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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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sich ermahnte, sich zu beeilen. Trotz ihrer Eile jedoch, so schnell wie möglich wieder wegzukommen, erschreckte sie der Anblick des Inhaltes beim Öffnen der Eisentür des Tresors so sehr, dass sie in eine vorrübergehende Bewegungslosigkeit verfiel.
    Das Diadem war wirklich da, reines Silber mit ovalen blauen Saphiren ausgeschmückt. Außerdem erblickte sie eine massive goldene Kameenbrosche, ein goldenes, mit minengeschliffenen Diamanten besetztes Filigrankreuz, ein paar Ohrgehänge aus Saphiren und Diamanten und viele weitere wertvolle Schmuckstücke. Und Bargeld - und zwar mehr Bargeld, als sie die Zeit hatte zu zählen.
    Mystere erkannte sowohl Stücke, die sie selbst gestohlen hatte als auch Beisteuerungen von Hush und den anderen. Sie griff gerade nach dem Diadem, als sie Rose’ Stimme draußen auf der Treppe hörte, das Herz blieb ihr stehen.
    »Ja, es werden in der Tat viele Vorbereitungen für die Hochzeit nötig sein. Aber Mystere und ich werden das mit Leichtigkeit hinkriegen, Paul, mach dir deswegen nur keine Sorgen.«
    Rose sprach absichtlich laut, um Mystere zu warnen, dass Paul auf dem Weg nach oben war. Fast hätte blinde Panik sie überkommen, sie zwang sich jedoch dazu, unverzüglich zu handeln. Pauls Lähmung ließ ihn Treppen nur sehr langsam hinaufsteigen, es gab also noch eine geringe Chance zu entkommen. Das Diadem zu nehmen stand jedoch außer Frage - nicht, wenn er sie damit im Korridor erwischen könnte.
    Sie schlug den Tresor zu, hängte das Gemälde wieder an seinen Platz, legte den Schlüssel in die Tasche zurück und stieß diese mit dem Fuß unter das Bett. Sie schaltete das Licht aus und entkam gerade noch rechtzeitig aus seinem Zimmer; sie begegnete Rose und Paul erst, als sie sich sicher außer Reichweite von Pauls Tür befand. Es sah nun so aus, als hätte sie gerade ihr eigenes Zimmer verlassen.
    »Da ist ja unser Hochzeitsmädchen.« Der alte Betrüger strahlte sie an. »Hast du dich inzwischen damit angefreundet, dass du eine der wohlhabendsten Frauen Amerikas sein wirst?«
    »Nein«, gelang es ihr mit fester Stimme zu antworten. »Im Moment erscheint mir alles noch wie ein Traum.«
    Bis Hush endlich Lorenzo Perkins aus seinem Haus in der Arnos Street hinaustreten sah, blieben nur noch ein paar Stunden Tageslicht übrig. Der Schatten des Mannes war lang und schmal und unheimlich in der untergehenden Sonne, als er sich in die Richtung der Saloons begab, die über die ganze Tin Pan Alley verstreut waren - einem geschäftigen Block auf der 48. Straße zwischen dem Broadway und der Sixth Avenue.
    Hush spionierte nun auf seine eigene Initiative hin und beobachtete Sparky und Lorenzo, wann immer er die Möglichkeit dazu hatte, denn er war entschlossen zu verhindern, dass diese beiden Ganoven Mystere zugrunde richteten. Er hatte also beschlossen herauszufinden, was die beiden im Schilde führten.
    In einer nahe gelegenen Gerberei endete gerade die Sonntagsschicht, und die müden Arbeiter kamen hinaus ans Tageslicht; sie sahen aus wie verdammte Seelen, die der Hölle entkommen waren. Sie boten Hush gute Deckung, als er sich seinem Mann näherte, der dann ganz plötzlich in einem Backsteinbau mit eisernen Fensterläden verschwand - in einem beliebten Lokal in dem ortsansässige Texter, Komponisten und Interpreten verkehrten.
    Seit es den Tammany-Politikem gelungen war, die unbeliebten »Moralgesetze« aufzuheben, waren am Sonntag die Bars der Stadt überfüllt. Diese war scheinbar von besserer Qualität als die auf der Bowery. Als Hush die Bar betrat, konnte er vor lauter Tabakrauch zunächst nichts erkennen. Im Gedränge entdeckte er dann Lorenzo an einem Tisch im hinteren Bereich des Raumes, wo er mit Sparky zusammenhockte.
    Hush schien heute seinen Glückstag zu haben. In dem Lokal war es dunkel, und so gelang es ihm, sich nur ein paar
    Fuß von den beiden Männern entfernt hinter ein mit Eis gefülltes großes Fass zu zwängen. Trotz des Lärms konnte er sie deutlich verstehen.
    »Bist du dir da sicher?«, wollte Sparky wissen.
    »Ich schwör’s bei dem Grab meiner Mutter.«
    »Deine Mutter lebt doch noch, du Dummkopf.«
    »Richtig, aber wird sie nicht irgendwann mal ’n Grab brauchen? Ich sag’s dir, meine Frau hat es heute Morgen in der Kirche gehört. Der Priester hat es selbst angekündigt.«
    Sparky kratzte geistesabwesend am Querstab eines Stuhles den Schlamm von seinem rechten Stiefel. Einer seiner Hosenträgerbänder hatte sich gelöst, und seine Kniebundhose hing an

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