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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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von den überfüllten Straßen und der Hektik Manhattans. Und wenn es nur Selbsttäuschung war, seine Lust sich nur als Zuneigung ausgab, so brauchte sie doch auch Aufmerksamkeit, Trost...
    »Lediglich eine Bedingung«, fügte er hinzu. »Wenn du dich umziehst - benutze nicht wieder diese verdammten Wickel.«
    Ihre Augen wichen zwar den seinen aus, aber sie nickte. »Wenn du meinst, dass du dich wirst beherrschen können.«
    »Zur Hölle, ich werde es nicht einmal versuchen. Aber ich bin mir sicher, dass du damit schon fertig werden wirst.«
    Ihre Blicke trafen sich und hielten aneinander fest.
    Gemeinsam fingen sie an zu lachen.
     
    Während Mystere sich trockene Kleidung anzog und ihre wilde, durcheinander gebrachte Haarmähne auskämmte, rief Rafe seine Yacht-Crew auf ihrem Schiffslandeplatz in Manhattan an. Er trug ihnen auf, die Courageous Kate für eine kleine Kreuzfahrt fertig zu machen.
    Als Rafe und Mystere dort ankamen, Hefen die Dampfturbinen schon auf Hochtouren. Innerhalb einer Minute kreuzte die Yacht um die Battery herum und fuhr Richtung Norden durch den City Harbour in die Mündung des Hudson hinein. Rafe und Mystere machten einen kurzen Rundgang durch das elegante Boot.
    Besonders beeindruckt war Mystere von der luxuriösen
    Ausstattung und Qualität der privaten Kabine des Kapitäns mit ihren goldfarbenen Samtvorhängen und dem Ofen mit Nickelbesatz. Ein durch die Motoren angetriebener Generator an Bord versorgte die Yacht mit elektrischem Licht.
    Sie blieben schließlich beide in der Nähe des Bugs stehen und lehnten sich gegen die Reling, um sich anzuschauen, wie die Stadt nach und nach in ländliche Weiden überging, während sie weiter nach Norden fuhren. Grasbewachsene Dämme voller Tirnotheusgras und Klee charakterisierten die New-Jersey-Küste. Ein Fischer winkte ihnen träge zu. Mystere brauchte sich einfach nur umzudrehen, um den Eindruck zu bekommen, dass es überhaupt keine Stadt gäbe. Die Sonne stand hoch am Himmel, als wäre sie unverrückbar. Sie fühlte, wie sie auf ihrem Nacken und ihren Schultern brannte; es war angenehm, ihre Heftigkeit zu spüren.
    Während die rauchende, lärmende Stadt immer weiter hinter ihnen verschwand, breitete sich eine träge Ruhe in Mystere aus. Rafes Stimmung hatte sich ebenfalls verändert. Er hatte sie nicht wie gewöhnlich aus dem Hinterhalt beschossen, sondern sich tatsächlich mit ihr unterhalten.
    »Wer ist die ursprüngliche Courageous Kate ?«, wollte sie von ihm wissen. »Irgendeine mutige Schönheit namens Kate, der du den Hof gemacht hast, bis sie dein Herz brach?«
    »Nein, aber in gewissem Sinne ist sie schon meine Geliebte. Sie ist ein tapferes kleines Mädchen aus dem Westen, das einen unserer Züge gerettet hatte, nachdem ein Brückenbock unterspült worden war. Sie durchquerte einen tobenden Fluss in pechschwarzer Dunkelheit, um den herannahenden Zug aufzuhalten. Sie war erst fünfzehn Jahre alt, als das passierte, und sie wurde überall für die Eisenbahner zu einer Heldin.«
    »Eine Heldin«, wiederholte Mystere mit nachdenklicher Weichheit. »So ganz anders als Lady Moonlight. Das ist wohl der Unterschied zwischen Ruhm und Schande.«
    Er betrachtete sie schweigend, scheinbar wie gelähmt. Sie hatte ihr langes braunes Haar zwar durchgekämmt, es dann jedoch offen gelassen, sodass es nun ungehindert über ihren Rücken und ihre Schultern herabwallen konnte.
    »Dieser Unterschied«, brachte er vor, »ist vielleicht weniger klar definiert, als wir glauben.«
    Sie war sich nicht sicher, ob die seltsame Verzerrung seines Mundes ein Lächeln sein sollte. Sie wusste lediglich, dass sie sich von ihm angezogen fühlte, und plötzlich küsste sie seine festen Lippen mit einer Leidenschaft, die noch heißer war als die Julisonne.
    »Ich gebe zu«, beichtete sie mit einer Stimme, die kaum mehr war als ein Flüstern. »Manchmal fürchte ich mich davor, an die Zeit zu denken, in der du nicht bei mir sein wirst.«
    Hör jetzt auf, warnte eine innere Stimme sie. Zerstöre diese Nähe nicht, wenn sie auch nur eine Illusion ist, denn eine zeitweise Illusion ist immer noch besser als ein kaltes, einsames, gefährliches Dasein ohne Trost, ohne die intime Berührung dieses Mannes.
    Er küsste sie, erst ihren Mund, dann die weiche Haut ihres Halses, wobei seine Lippen eine Reaktion bei ihr hervorriefen, die sie erschauern ließ.
    »Darüber brauchen wir uns aber jetzt keine Gedanken zu machen«, flüsterte er nahe an ihrem Ohr. »Der Tag neigt sich schon

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