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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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Hostien.
    Betäubt vor Entsetzen sah er, wie die Teufelsanbeter sie in Stücke brachen und in den überlaufenden Kelch warfen. Die Mischung wurde mit dem zerbrochenen Kreuz umgerührt und dem Bock dargereicht, der den Kelch mit seinen großen, gespaltenen Hufen umfaßte und plötzlich umkippte, so daß der ganze Inhalt auf den Boden floß.
    Mit einemmal war die unnatürliche Stille gebrochen. Der Mob geriet in Bewegung, schrie und kreischte, als seien sie alle wahnsinnig geworden. Sie tanzten und stampften die Überreste der Hostien in den durchtränkten Boden.
    Rex keuchte, als sei er am Ersticken, und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich halte es nicht mehr aus! Sie sind verrückt, alle verrückt!«
    »Im Augenblick ja.« Der Herzog sah wieder auf. »Bei diesem abstoßenden Spektakel entladen sich ihre aufgestauten Gefühle und unterdrückten Komplexe.«
    »Gott sei Dank, daß Tanith nicht hier ist. Sie hätte es nicht überstanden, sie wäre wahnsinnig geworden oder hätte versucht zu fliehen. Und dann hätte man sie wahrscheinlich ermordet. Was sollen wir denn nur wegen Simon tun?«
    De Richleau stöhnte auf. »Gott allein weiß es.«
    Das Feuer unter dem Kessel loderte jetzt mit hellem Schein. Als die Menge sich teilte, sah Rex, daß ein Dutzend Frauen ihre Dominos ausgezogen hatten und völlig nackt im Kerzenlicht standen. Sie bildeten um den Kessel einen Kreis, faßten sich, mit den Gesichtern nach außen, an den Händen und begannen einen wilden Tanz im entgegengesetzten Uhrzeigersinn.
    Wenige Sekunden später hatte die ganze Gesellschaft die Kleider abgeworfen und sich den Tanzenden beigesellt, ausgenommen sechs von ihnen, die, jeder mit einem Musikinstrumenten der Seite saßen. Die Musik, die sie erzeugten, klang wie keine andere, die Rex je gehört hatte, und er betete, daß er sie niemals wieder hören würde. Statt einer Melodie ertönten schneidende Dissonanzen und gebrochene Akkorde, die sich mit nervenzerfetzender Eindringlichkeit in das Gehirn bohrten und einem die Zähne klappern ließen.
    Zu dieser Kakophonie vollführten die nackten, aber immer noch maskierten Tänzer ihre ungeordneten Sprünge, so daß man weniger von einem Tanz als vielmehr von dem Getrampel einer Horde’ tierischer Gestalten sprechen konnte.
    Alle waren sie trunken vom Alkohol und ihrer perversen Begeisterung. Die Augen glühten wild. Die aufgelösten Haare der Frauen flatterten, der Atem der Männer kam in mühsamen Stößen. Sie drehten und stießen sich, taumelten, stolperten, fielen, wälzten sich, kamen wieder auf die Füße und sprangen weiter. Dann hörte die Musik mit einem letzten Aufkreischen der Violine auf. Alle warfen sich keuchend und erschöpft auf den Boden. Der riesige Bock schlug seine Hufe gegeneinander und spendete mit einem meckernden Gelächter Applaus.
    De Richleau setzte sich auf. »Gott helfe uns, Rex, jetzt müssen wir etwas unternehmen. Sobald diese Schweine wieder Luft bekommen, wird die Taufe der Neophyten stattfinden und danach die gräßlichste Orgie mit jeder Perversion, auf die ein menschliches Gehirn nur kommen kann. Wir dürfen nicht länger warten. Wenn Simon einmal getauft ist, können wir ihn nicht mehr retten, und er ist in diesem und dem ewigen Leben der Hölle verfallen.«
    »Jetzt, wo sie sich selbst in einen solchen Zustand hineingearbeitet haben, müßte es uns doch gelingen«, meinte Rex, selbst nicht ganz überzeugt. In dem Bemühen, seine unnennbaren Ängste zurückzudrängen, zwang er sich zu einem Lachen und setzte hinzu: »Unsere Chance ist größer geworden, weil sie ihre Hosen verloren haben. Da ist keiner ein besonders guter Kämpfer.«
    »Ich fürchte mich nicht vor dem Pack, sondern vor dem gräßlichen Ding auf dem Thron«, stieß de Richleau heiser und verzweifelt hervor. »Die Schutzmittel, die ich besorgt habe, sind nicht stark genug, um uns vor dem Bösen zu bewahren, das von ihm ausstrahlt.«
    »Ist unser Glaube nicht genug?« fragte Rex.
    De Richleau erschauerte. Die eisige Kälte, die in Wellen aus dem Tal strömte, schien seine Stärke und seinen Mut auszulöschen.
    »Er wäre genug«, murmelte er, »wenn wir beide uns im Stande der Gnade befänden.«
    Diese Auskunft gab Rex den Rest. Obwohl es die Umstände seinerzeit zu rechtfertigen schienen, hatten sowohl er als auch der Herzog menschliches Leben vernichtet, und wer kann überhaupt von sich sagen, er sei ohne Sünde, wenn er auf der Schwelle zur anderen Welt steht?
    Verzweifelt kämpfte Rex darum,

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