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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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seinem
farbenfrohen Aussehen nach zu urteilen. Sein schmaler Hut hatte eine
gewagte gelbe Farbe, seine mit grünen Stickereien verzierte
Tunika war leuchtend blau, und seine lederne Hose hatte die gelbliche
Farbe ungegerbten Rehleders. Über einem breiten, gepflegten,
schwarzen Schnurrbart blickten seine klaren Augen liebenswürdig
Mignureal direkt an und richteten sich dann auf Hanse. Er trug ein
Schwert mit einem schönen Griff und einem schönen
Granatknauf, das in einer schönen Scheide aus mit schwarzem
Leder überzogenem Holz steckte, und die mit sich in X-Form
kreuzenden Bändern aus naturgelbem Leder verziert und mit zwei
– waren es Granatsteine? – versetzt war. Sein Pferd war ein
geschmeidiger schöner Rappe mit zwei weißen Fesseln. Die
schön gearbeiteten Schnörkelverzierungen seines hellen
Sattels waren schwarz gefärbt, um den Kontrast hervorzuheben. Er
erzählte ihnen, daß sein Name Sinajhal und er
Unterhaltungskünstler sei, unterwegs von Firaqa nach… nun,
wohin auch immer sein Pferd und die Göttin Fortuna ihn
führen mochten.
    Hanse fiel es schwer, den farbenfroh gekleideten Burschen nicht zu
mögen, und er wußte, daß Mignureal von ihm
entzückt war. Sinajhal berichtete ihnen dann noch auf seine
liebenswürdige Art von einem Problem, das hinter ihm, aber noch
vor ihnen lag; dieses Problem sei ein äußerst
hartnäckiger Steuereintreiber. Es sei klüger, wenn sie die
Abkürzung durch den kleinen Wald rechts von ihnen nehmen
würden.
    Sie bedankten sich für den Rat. Der Fremde vollführte in
seinem Sattel eine prächtige Verbeugung, winkte ihnen
liebenswürdig zu, wünschte ihnen liebenswürdig eine
gute Reise und ritt liebenswürdig seines Weges.
    Nachdem er verschwunden war, lachten Hanse und Mignureal ein wenig
über ihn. Von dem Charme des Burschen beeindruckt, wollte Hanse
gerade seine Meinung über ihn ändern und ihn unsympathisch
finden, als Mignureal ihn ›dieser ulkige Kerl‹ nannte.
    Sie nahmen die Abkürzung durch den hübschen, kleinen
Wald, die Sinajhal ihnen gezeigt hatte, und folgten einem gewundenen
Pfad, der so schmal war, daß er nur von einem Pferd
gleichzeitig passiert werden konnte.
    Eine gute Stunde später, als Wunder und Regenbogen zu einer
kleinen Erkundungstour zwischen den umstehenden Bäumen
verschwunden waren, drehte Hanse sich in seinem Sattel um, um
Mignureal zuzurufen: »Ich glaube, wir reiten im Kreis«, als
er sah, wie sie mit weit aufgerissenen Augen auf irgend etwas hinter
seinem Rücken starrte.
    Er drehte sich wieder um und schaute in die gleiche Richtung.
Wieder einmal blickte er auf einen Stahlpfeil, der in eine gespannte
Armbrust eingelegt war. Die Waffe befand sich in der Hand eines
dickbäuchigen Burschen mittleren Alters, der völlig in
dunkles Braun gekleidet war. Auch sein Schnurrbart, Kinnbart und
Gesicht waren dunkelbraun.
    Nicht schon wieder, dachte Hanse unglücklich.
    »Steht auf und bleibt stehen«, sagte der
dickbäuchige Mann. »Das heißt, steigt von den Pferden
und haltet euch von ihnen fern, während ich sie mitnehme. Ihr
könnt mir glauben, ich will sie lieber haben als ihr.«
    Hanse starrte ihn an und biß sich auf die Lippen,
während er überlegte. »Wollen«, sagte er,
»ist nicht brauchen.«
    »Steig vom Pferd, Klugscheißer.«
    Nein, dachte Hanse, nicht schon wieder. Und mit
absichtlich schriller Stimme schrie er: »Hilfe! O
Hiiilfe!«
    »Das wird dir auch nicht helfen, Junge«, versicherte der
Räuber. Die Armbrust bewegte sich drohend. »Aber du
hältst trotzdem besser den Mund. Und jetzt steig vom Pferd. Du
auch, Mädchen. Oh – und halte die Hände von den
scharfen Klingen fern, Junge.«
    Hanse stieß einen tiefen Seufzer aus, dachte: verdammter
Kater, und begann abzusteigen.
    In diesem Augenblick bewies Wunder, daß sich der Räuber
geirrt hatte. Der Kater schoß aus dem Wald hervor, schrie:
»Yaaauurrr!« oder etwas, das so ähnlich klang, und
katapultierte sich in die Luft. Er landete mit sämtlichen
ausgefahrenen Krallen auf dem Arm des Räubers, der die Armbrust
hielt, und begann sofort zuzubeißen. Der Mann kreischte. Sein
Finger krümmte sich um den Abzug. Während der Bolzen
über Hanses namenloses graues Pferd hinwegsummte, ragte aus der
Brust des Räubers schon der schmale Griff eines Wurfmessers.
Seine Augen rollten unkontrolliert hin und her, und er wankte,
während sich Wunder weiterhin so gebärdete, als wollte er
seinen Arm auffressen.
    Wäre Hanse nicht mit dem Fuß ausgerutscht, hätte
er den Bolzen der

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