Diener der Finsternis
kommen.
Tanith bat um eine Straßenkarte und zog sich damit zurück. Nach einiger Zeit kam sie wieder und erklärte: »Zwar kenne ich die Gegend nicht, aber ich bin überzeugt, daß ich den Weg finden werde. Wir müssen bald aufbrechen.«
»Hören Sie«, sagte Rex. »De Richleau ist immer noch nicht hier. Wollen Sie mir nicht den Namen des Ortes sagen, damit ich ihm eine Nachricht hinterlassen kann?«
Tanith dachte nach. »Ich werde Ihnen das Dorf nennen, das fünf Meilen von dem Treffpunkt entfernt liegt, aber nur unter einer Bedingung.«
»Unter welcher?«
»Weder Sie noch der Herzog dürfen irgendeinen Versuch machen, mich zurückzuhalten.«
»Nein. Dem stimme ich nicht zu.«
»Dann werde ich Ihnen ganz bestimmt keine Information geben, die es Ihrem Freund ermöglicht, ebenfalls auf der Bildfläche zu erscheinen und Ihnen zu helfen.«
»Keine Bange, ich werde schon irgendwie dafür sorgen, daß er nachkommen kann.«
»Dann habe ich freie Hand, alles zu tun, um Sie daran zu hindern.«
Rex warf einen Blick auf die Uhr. Es wurde Zeit. Er tröstete sich mit dem Gedanken, daß auch de Richleau nicht mehr aus Tanith hätte herausbekommen können. Noch während er sie in dem Rolls-Royce unterbrachte, horchte er, ob nicht das Surren des großen Hispano die Ankunft des Herzogs ankündigte. Aber nichts unterbrach die abendliche Stille, die ihm plötzlich unheilvoll und bedrückend erschien. Widerstrebend ließ er den Motor an. »Bitte, fahren Sie nach Newbury«, sagte Tanith.
Newbury befand sich ganz in der Nähe. Tanith nannte ihm stets nur den nächsten Ort, und er folgte ihren Anweisungen. Hinter Newbury wurde die Gegend einsam. Nach und nach sahen sie immer seltener ein Bauernhaus am Weg liegen. Sie fuhren durch weite Felder und durch Strecken dunkelnden Waldes. Rex hielt scharf Ausschau. Er wartete darauf, daß irgendwo eine Telefonzelle stand.
An einer Kreuzung hinter Hungerford war es endlich soweit. Rex hielt an. »Entschuldigen Sie mich eine Minute. Ich möchte nur schnell einmal telefonieren.«
In Taniths Augen stand wieder der seltsame Ausdruck. »Sie wollen also de Richleau melden, welche Richtung wir genommen haben? Nun, von mir aus. Tun Sie es.«
»Danke.« Rex betrat die Telefonzelle, sprach mit der Vermittlung, warf die erforderlichen Münzen ein und wählte de Richleaus Nummer. »Hallo! Rex hier. Ich habe das Mädchen, und sie hat sich einverstanden erklärt – o verdammt!«
Er ließ den Hörer fallen und sprang hinaus. Während er ihr den Rücken wandte, war Tanith auf den Fahrersitz hinübergerutscht und angefahren. Rex konnte gerade noch die hintere Stoßstange fassen, aber seine Finger rutschten ab. Er fiel in den Schmutz, und der lange blaue Wagen verschwand in einer Staubwolke.
XIV
Rex und der Herzog trafen sich im »Bären« in Hungerford. De Richleau kam in seinem Hispano. Rex hatte den ersten Teil des Wegs zu Fuß zurückgelegt, dann hatte er von einem verspäteten Landarbeiter für den dreifachen Preis ein Fahrrad gekauft, und schließlich war er ein Stück von einem klapprigen Ford mitgenommen worden. Es war Viertel nach neun, als sie im Wagen des Herzogs wieder aufbrachen. Eine hastige Mahlzeit hatte Rex’ Stimmung wieder aufgebessert, zumal der Herzog ihn wegen Tanith beruhigen konnte. Trotzdem war der junge Amerikaner vom bisherigen Verlauf der Dinge mehr als verunsichert.
Die Spur war durch die Flucht des Mädchens nicht verlorengegangen. Zufällig hatte de Richleau den Albino, den er gestern abend in Simons Haus gesehen hatte, nachmittags in einem gelben Sunbeam entdeckt und ihn von einem ihm bekannten Detektiv beschatten lassen. Der Detektiv hatte mehrere Mitarbeiter eingesetzt und die Bewegungen des Sunbeam telefonisch in den »Bären« durchgegeben.
Eine halbe Meile südlich von Chilbury stand ein Wagen am Straßenrand und neben ihm ein halbes Dutzend Männer mit Motorrädern. Als der Hispano anhielt, trat einer der Männer an den Wagenschlag.
»Der Sunbeam parkt neben einer Reihe anderer Wagen vor dem großen Haus am Ende des Dorfes, Sir«, meldete er. »Sie können es nicht verfehlen, weil es von Bäumen umstanden ist, und das sind die einzigen hier in der Gegend.«
»Danke. Haben Sie eine Vorstellung davon, wie viele Personen in dem Haus zusammengekommen sind?« fragte de Richleau.
»Grob geschätzt etwa hundert. Brauchen Sie mich noch?«
»Nein. Ich bin mit Ihrer Arbeit sehr zufrieden und werde mich bei Bedarf wieder an Sie wenden.«
Rex wollte
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