Diener der Finsternis
protestieren, aber der Herzog wies jede weitere Hilfe der Detektive energisch zurück. Der Hispano fuhr weiter, bis die Baumgruppe in Sicht kam. Das Dorf sah verlassen aus. Die meisten Bewohner lagen sicher schon in ihren Betten. Der Besitz der von den Bäumen halb verdeckt wurde, war von einer verfallenen alten Steinmauer umgeben. Der Herzog parkte den Wagen in einiger Entfernung auf einem grasigen Abhang, stieg aus und holte einen kleinen Koffer hervor. »Das sind die Ergebnisse meiner Forschungen im Britischen Museum«, sagte er, und Rex betrachtete neugierig das seltsame Sammelsurium: Ein Bündel weißer Blüten, ein Bündel langen Grases, zwei große Ebenholzkruzifixe, verschiedene kleine Phiolen, eine Flasche – offensichtlich mit Wasser gefüllt – und eine Anzahl anderer Dinge. Ein unangenehmer Geruch stieg ihm in die Nase.
De Richleau lachte grimmig vor sich hin. »Der Duft des Teufelsdreckgrases und der Knoblauchblüten gefällt dir nicht, wie? Sie sind aber ein guter Schutz gegen das Böse, mein Freund. Hier, nimm das Kruzifix.«
»Was soll ich damit tun?« fragte Rex.
»Halte es in der Hand von dem Augenblick an, wo wir diese Mauer überstiegen haben, und bedecke dein Gesicht damit, wenn uns einer der Teufelsleute in die Quere kommt.« Der Herzog hing Rex einen Rosenkranz mit einem kleinen goldenen Kreuz um den Hals. »Das dient zur Reserve, falls du das große Kreuz fallenläßt oder es dir aus der Hand geschlagen wird. Außerdem möchte ich, daß du ein Kreuz über einem Hufeisen in deiner Aura aufstellst.«
»Wie bitte?« fragte Rex verwirrt.
»Stelle dir einfach vor, du trügest tatsächlich auf deiner Stirn ein Hufeisen, auf dem ein Kreuz befestigt ist. Denke dir, es glühe etwa zwei Zentimeter oberhalb deiner Augen in der Dunkelheit. Das ist ein noch besserer Schutz als ein materielles Symbol, aber da die Konzentration darauf einige Übung erfordert, müssen wir auch die gegenständlichen Kreuze mit uns tragen.« Der Herzog versah sich ebenfalls mit einem Rosenkranz. Dann gab er Rex zwei der Phiolen. »Quecksilber und Salz«, erklärte er. »Stecke je eine in deine Brusttaschen.«
Rex tat, wie ihm geheißen wurde. »Warum tragen wir Kruzifixe, wo du doch Simon ein Hakenkreuz umgehängt hast?« fragte er.
»Das war ein Irrtum. Das Hakenkreuz ist ein Symbol des Lichts im Osten, wo ich das bißchen, was ich über die Geheimlehre weiß, gelernt habe. Dort würde es eine ausreichende Barriere gegen das Böse sein. Hier jedoch, wo sich christliche Gedanken seit Jahrhunderten auf das Kreuz gerichtet haben, hat ein Kruzifix viel stärkere Schwingungen.«
De Richleau nahm die Flasche auf und fuhr fort: »Das ist Weihwasser aus Lourdes, und damit werde ich die neun Öffnungen deines Körpers versiegeln, damit durch keine von ihnen das Böse eindringen kann. Du mußt dasselbe für mich tun.«
Endlich konnten sie sich auf den Weg machen. »Ich wünschte, wir hätten ein Stück von einer geweihten Hostie«, sprach der Herzog vor sich hin. »Das ist die mächtigste Verteidigung. Damit könnten wir ohne Furcht in die Hölle selbst marschieren. Aber ein Laie bekommt sie nur nach einem besonderen Dispens, und den zu beantragen hatte ich heute keine Zeit mehr.«
An einer Stelle, wo die alte Mauer, die das einsame Grundstück umgab, niedergebrochen war, stiegen sie hinüber. Unter den mächtigen Eichen und Kastanien war es vollständig dunkel.
»In manus tuas, domine«, murmelte der Herzog, sich bekreuzigend. Sie hielten die Kruzifixe vor sich und bewegten sich vorsichtig auf das Haus zu. Dann und wann knackte ein trockener Zweig unter ihren Füßen.
Nur in den Fenstern des Erdgeschosses brannte Licht, und vor diesen hingen schwere Vorhänge. Die beiden Freunde umschritten das Haus. Auf der anderen Seite waren, wie der Detektiv gesagt hatte, die Wagen geparkt. Sie zählten siebenundfünfzig.
»Über diesen Wagenpark würde das Herz eines Automobilverkäufers jubeln«, flüsterte Rex.
Der Herzog nickte. Diese Fahrzeuge bewiesen seine Behauptung, daß sich heutzutage hauptsächlich sehr reiche Leute für die Schwarze Magie interessierten. Neben einem silbernen Rolls-Royce stand ein goldener Bugatti. Es folgten ein Mercedes, ein weiterer Rolls, ein Isotta Fraschini und so ging es weiter mit Alfa Romeos, Daimlers, Hispanos und Bentleys.
Trotz der sorgfältig zugezogenen Vorhänge entdeckten die Freunde eine Lücke, die ihnen einen begrenzten Einblick in eines der erleuchteten Zimmer gestattete. Leider
Weitere Kostenlose Bücher