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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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bald den Ruf, langweilig und vorherschaubar, jedoch völlig unumgehbar zu sein. Charles Sanford hatte irgendeine entfernte Verbindung zum britischen Adel, während das Vermögen seiner Frau ihnen eine Mitgliedschaft auf Mrs. Astors kurzer Liste sicherte. Caroline selbst würde dort sein, und das würde zur Folge haben, dass die anderen Auserwählten ebenfalls dort erschienen.
    »Nimmst du wirklich an«, fragte Mystere träge, als sie das hell erleuchtete Herrenhaus der Sanfords näher kommen sah, »dass Antonia alles mit der Polizei abgesprochen hat?«
    »Mystere, ich verlasse mich nicht auf Annahmen, wenn es um diese Art von Dingen geht, das solltest du inzwischen wissen. Es ist nicht nur Antonia Butler - der ganze Plan hat Carolines Segen. Du darfst nicht vergessen, dass die Lady Moonlight zwar die Masse erregt, die meisten der stattlichen Matronen aber langsam die Geduld verlieren. Diese Diebin pfeift auf sie, macht sie zum Gespött. Aus diesem Grunde hat Antonia vor, es für alle sichtbar zu machen, wenn sie den Ring abnimmt und in ihre Handtasche steckt.«
    »Ich zweifle nicht an deinen Informationen, Paul. Es ist nur schwer zu glauben, dass Caroline es wirklich zulassen würde, alle anwesenden Frauen durchsuchen zu lassen.«
    »Nur in Anerkennung des außergewöhnlichen Wertes dieses Ringes. Der Smaragd ist riesig und könnte schnell in mehrere schöne, kleine Steine geschnitten werden. Vergiss nicht die Genialität dieses Kompromisses, den Caroline zusammen mit Inspektor Byrnes ausgearbeitet hat: Jede Dame muss sich freiwillig durchsuchen lassen, und es versteht sich von selbst, dass es nur älteren Polizistinnen erlaubt sein wird, diese Aufgabe zu übernehmen. Caroline weiß, dass die restlichen Frauen nachziehen werden, wenn sie sich erst dem Ganzen unterzogen haben wird.«
    »Warum bist du so zuversichtlich, dass die gleiche Durchsuchung nicht auch stattfinden wird, wenn Sylvia ihre Brosche vermisst?«
    Er schnaubte. »Ich vergesse manchmal, wie jung du in Wirklichkeit noch bist, Mystere. Zunächst einmal hat Sylvias Familie - wenn sie auch altes Geld besitzt - über die Jahre hinweg an Ansehen verloren, seit nämlich die Eisenbahn angefangen hat, Einfluss auf die Schifffahrt zu nehmen. Die Butlers hingegen befinden sich auf ihrem gesellschaftlichen Höhepunkt. Hinzu kommt, dass die Brosche - wenn sie auch zugegebenermaßen ihren Wert hat - wohl nur ein Viertel so viel wert ist wie dieser Ring. Byrnes Beliebtheit hängt von dem guten Willen der >oberen Vierhundert ab - weder er noch Caroline werden eine Durchsuchung durchführen lassen für etwas, das weniger wert ist als dieser Ring, verlass dich drauf.«
    Rillieux hielt inne, um eine Prise Schnupftabak zu nehmen. »Wie dem auch sei, in dem unwahrscheinlichen Falle, dass tatsächlich eine Durchsuchung stattfinden sollte, bist du doch eine unübertroffene Meisterin der Fingerfertigkeit, meine Liebe. Lege die Brosche einfach an irgendeinen sicheren Ort, am besten draußen, wo wir später dann einen unserer Jungen hinschicken können sie abzuholen. Und falls wir sie verlieren? Nun, dann verlieren wir sie halt. Anderes Flitterzeug wird uns in Zukunft erwarten, unter anderem dieser Ring.«
    Eine kräftige kühle Brise wehte plötzlich vom Fluss her hinein und strich über Mysteres Wange. Dieser Teil der Upper East Side, Momingside Heights, war ein annehmbares, wenn nicht gar exklusives Gebiet Manhattans. Es war noch immer ein wenig steril und offen, hatte jedoch die City in der Nähe. Es war im Gespräch, schon bald eine Akademie zu errichten, wo jetzt die Anstalt für Geisteskranke war, denn in letzter Zeit hatten die New Yorker immer mehr feststellen müssen, dass es ihnen an einer hohen Kultur mangelte, die ihrem hohen Vermögen entsprechen würde.
    Sie waren inzwischen nur noch drei Wohnblocks von der Residenz der Sanfords entfernt. Das dreistöckige Herrenhaus aus grauem Mauerwerk besaß eine unpersönliche, zweckmäßige Formgebung, die besser in den Finanzdistrikt hineingepasst hätte. Der dunkle Umhang der Nacht verhüllte das glanzlose Äußere, drinnen jedoch, das wusste Mystere von mehreren Besuchen her, war das Haus luxuriös ausgestattet. Der Tanz sollte an diesem Abend in der angrenzenden Galerie stattfinden, die provisorisch durch einen stabilen Tanzpavillon vergrößert worden war, der direkt auf den Hudson hinausragte. Wegen des starken Winde hatte man den Damen geraten, Abendkleider mit beschwerten Säumen zu tragen.
    Rillieux’ Stimme

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