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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan McKinney
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Klatschblättchen geschrieben worden ist.«
    Ohne ein Wort zu sagen, nahm sie das Papier von Sparky entgegen. Dann ging sie wieder ein paar Schritte zurück und entfaltete das Blatt. Der Brief war mit schwarzer Tinte geschrieben, achtlos bekleckst und obwohl Rechtschreibung und Grammatik beinahe einwandfrei waren, so war der Ton doch sowohl naiv als auch wichtigtuerisch zugleich.
     
    Lieber Mr. Beiloch,
    ich bin ein Detektiv, der zufälligerweise dabei ist, interessante Dinge über eine gewisse junge Frau rauszukriegen. Dinge, die Sie vielleicht gerne wissen würden. Zum Beispiel, warum sucht diese Frau nach einem Bruder, von dem der Name anders ist als ihrer ? Warum verkleidet sie sich immer, wenn sie mich zum Bezahlen im Park trifft ? Und wenn sie so vornehm ist, warum wurde ihr Bruder dann als ein einfacher Matrose zur See gezwungen ? Wenn Sie mehr wissen wollen, schicken Sie einfach eine Nachricht an mich in die Amos Street Nr. 21.
    Hochachtungsvoll,
    L. Perkins
     
    Während sie las, rückte Hush näher an sie heran.
    »Sparky und dieser andere Mann«, erinnerte er sie mit leiser Stimme, »haben vor, in Little Italy reich zu werden - erinnerst du dich, die Affen und die Drehorgeln?«
    Sie nickte und faltete das Blatt wieder zusammen. An der vagen Formulierung des Briefes konnte sie erkennen, dass die beiden stümperhaften Erpresser tatsächlich nur sehr wenig von ihr wussten - ironischerweise wohl nicht mehr, als was sie nicht schon längst Lorenzo von sich aus hatte wissen lassen. Angesichts seines offensichtlichen Rachegedankens würde der wohlhabende Industrielle wohl selbst einer zweifelhaften Spur nachgehen, um mehr über sie zu erfahren.
    »Die fünfhundert Piepen müssen auf die Hand bezahlt werden«, forderte Sparky. »Sie können das jetzt bei mir tun oder um fünf Uhr heute Nachmittag bei Lorenzo am Bethesda-Brunnen. Wenn nicht, so wird dieses Briefchen hier schon bald seinen Empfänger erreichen.«
    Offensichtlich, dachte Mystere, deren Gedanken sich in heillosem Aufruhr befanden, hat die Drohung, Lorenzos Ehebruch aufzudecken, ihm keine Angst einjagen können. Wenn er auch log bei der Behauptung Detektiv zu sein, so war er doch anscheinend clever genug zu erkennen, dass sie ihre eigenen Geheimnisse preisgeben müsste, wenn sie sein Verbrechen öffentlich machen wollte - und dass sie sehr viel mehr zu verlieren hatte als er.
    »Das ist einfach absurd«, sagte sie zu Sparky.
    Er schnappte ihr das Briefchen aus der Hand. »Ein guter Scherz, was? Dann werden wir also Belloch dran teilhaben lassen.«
    »Ich - das ist eine große Summe«, protestierte sie. »Ich habe dieses Geld nicht.«
    »Das sagen Sie.« Sparkys fülliges Gesicht entstellte sich zu einem süffisanten Grinsen. »Verkaufen Sie mich bloß nicht für dumm, Lady.«
    Er streckte seinen Kopf weit genug durch die Tür, um den langen persischen Läufer und den kunstvollen, marmornen Briefständer hinter der Tür sehen zu können. »Wow, alle Achtung. Da sieh sich einer an, wie die leben! Das ist ja ’n regelrechter Palast. Da verlangen wir ja wohl nur sehr wenig von Ihnen.«
    »Fünfhundert Dollar sind eine Menge Geld!«, erwiderte sie scharf. Langsam geriet sie in Panik.
    Hush gefiel das Ganze überhaupt nicht. Er wollte gerade etwas sagen, da brachte Mystere ihn mit einem Zeichen zum Schweigen. Sie hatte sich für eine Verzögerungstaktik entschieden. Wenn sie Sparky und Perkins so lange hin- halten konnte, bis sie Antonias Ring hatte, so würde sie all diesen Drohungen, die auf dem besten Wege waren, sie zu überwältigen, entfliehen können.
    »Ich werde wohl kaum die gesamte Summe auf einmal bezahlen können«, wiederholte sie. »Ich werde Hush heute mit einer Anzahlung zum Brunnen schicken.«
    »Wie viel?«, wollte Sparky wissen.
    »Fünfzig Dollar.«
    »Das wird nicht reichen.«
    »Du rollst den ganzen Tag lang Fischfässer für einen Dollar«, griff Hush ein, wobei Wut seine Stimme schrill klingen ließ.
    »Hau bloß ab, du unverschämter Bengel!«, schnauzte Sparky ihn an.
    »Fünfzig Dollar«, wiederholte Mystere. »Später dann mehr.«
    »Wann ?«
    »Bald. Sobald ich mehr auftreiben kann.«
    Sparky tat so, als würde er über ihr Angebot nachdenken. Sie wusste jedoch genau, dass die Aussicht auf fünfzig Dollar ihn schon längst verführt hatte.
    »Nun - um fünf Uhr also«, sagte er zu ihr. »Mit Bargeld. Und keine Tricks, kapiert, sonst werden wir alles an Belloch verraten.«
    »Was verraten?«, forderte sie ihn heraus, indem sie

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