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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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Hüfte schlang und sie verknotete.
    »Aber ich kann nicht… du sollst doch nicht… noch
niemand hat mir…«,stammelte Rose und weinte noch
lauter.
    Mignureal umarmte sie und danach Tenny. Als sie nach einem kurzen
Blick auf Rys erkannte, daß der nichts von einer solchen Geste
hielt, ging sie nicht weiter auf ihn zu. Und dann war es Zeit, ins
Bett zu gehen.
    »Aber ich werde stundenlang nicht einschlafen
können!« protestierte Rys und fingerte an seinem
Prachtstück herum.
    »Ich schätze, das solltest du aber besser tun«,
ermahnte ihn sein Vater. »Du mußt nämlich morgen eine
ganze Menge Unkraut jäten.«
    »Rys«, sagte Hanse streng und drehte sich noch einmal
um, als er und Mignureal schon mit einer Lampe, die Tenny ihnen
gegeben hatte, auf dem Weg zur Scheune waren. Er hob den Finger.
»Geh jetzt schlafen. Dann kannst du morgen um so früher
aufstehen und dich bei Sonnenlicht bewundern!«
    »Ja, Herr!«
    Ungefähr eine Minute später öffnete Hanse die
Scheunentür. »Verdammt«, murmelte er. »Herr! So hat mich noch nie jemand genannt!«
    Mignureal lachte und umarmte ihn. »Ich fühle mich so
wunderbar, daß wir die Kinder beschenkt haben!«
    »Ich mich auch«, gab Hanse zurück. »Und was
wir gleich tun werden, wird auch dazu beitragen, daß du dich
wunderbar fühlen wirst! Nachdem wir die Satteltasche
geleert haben.«
    »Oh, Mist«, sagte sie, als sie sich an eine
Verwünschung erinnerte, die sie sich angewöhnen und ganz
automatisch benutzen wollte.
    Sie entleerten die Satteltasche, sammelten auch die Münzen
aus Hanses Schärpe zusammen und kletterten auf den
Scheunenboden. Den Docht der Lampe, die in einem mit vielen
Löchern durchsetzten Eisenkästchen steckte, löschten
sie mit äußerster Vorsicht.
    Es war eine wunderbare Nacht. Und es wurde auch eine geruhsame und
ereignislose Nacht, von dem Rausch ihrer Gefühle abgesehen, als
sie sich vor dem Schlafen einander hingaben. Hanse hatte recht
gehabt, hinterher fühlte sich Mignureal einfach wunderbar. Und
ihrem Mann ging es nicht anders.
     
    An diesem Morgen enthielt die Satteltasche wieder elf rankanische
Kaisermünzen. Hanse und Mignureal ließen sie dort
liegen.
    Als er sagte, daß er vorhätte, eine weitere Münze
hier in der Scheune zu verlieren, rannen Mignureal die
Tränen über die Wangen. Wer in Freistatt hätte das von
Hanse, den man Nachtschatten nannte, geglaubt! Aber sie
überredete ihn, die Münze in das Gras hinter der Scheune zu
werfen. Dort würde sie mit Sicherheit gefunden werden, doch hier
auf dem Dachboden könnte sie unter Umständen unentdeckt
bleiben, da Imrys und Tenny niemals das ganze Heu ausräumen
würden. Und was noch schlimmer gewesen wäre, die Münze
könnte auch in den Mist der drei Kühe, der Färse oder
des Pferdes fallen.
    Dann gab Mignureal Hanse ein großes blaues Tuch, in das er
achtundzwanzig Münzen einrollte, bevor er eine Schärpe
daraus machte.
    Als sie aus der Scheune kamen, fanden sie die beiden Kinder vor,
die fröhlich ihre neuen prächtigen Kleidungsstücke
trugen. Ihre Wohltäter lehnten zwar ein Frühstück ab,
wurden aber trotzdem ›gezwungen‹, wenigstens etwas Milch
und Brot anzunehmen. Als Hanse an die silberne Kaisermünze
dachte, die er so hatte liegen lassen, daß Imrys sie finden
mußte (und dann mußte er noch herausfinden, was für
ein Geldstück das war, denn er hatte höchstwahrscheinlich
noch nie so eins gesehen), akzeptierte er gnädig einen kleinen
Laib des guten, knusprigen, dunklen Brotes. Nach einer längeren
familiären Abschiedszeremonie, die sie verlegen machte, zogen
die Reisenden wieder weiter, um eine Münze ärmer und doch
sehr viel reicher.
    »Milch«, murrte Hanse, als sie in
nordöstlicher Richtung durch das bäuerliche Land ritten.
»Ich werde heute bestimmt Durchfall bekommen!«
    »O Liebling, du solltest nicht einmal daran denken!«
Mignureals Stimme war genauso warm wie ihr Lächeln. Sie
saß in ihrem Sattel, ohne sich Sorgen wegen ihrer bloßen
Waden zu machen, und schlang sich die Arme um den Leib. »Ich
fühle mich so herrlich! Was für wunderbare Leute!«
    »Aye«, sagte Hanse und fügte verwundert hinzu:
»Und es ist sehr merkwürdig, wenn einem bewußt wird,
daß sie dasselbe über uns sagen. Über mich!«
    Es war ein wunderschöner Tag, und er blieb so
wunderschön, bis sie dem Rat eines anderen netten Mannes folgten
und eine Abkürzung durch einen kleinen Laubwald nahmen und
überfallen wurden.
     
    Es war ein netter Bursche, und er war gut gekleidet,

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