Diebin der Nacht
wie Verlangen sein Gesicht veränderte und seine eigene Erregung auch die ihre steigerte. Er stand auf und hob seine Arme, ein stummes Zeichen, das sie mit magnetischer Kraft näher zu ihm hinzog. Als ihre nackten Brüste seinen muskulösen Körper berührten, entwich ihnen beiden gleichzeitig ein Stöhnen.
Die Zärtlichkeit seines Kusses verwandelte sich schnell zu einem gierigen, verlangenden Hunger. Die Tatsache, dass sie beide völlig verschieden waren und wegen allem im Streit lagen, erschien Mystere nun trivial. Sie hatten schon viel zu viel Zeit mit Kämpfen vergeudet.
Die Zeit bleibt einfach hier stehen.
Dieser Satz hallte wie ein Gedicht in ihrem Kopf nach.
Rafe nahm sie mit Leichtigkeit hoch, legte sie auf die seidenen Laken des Bettes und kniete sich daneben, um sie zu küssen. Mystere atmete schwer, als er zuerst die eine, dann die andere ihrer Brustwarzen in seinen Mund nahm, wobei er genau wusste, was er tun musste, um ihr Verlangen noch mehr zu verstärken.
Er liebkoste ihren Körper so lange, bis sie das Gefühl hatte, von innen heraus zu verglühen.
»Komm nun zu mir«, drängte sie ihn in atemlosem Flüstern, während sie ungeduldig an ihm zerrte.
Er stand auf und zog seine Hose aus, und sie war hingerissen vom Anblick seiner Erregung. Als er sich neben sie legte, murmelte sie in sein Ohr: »Ich will dich in mir spüren.«
Er ließ eine Hand an der Innenseite ihrer Schenkel hochgleiten, und sie stöhnte bei der angenehmen Berührung seiner Finger, die sie wie Blütenblätter einer taufrischen Blume öffneten.
Nur einen kurzen Moment lang, als er das erste Mal in sie eindrang, wurde sie sich erneut seiner Größe bewusst. Die
Lust überwog jedoch bei weitem jeden Schmerz, und nachdem er erst einmal langsam und vorsichtig mit seiner ganzen Länge in sie eingedrungen war, konnte sie spüren, wie sie selbst sich ihm öffnete und sich ihm anpasste; und als er anfing, sich härter und schneller zu bewegen, stieg ein seliger Freudenschrei in ihr empor.
Als Liebhaber überraschte er sie erneut, denn er war zwar energisch und bestimmend, jedoch gleichzeitig zärtlich und leidenschaftlich; er war genauso eifrig bedacht, Genuss zu vermitteln wie ihn vermittelt zu bekommen. Wieder und wieder nahm er sie mit sich auf die höchsten Gipfel der Ekstase - und ihr unersättliches Verlangen stand dem seinen in nichts nach. Hinter ihnen, jenseits der offenen Fenster, erloschen die Lichter Manhattans, als es allmählich auf Mitternacht zuging und dann weit darüber hinaus.
Sie war sich nicht sicher, wann genau die Worte »ich liebe dich« zum ersten Mal über ihre Lippen kommen wollten, irgendwie jedoch gelang es ihr, sie zu unterdrücken. Wenn sie inzwischen auch erkannt hatte, dass sie wahr waren - und nicht nur der Leidenschaftlichkeit des Momentes entsprungen - so erkannte sie doch auch, dass es nicht sein durfte. Nicht nur, weil er sie nicht liebte, sondern weil diese Nacht ihre letzte sein musste.
Vollkommen erschöpft schliefen sie schließlich im Gewirr ihrer nackten Glieder ein. Mystere träumte, eine große Dame zu sein und in einer Kutsche mit dem Granville-Wappen zu fahren, zu ihrer einen Seite Rafe, zu ihrer anderen ein lächelnder Bram.
Dann jedoch veränderte sich alles zum Schlechten. Brams hübsche Gesichtszüge schmolzen und verwandelten sich in Pauls Fuchsgesicht, und er lachte sie wild an. Als sie sich daraufhin an Rafe um Hilfe wandte, war dieser zu einer gehörnten, teuflischen Vision von Mrs. Astor geworden und schrie sie mit dämonischer Freude an: Was ist denn nun mit bub ‘ n ‘ sis, du widerliche kleine Diebin?
Es war der Klang der Vögel, die den Sonnenaufgang feierten, der Mystere aus ihrem unruhigen Schlaf weckte.
Die Fenster standen noch immer weit offen und ein kühler, stetiger Wind blies von der Bucht herein und ließ sie ein wenig zittern, als sie die Bettdecke zurückschlug. Rafe schlief noch immer fest an ihrer Seite. Er sah sogar noch attraktiver aus im Schlaf, da seine Gesichtszüge kein Zeichen seiner üblichen Verachtung für die Welt im Allgemeinen aufwiesen. Im Bett herrschte ein heilloses Durcheinander, hervorgerufen durch die Gewalt ihrer Leidenschaft.
Als sie vorsichtig und leise ihre Beine aus den seinen löste, verspürte sie ein angenehmes Wundsein zwischen ihren Schenkeln. Sehr behutsam gab sie ihm einen Kuss auf die Lippen, bevor sie aus dem Bett stieg und ihre Kleidung zusammensuchte.
Sie begann sich vor dem geöffneten Fenster anzuziehen, und
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