen. Es war nicht Nuris-Wunder,
der das alles ins Rollen gebracht hat, Hanse. Es war Regenbogen.
Shurina, meine ich.«
    »Oh.« Nach einer Weile fragte er: »Aber wie kommt
es, daß du…?« Er verstummte.
    Jetzt begann sich die gescheckte Katze zu regen, die Mignureal so
lange gehalten hatte. Sie erhob sich und drehte sich um, um langsam
an Mignureal heraufzuklettern. Regenbogen blickte ihr lange in die
Augen, und dann konnte Hanse beobachten, wie die Katze ihre kleine,
rosa Nase gegen Mignureals preßte. Er hatte in dieser Nacht
eine ganze Menge akzeptiert, weil ihm nichts anderes übrig
geblieben war. Nun akzeptierte er dies auch noch, und er begriff:
Nicht Regenbogen, sondern Shurina hatte Mignureal gerade
bestätigt, daß sie recht hatte, und sie hatte sie
geküßt.
    Mignureal drückte die Katze zärtlich gegen ihr Gesicht.
»Alles, was ich heute nacht gewußt und gesagt habe,
Hanse, das hatte nichts mit der Fähigkeit des Hellsehens der
S’danzo zu tun. Shurina hat es mir irgendwie… erzählt.
Ich habe nur für sie gesprochen.«
    Nach einer langen Zeit des Schweigens sagte Hanse: »Ich
glaube, ich nehme mir lieber noch etwas Bier.«
    »Äh, Hanse… schenkst du mir bitte auch ein
bißchen ein?«
     
    »Wunder ist mein Freund«, sagte Hanse. Er saß mit
dem Krug in der Hand auf einem Schemel und starrte blicklos vor sich
hin. Die Aufmerksamkeit von Mignureal, Regenbogen-Shurina und
Wunder-Nuris war ihm gewiß. »Er hat mir mindestens
anderthalbmal das Leben gerettet. Thuvarandis kann ich zwar nicht als
meinen Freund bezeichnen, aber er ist auch nicht mein Feind. Er kann
einfach nicht verdient haben, was Corstic ihm antut; kein Mensch kann
so etwas verdienen. Dieser Mann muß sterben dürfen. Nach
all dieser Zeit hat er seinen Tod bestimmt verdient.«
    Dann blickte er auf, und seine Augen waren wie schwarze Kohlen und
schienen doch zu brennen. »Und auch Corstic muß
sterben!« Er stieß einen Seufzer aus. »Jetzt
muß ich doch noch in seine Höhle einbrechen,
Mignue.«
    »O Hanse!«
    Shurina jedoch äußerte sich überzeugender als
Mignureal. Sie eilte zu Hanse und rieb sich an seinem Bein. Hanse
ließ seine Hand über den Rücken der gescheckten Katze
gleiten. Plötzlich wandte er sich Wunder zu.
    »Wunder! Kannst du mich verstehen? Verstehst du, was ich
sage?«
    Wunder blickte ihn an und drehte dann plötzlich den Kopf zur
Seite, um sich mit Hingabe das Fell zu lecken. Dann setzte er sich
und beobachtete Shurina, die sich an Hanses Bein rieb, und dann Hanse
selbst.
    »Ich glaube… ich glaube, Shurina versteht uns«,
sagte Mignureal. »Wunder ist ein Kater, denke ich, nur
eine Herberge für Nuris’ Ka. Aber Shurina ist sich
in dem Körper der Katze ihrer selbst bewußt. Es muß
so sein, Liebling. Ich weiß, daß sie durch mich
gesprochen hat. Es ist anders als beim sehen, Hanse; ich habe
die Worte gehört. Ich wußte, was ich sagte.« Sie
überlegte einen Moment, und dann machte sie einen Versuch:
»Regenbogen?«
    Die gescheckte Katze rieb sich weiter an Hanses Bein und
wölbte ihren Rücken seiner Hand entgegen. Und trotzdem war
es bestimmt kein Zufall, daß sie ihren kleinen Kopf von
Mignureal

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