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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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hatte meine Mutter gesorgt. Es ist jedoch viel wahrscheinlicher, dass irgendjemand irgendwann den Brief gesehen hat, obwohl Bram immer vorsichtig mit ihm gewesen ist.«
    »Vorsichtig für einen Jungen. Es muss mit Sicherheit Zeiten gegeben haben, in denen der Brief unbewacht geblieben ist. Übrigens, irgendwann würde ich diesen Brief gerne selber sehen.«
    Plötzliche Beunruhigung ergriff sie, denn sie nahm wahr, dass sie mit dem einzigen Geheimnis, das zu hüten sie ihrer Mutter auf dem Sterbebett versprechen musste, ein gefährliches Risiko einging. Dieser Mann hier bewies ihr, dass »vertraut sein« nicht immer auch Zuneigung bedeutete. Sie war eine Närrin zu vergessen, dass er eine der Gefahren sein könnte, die ihre Mutter vorhergesehen hatte. Und was seine Fragen und seine augenscheinliche Neugierde betraf, so war er ein General, der Informationen für einen Krieg sammelte, das war alles, und nicht jemand, dem daran lag, ihr zu helfen.
    »Wie dem auch sei«, fügte er mit schroffer Abweisung hinzu, als sie das Astor House ein paar Blocks weiter durch die Bäume hindurchschimme rn d auftauchen sahen, »mit großer Wahrscheinlichkeit interpretiert du zu viel in diese vermeintliche Verknüpfung mit dem Hause Granville hinein. Bei allem Respekt für deine Mutter, aber sie verließ das Leben mit dem Gefühl, ihren Kindern unbedingt ein Überleben ermöglichen zu wollen. Sie - komm schon, ist ja schon gut, hör auf damit. Ich werde ja schon still sein.«
    Es hatte sie beide überrascht, als das Reden über ihre Mutter plötzlich Tränen bei ihr hervorgerufen hatte.
    »Ihr Frauen macht euch für das Wahlrecht stark«, schimpfte er, »aber sieh dir an, wie sentimental und sensibel du bist.«
    »Diese Frau macht sich für nichts stark«, erklärte sie in einem plötzlichen Ausbruch defensiver Wut und Verletzt- heit. »Aber vielleicht sollten wir über die letzten Minuten deiner Mutter reden? Oder ist ihr Tod tragischer, weil sie wohlhabender gewesen ist? Ob du es glaubst oder nicht, Rafe, ein armes Herz bricht genauso wie ein reiches.«
    »Du scheinst vergessen zu haben, dass sie ebenfalls arm war, als ihr Herz brach.« Er beugte sich näher zu ihrer Seite der Kutsche hinüber und küsste sie erneut auf die Lippen, diesmal zwar nicht ganz so gewaltsam, jedoch auch kein bisschen weniger leidenschaftlich. Erneut konnte sie das Verlangen nach ihm spüren, das ihr Herz rasen und ihren Puls schneller schlagen ließ.
    »Hier ist der Park«, brachte er in angespanntem Flüstern vor. »Soll ich Wilson bitten anzuhalten?«
    »Wenigstens fragst du ja nun«, sagte sie und gewährte ihm widerwillig ein kleines Lächeln.

29
    Die ganze Woche über wartete Mystere darauf, dass Paul die bevorstehende Soiree zu Ehren des Duke und der Duchesse of Granville im Hause der Sheridans erwähnen würde. Er tat es jedoch nicht. Die meiste Zeit über blieb er in seinem Zimmer und beklagte sich: »Mein verdammtes Alter ist es, was mir zu schaffen macht.« Insgesamt war er zu allen höflich, jedoch auch distanziert. Selbst als er am Donnerstag zufällig mitbekam, dass Rafe anrief, um zu verabreden, Mystere am Abend der Sheridan-Veranstaltung abzuholen, benahm Paul sich noch immer, als ob nichts stattfinden würde.
    In Mysteres Augen ergab das keinen Sinn. Paul war inzwischen so eng mit Carolines verbunden, dass man ihn scherzhaft »Ward der Altere« nannte. Als er am Samstagmorgen noch immer nichts gesagt hatte, beschloss sie, das Thema ihm gegenüber anzuschneiden.
    Sie fand ihn im unteren Salon, wo er, noch immer in seinen Morgenmantel gekleidet, an einem kleinen Schreibtisch saß.
    »Paul?«
    Langsam blickte er vom Gegenstand seines Studiums auf, was auch immer das gerade gewesen sein mochte. Ein Lichtstrahl fing sein Gesicht ein und ließ eine aschfahle Blässe erkennen, die sie erschreckte. Er hatte sich die ganze Woche über schon nicht gut gefühlt, nun erkannte sie,
    dass es sich diesmal wohl nicht nur um seine übliche Hypochondrie handeln konnte.
    »Du musst lauter reden, meine Liebe. Ich habe gerade Chinin genommen, und das verdammte Zeug bringt meinen Kopf zum Klingen.«
    »Ich hatte mich gerade gefragt, ob du vorhast - vorausgesetzt natürlich, du fühlst dich bis dahin besser - die Sheridan-Veranstaltung heute Abend zu besuchen? Sollte das der Fall sein, so könntest du mit mir und Rafe fahren.«
    Sie hatte zwar keine Ahnung, ob Rafe das überhaupt dulden würde, das spielte aber auch überhaupt keine Rolle. Sie brauchte lediglich

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