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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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beiden schielenden Schlitzaugen glommen in einem bösen roten Licht. Lange, spitze Ohren wuchsen aus dem zottigen Kopf, und aus dem kahlen, gräßlichen unnatürlichen Schädel, der im Licht der Kerzen schimmerte, sprossen zur Seite und nach oben vier enorme, gekrümmte Hörner.
    Vor der Erscheinung schwangen die grotesk vermummten Priester Weihrauchgefäße, deren Gestank bis oben auf dem Hügel zu riechen war.
    Rex erstickte ein Husten mit vorgehaltener Hand. »Was für ein Zeug verbrennen sie denn da?«
    »Dornen, Apfelblätter, Raute, Bilsenkraut, getrockneten Nachtschatten, Myrten und andere Kräuter«, antwortete de Richleau. »Einige sind, abgesehen von ihrem Gestank, harmlos, aber andere haben Drogenwirkung auf das Gehirn und stacheln die Sinne zu tierischer Sexualität an, wie du bald genug feststellen können wirst. Wenn wir nur Simon entdecken könnten«, setzte er verzweifelt hinzu.
    »Dort ist er!« rief Rex aus. »Links neben dem krötenköpfigen Kerl.«
    Der Bock erhob sich, ragte hoch über seinen gottlosen Priestern empor und drehte ihnen das Hinterteil zu. Der erste beugte sich vor, um ihm mit dem abscheulichen Kuß zu huldigen. Die anderen folgten. Danach wanderten alle Teilnehmer in feierlichem Schweigen an dem Thron vorbei und vollführten die obszöne Parodie auf den heiligen Kuß, der dem Ring eines Bischofs aufgedrückt wird.
    Simon war unter den letzten. Rex packte de Richleaus Arm. »Jetzt oder nie«, flüsterte er. »Wir können das nicht zulassen.«
    »Pst«, gab de Richleau zurück. »Das ist nicht die Taufe. Sie findet erst nach dem Festmahl statt, unmittelbar vor der Orgie. Unsere Chance kommt noch.«
    Beide wußten, daß ihnen für Simons Rettung nicht mehr viel Zeit blieb. Es fehlte ihnen keineswegs an Mut, und doch war ihnen klar, wie gering ihre Erfolgsaussichten waren, wenn sie den Abhang hinunter mitten in die mit dämonischen Ritualen beschäftigte Menge stürzten. Wie konnten sie gegen mehr als hundert Menschen etwas ausrichten!
    Rex sprach diese Gedanken aus. »Wenn wir versuchen, Simon diesen Wahnsinnigen zu entreißen, wird man uns innerhalb von zehn Sekunden überwältigt haben.«
    »Ich weiß«, stimmte der Herzog unglücklich zu. »Ich habe nicht damit gerechnet, daß sie alle ständig beieinander bleiben würden. Hätten sie sich in kleine Gruppen aufgeteilt, könnten wir Simon packen, noch ehe die meisten bemerkten, was vorgeht. Wenn wir jetzt hineinplatzen und sie uns fangen, zweifele ich nicht daran, daß wir das Tal nicht mehr lebend verlassen würden. Wahrscheinlich würden sie sich sogar freuen, dem scheußlichen Ding auf dem Thron ein Menschenopfer darbringen zu können.«
    »Sie werden doch wohl trotz ihrer blasphemischen Riten keinen Mord begehen?« fragte Rex ungläubig.
    De Richleau schüttelte den Kopf. »Das Blutopfer gehört zu den ältesten magischen Bräuchen der Welt. Das Blut ist das Leben. Wenn Blut vergossen wird, entweicht Energie in die Atmosphäre. Wird es innerhalb eines besonders vorbereiteten Kreises vergossen, kann die Energie genau wie Elektrizität eingefangen und in eine bestimmte Richtung geleitet werden.«
    »Sie werden es doch nicht wagen, ein menschliches Wesen zu opfern?«
    »Das hängt davon ab, welche Art des Bösen sie über die Welt bringen wollen. Ist es Krieg, werden sie sich Mars mit einem Widder geneigt machen, ist es zügellose Wollust, werden sie eine Ziege opfern und so weiter. Das Menschenopfer ist jedoch für alle Zwecke geeigneter als andere, und dieses gottlose Volk ist im Augenblick kaum noch menschlich. Ihre Gehirne sind krank, und ihre Mentalität ist die der Hexen und Zauberer des Mittelalters.«
    Rex stöhnte auf. »Es muß uns einfach gelingen, Simon da herauszuholen!«
    Nachdem er den letzten Kuß empfangen hatte, drehte der Bock sich wieder um. Zwischen seinen Hufen hielt er ein großes hölzernes Kreuz. Mit einer heftigen Bewegung schlug er es gegen den Stein, wobei vom Stiel ein Stück abbrach. Der katzenköpfige Priester hob das Stück auf und warf es einer Gruppe zu, die es in schweigender Wut zu Spänen zerstampfte und zerschmetterte. Das Kreuz pflanzte der Priester mit dem oberen Ende nach unten vor dem Bock in den Boden.
    Jetzt eilten die Teufelsanbeter zu den Tischen. Messer, Gabeln, Löffel oder Gläser gab es nicht. Die Teilnehmer, offenbar entschlossen, auf eine tierische Stufe zurückzusinken, griffen mit den Händen in die silbernen Schüsseln und setzten die Hälse der Flaschen an den Mund, wobei sie

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