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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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sich schließlich zu sagen, wobei sie ihn kurz umarmte. »Ich hoffe nur, dass wir beide irgendwann aufhören können, Diebe zu sein«, flüsterte sie, kurz bevor sie ihn losließ und Baylis an ihrer Seite erschien.
    Sie entdeckte Rafes Kutsche beinahe sofort. Sie stand direkt Randstein der Great Jones Street, vielleicht fünfzehn Meter von der mit Steinen gepflasterten Sackgasse entfernt, in der das Wohnhaus der Rillieux’ stand.
    Mystere drehte sich um. »Wusstest du, dass er hier ist?«, fragte sie Hush, der noch immer auf den Eingangsstufen stand. Ein schwacher Anflug von Verdruss erwärmte ihr Gesicht, als der Junge lediglich grinste und ihr trotzig die Tür vor der Nase zuschlug.
    Nach ihrem ersten Zögern raffte sie nun mit ihrer freien Hand ihren Rock und lief forsch und mit vor Wut angespanntem Gesicht auf die Kutsche zu. Sie fragte sich, wie lange Rafe wohl schon dort gelauert hatte, um ihr am helllichten Tage nachzuspionieren.
    Unter Wilsons amüsiertem, musterndem Blick marschierte sie schnurstracks auf Rafes Seite der Kutsche zu. »Warum versiehst du mich nicht gleich mit einem Halsband und einer Leine?«, fragte sie ihn.
    »Oh, ich glaube, du fühlst dich auch so schon beengt genug«, entgegnete er, wobei seine Augen ostentativ in Höhe ihrer Brüste schwebten. »Sei eine li ebenswerte Verlobte und steig ein, wir wollen an diesem schönen Tag zusammen eine Ausfahrt machen.«
    »Das werde ich nicht.«
    Sie begann, eilig den Gehweg entlangzulaufen, wobei sie ihren Sonnenschirm als Sichtschutz gegen ihn verwendete. Wilson hatte keine Befehle nötig; er gab den Pferden ein Zeichen, woraufhin diese anfingen, im Passgang neben Mystere herzulaufen.
    Rafe ließ die Tür der Kutsche aufschwingen und stieß den Fußtritt herunter. »Ich sagte, du sollst einsteigen.«
    »Und ich sagte, dass ich das nicht tun werde. Ich bin keine von deinen Angestellten; ich brauche nicht nach deiner Pfeife zu tanzen.«
    »Auch noch hochmütig, was?« Er schien nicht in der Stimmung zu sein für ihr herablassendes Benehmen. »Wilson, scharf rechts«, rief er, und der gut angelernte Kutscher scherte auf der Stelle zum Gehweg hinüber aus. Mystere hatte kaum Zeit zu reagieren, bevor Rafe sich bei noch rollender Kutsche hinauslehnte und sie mit seinen starken Armen packte.
    Er zog sie ziemlich unsanft nach innen. Sie landete neben ihm auf demselben Sitz.
    »Rück weg von mir«, protestierte sie und versuchte ohne viel Erfolg ihn wegzudrücken.
    Er lachte, denn er freute sich über ihre vergeblichen Bemühungen, wie ein kleiner Junge sich über einen Vogel freut, den er in seiner Hand gefangen hält. »Sei ruhig. Oder willst du als Nächstes wegen versuchter Vergewaltigung um Hilfe schreien?«
    »Nein, denn das würde dich nur erregen. Bitte rücke von mir weg!«
    »Wilson«, rief er durch den geöffneten Ledervorhang nach draußen. »Nimm den langen Weg zum Park.«
    »Zum Park?«, wiederholte sie und unterbrach für einen Moment ihren Kampf. »Warum bist du nicht wenigstens so ehrlich und befiehlst ihm, dich zu deinem Hotel zu fahren?«
    Er lachte erneut, presste sich dicht an sie heran.
    »Weil nicht einmal Wilson annehmen würde, dass ich dich in mein Hotel bitte, um zum Beispiel deinen Rat über ein technisches Problem einzuholen.«
    Noch bevor sie irgendetwas sagen konnte, nahm sein Mund schon den ihren in Besitz.
    Sie wusste sehr wohl, dass er sie für seinen Rachefeldzug benutzte, sein Kuss bestätigte ihr jedoch auch sein Begehren. Einen fatalen Moment lang steigerte ihr körperliches Verlangen sich, um dem seinen gleichzukommen und ihre Misere noch komplizierter zu machen. Das Feuer in ihrem Körper drohte all ihre Pläne zu zerstören.
    »Warum das nun wieder?«, keuchte er, nachdem es ihr schließlich gelungen war, ihr Gesicht wegzudrehen.
    Sie setzte sich abrupt auf den leeren Sitz hinüber und versuchte, ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Durch das Fenster konnte sie beobachten, wie Baylis zur Eingangstür rannte, um Rillieux mitzuteilen, dass sie »entführt« worden sei. Wenn sie Antonias Smaragd und ihren Brief bei sich gehabt hätte, so hätte sie genau solch eine Gelegenheit für ihr Verschwinden genutzt.
    Aber die Wahl des richtigen Zeitpunktes sprach wieder einmal gegen sie.
    »Eine Prostituierte wäre wahrscheinlich angebrachter«, stammelte sie.
    »Glaube mir«, versicherte er ihr bitter, während er sich mit seinen Fingern durchs Haar fuhr, »ich wäre zu einer gegangen, wenn ich der Meinung wäre, dass mir

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