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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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saß gleich vor dem Fenster ein Mann, der ihnen die Aussicht versperrte. Sie sahen jedoch, daß alle Teilnehmer maskiert waren und über ihrer normalen Kleidung schwarze Dominos trugen.
    Als der Mann den Kopf wandte, bemerkte de Richleau, daß er graues, lockiges Haar hatte und daß ihm ein Stück des linken Ohrs fehlte. Er wußte, er hatte dies verstümmelte Ohr schon einmal gesehen. Nicht gestern bei Simon, sondern an einem anderen Ort.
    Rex löste den Herzog an seinem Beobachtungsposten ab. In dem engen Blickfeld tauchte ein dicker Mann auf. Zwischen seinem rosa Kahlkopf und dem mächtigen Kinn befand sich eine schwarze Maske, aber er konnte niemand anders sein als Mocata. Und dann trat ein anderer Domino auf ihn zu. Die schmalen, hängenden Schultern konnten nur Simon Aron gehören.
    »Er ist hier«, flüsterte Rex.
    »Wer – Simon?«
    »Ja. Aber wie wir ihn aus dieser Menschenmenge herausholen sollen, weiß ich nicht.«
    »Wir müssen es dem Zufall überlassen«, raunte der Herzog zurück. »Gibt es Anzeichen, daß sie an Aufbruch denken?«
    »Ich sehe nichts. Im Augenblick wird ein Konversationsstück gespielt.«
    De Richleau warf einen Blick auf seine Uhr. »Gerade erst elf. Vor Mitternacht werden sie nichts unternehmen. Daher haben wir noch reichlich Zeit, bevor wir einen verzweifelten Schritt tun müssen. Es kann etwas geschehen, das uns eine bessere Gelegenheit gibt.«
    Dann begann der Raum sich zu leeren, und sie hörten, wie ein Wagen anfuhr.
    »Es sieht so aus, als werde der Sabbat nicht hier abgehalten.« murmelte der Herzog. »Das mag die Gelegenheit sein, auf die wir gewartet haben. Komm!«
    Sie zogen sich hinter das Gebüsch zurück, das den Parkplatz umstand. Gerade verließ ein großer Wagen, vollgefüllt mit Menschen, die Zufahrt. Ein zweiter folgte. In ihm befanden sich Eßkörbe und Falttische. Auf den Vordersitzen saßen zwei Männer.
    Fast eine halbe Stunde lang verfolgten Rex und de Richleau die Abfahrt der Wagen. Jeden Augenblick hofften sie, Simon zu sehen. Falls sie ihn unter den dunklen Gestalten, die sich zwischen den Autos bewegten, ausmachen konnten, wollten sie vorstürzen und ihn wegreißen. Zeit, einen Plan sorgfältig auszuarbeiten, hatten sie nicht mehr, und es war gut möglich, daß sie in der Dunkelheit und bei der entstehenden Verwirrung entkommen konnten.
    Als nur noch etwa ein Dutzend der Teufelsanbeter dastanden, faßte der Herzog Rex beim Arm. »Ich fürchte, wir haben ihn verpaßt. Laß uns zu unserem eigenen Wagen zurückkehren, sonst verlieren wir den Anschluß.«
    De Richleau fuhr den Hispano auf die Straße und blieb im Schatten eines überhängenden Baums stehen. Hundert Meter weiter passierte ein großer Delage das Eingangstor und wandte sich ostwärts.
    »Möchte wissen, ob das der letzte ist«, sagte Rex leise.
    »Ich hoffe nicht«, antwortete de Richleau. »Sie sind in Abständen von zwei Minuten abgefahren, damit das Ganze nicht zu sehr nach einer Prozession aussieht. Wenn das der letzte ist, wird man unsere Scheinwerfer bemerken und mißtrauisch werden. Aber wenn wir ein bißchen Glück haben, halten uns die Leute in dem Delage für den ihnen folgenden Wagen der Teufelsanbeter, und die in dem Wagen hinter uns meinen, wir seien der Delage.« Er löste die Bremse, und der Hispano glitt vorwärts.
    Sie fuhren bis an den Kreuzweg, wo vor anderthalb Stunden der Detektiv auf sie gewartet hatte. Hier bog der Delage nach Norden ein. Einige Meilen ging es über hügeliges Weideland. Hier gab es kein Haus, kein Gehöft und keinen Baum, nur ab und zu etwas Gestrüpp.
    Oben auf einem Abhang blieb der Delage neben den anderen bereits geparkten Wagen der Teufelsanbeter stehen. De Richleau ließ den Insassen Zeit auszusteigen, bevor er den Hispano so weit entfernt anhielt, wie er es wagen konnte, ohne Argwohn zu erregen. Der folgende Wagen, der der letzte zu sein schien, kam heran und parkte nur zehn Meter neben ihnen. Auch hier stiegen Leute aus. Rex und der Herzog blieben still im Dunkeln sitzen. Sie berieten sich leise miteinander. Dann ging Rex auf Kundschaft.
    Zehn Minuten später kehrte er zurück. Die Teufelsanbeter hatten den Hügelrücken überquert und sich jenseits in einer Senke versammelt. Ihre Eßkörbe und Klapptische hatten sie mitgenommen.
    »Wir sollten unsern Wagen näher an die anderen stellen«, sagte der Herzog. »Wenn der Mond aufgeht, werden wir sonst auffallen.«
    »Der Mond geht nicht auf«, informierte ihn Rex, der sich nach seinem Gespräch mit der

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