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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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sich jetzt wärmer an, und der Stempel, den das Entsetzen seinem Gesicht aufgedrückt hatte, war verschwunden. Die Bewußtlosigkeit schien in einen natürlichen Schlaf übergegangen zu sein.
    »Mit Gottes Hilfe haben wir ihn gerettet«, erklärte der Herzog. »Jetzt müssen wir warten, bis er von selbst erwacht. Also können wir uns ein bißchen ausruhen.«
    »Ist es – ist es ein Sakrileg oder so etwas, wenn ich rauchen würde?« fragte Rex.
    »Natürlich nicht.« De Richleau zog sein Zigarrenetui hervor. »Nimm dir eine Hoyo. Die Gedanken, nicht die Formen machen eine Atmosphäre gut oder böse.«
    Einige Zeit saßen die beiden Freunde schweigend da. Die Glut ihrer Zigarren leuchtete in der Dunkelheit, bis im Osten ein grauer Schimmer entstand. Dann bewegte Simon sich, und sie erhoben sich beide. Simon sah sie mit großen Augen an und fragte mit erstickter Stimme, wo er sei.
    De Richleau antwortete ihm nicht gleich. Er zog Simon zwischen sich und Rex auf die Knie und dankte für Simons Wiederherstellung mit den Worten des 51. Psalms.
    »Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit.
    Wasche mich wohl von meiner Missetat und reinige mich von meiner Sünde.
    Denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir.«
    Danach erklärte de Richleau, was sich ereignet hatte, und Simon saß auf dem Steinaltar und weinte wie ein Kind. Jetzt endlich begann er zu verstehen, aus welch schrecklicher Gefahr seine Freunde ihn gerettet hatten.
    Er erinnerte sich an die Zusammenkunft in seinem Haus und daran, daß der Herzog ihn in der Curzon Street hypnotisiert hatte. Danach wußte er von nichts mehr. Er hatte sich auf einmal inmitten des Sabbats wiedergefunden, und auch daran hatte er nur undeutliche Erinnerungen.
    Die Dämmerung brach an. De Richleau legte seinen Arm freundschaftlich um Simons Schultern. »Nimm es dir nicht so zu Herzen, lieber Simon. Du bist, wenigstens für den Augenblick, in Sicherheit, und Gott sei gedankt, daß du noch bei gesundem Verstand bist, was ich, als wir dich hierherbrachten, nicht einmal zu hoffen wagten.«
    Simon nickte. »Ich weiß – ich habe noch Glück gehabt. Aber bin ich jetzt wirklich für immer frei? Ich fürchte, Mocata wird versuchen, mich zurückzuholen. Ich bin für ihn der Schlüssel zu einem Ritual, das er unbedingt vollführen will, weil ich unter einer bestimmten Konstellation geboren bin.«
    »Ist diese Gefahr nicht vorbei? Das Ritual sollte doch vor zwei Tagen stattfinden, und da haben wir es verhindert.«
    Simon schüttelte den Kopf. »Vorgestern wäre zwar der geeignetste Zeitpunkt gewesen, aber das Ritual kann in jeder Nacht stattfinden, solange Saturn und Mars im selben Haus des Tierkreiszeichens bleiben.«
    »Je länger wir dich also von Mocata fernhalten können, desto geringer werden seine Chancen, da die beiden Planeten sich voneinander entfernen«, stellte Rex fest.
    De Richleau seufzte. Im frühen Morgenlicht sah sein Gesicht grau und eingefallen aus. »Dann«, erklärte er langsam, »wird Mocata, sobald es wieder dunkel wird, alle seine Kräfte einsetzen, und uns steht eine weitere Nacht des Kampfes bevor.«

 
XIX
     
     
    Rex hatte mit dem Sonnenaufgang seine fröhliche Unbekümmertheit wiedergefunden. »Darüber können wir uns später den Kopf zerbrechen. Was wir vor allen Dingen brauchen, ist ein gutes Frühstück«, verkündete er.
    Der Herzog lächelte. »Dem stimme ich zu, und wir können auf keinen Fall lange hierbleiben. Während wir essen, können wir beraten, wohin wir Simon in Sicherheit bringen.«
    »Im Augenblick können wir ihn nirgendwo hinbringen«, grinste Rex. »Nicht in deinem Mantel und darunter barfuß bis zum Hals.«
    Simon grinste hinter vorgehaltener Hand. Seine beiden Freunde freuten sich, daß er zu dieser ihnen wohlbekannten Gewohnheit zurückgefunden hatte. »Ich muß ziemlich komisch aussehen«, bekannte er. »Vielleicht könnte einer von euch beiden versuchen, mir etwas zum Anziehen zu besorgen.«
    »Nimm den Wagen, Rex«, sagte der Herzog, »und fahr nach Amesbury. Klopf den ersten Ladenbesitzer heraus, den du finden kannst. Hast du genug Geld bei dir?« Rex nickte. »Gut. Bis zu deiner Rückkehr rühren wir uns nicht von der Stelle.«
    Als er mit Simon allein war, wandte de Richleau sich ihm zu.
    »Jetzt erzähl mir, wie du in diese schreckliche Sache hineingezogen worden bist.«
    »Nun«, antwortete Simon zögernd, »es hört sich seltsam an, aber teilweise bist du

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