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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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selbst dafür verantwortlich.«
    »Ich?« rief der Herzog aus. »Wie kommst du darauf?«
    »Ich will damit nicht etwa andeuten, du seiest irgendwie schuld daran. Aber erinnerst du dich, wie wir einmal Weihnachten in Cardinals Folly über die alten Alchimisten sprachen und daß sie aus unedlen Metallen Gold machen konnten?«
    De Richleau nickte. »Ja, und du zweifeltest meine Behauptung an, das sei ihnen tatsächlich gelungen.«
    »Ich war skeptisch, aber interessiert«, fuhr Simon fort. »Deshalb machte ich mich daran, die Sache, so gut ich konnte, nachzuprüfen.«
    »Du hast doch nicht etwa selbst Experimente angestellt?«
    »Nein, das wäre mir gar nicht möglich gewesen. Ich kam darauf, daß die Verwandlung von Blei in Gold ein Symbol sein müsse für die Erhebung des Geistes zum Licht.«
    »War das damals dein Ziel?«
    »In gewisser Weise ja. Du weißt, wie es geht. Eins führt zum anderen. Da ich Jude bin, begann ich mit dem Studium der Kabbala.«
    »Und wie viele Leute, die eine Menge gelesen haben und über große Lebenserfahrung verfügen, kamst du zu dem Schluß, daß unsere westliche Wissenschaft sich einseitig entwickelt und so manche Dinge, die den Alten wohlbekannt waren, vergessen hat«, fiel der Herzog ein.
    »So ist es«, lächelte Simon.
    »Nun, es ist ja gut und richtig, sich für diese Fragen zu interessieren. Wie bist du dadurch an Mocata gekommen?«
    Simon erschauerte, als der Name fiel, und zog den Teppich enger um seine Schultern. »Ich lernte ihn in Paris kennen, im Haus eines Bankiers, mit dem ich manchmal geschäftlich zu tun hatte.«
    »Castelnau!« rief der Herzog aus. »Das ist der Mann mit dem verstümmelten Ohr! Ich wußte, ich hatte ihn schon einmal gesehen, aber ich konnte mich heute nacht nicht daran erinnern, wo.«
    »Ja«, bestätigte Simon, »der Name dieses Bankiers ist Castelnau. Also, bei ihm lernte ich Mocata kennen, und das Gespräch kam auf die Kabbala, und das interessierte mich natürlich. Mocata sagte, er hätte eine Menge Bücher darüber, und ich solle ihn doch einmal besuchen und sie mir ansehen. Das tat ich auch. Dann erzählte er mir, er wolle am nächsten Tag ein Experiment auf dem Gebiet der Magie durchführen, und fragte, ob ich Lust hätte, daran teilzunehmen.«
    »Ich verstehe. Damit fing es an.«
    »Ja. Das Experiment war ganz harmlos. Er sprach rituelle Beschwörungen der vier Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde und forderte mich auf, in einen Spiegel zu sehen. Er bezog sich mit einer Art Nebel, und als der sich auflöste, sah ich statt meines Spiegelbilds ein Zeitungsblatt. Es war die Wirtschaftsbeilage von Le Temps, mit allen Notierungen der Pariser Börse. Das hört sich vermutlich ziemlich prosaisch an, aber der springende Punkt ist, daß es die Ausgabe eines Tages war, der drei Tage in der Zukunft lag.«
    »Und du hast dir einige der Börsennotierungen gemerkt, nehme ich an.«
    »Hm. Die Liste war nicht länger als zehn Sekunden sichtbar, aber das reichte mir, um die für mich interessanten Zahlen im Kopf zu behalten, und als ich es später nachprüfte, stimmten sie haargenau.«
    »Und was geschah dann?«
    »Mocata erbot sich, mich zu lehren, wie ich meinen heiligen Schutzengel persönlich kennenlernen und mit ihm sprechen könne, um selbst solche Kräfte zu erlangen.«
    »Mein armer Simon!« Der Herzog verzog unglücklich das Gesicht. »Du bist nicht der erste, den die Brüder des Pfads zur Linken auf diese Weise gefangen haben. Natürlich beschwor Mocata deinen bösen Engel.«
    »Das nehme ich an, aber damals konnte ich es nicht wissen. Jedenfalls mußte ich ein paar Tage später nach London zurückkehren, und ich war so beeindruckt, daß ich Mocata bat, er solle mir Bescheid geben, wenn er einmal London besuchen werde. Vierzehn Tage später rief er mich an und empfahl mir dringend, gewisse Aktien abzustoßen. Ich tat es und wurde vor einem großen Verlust bewahrt.«
    »Hast du ihn daraufhin eingeladen, bei dir zu wohnen?«
    »Ja, auf seinen Vorschlag hin. Er meinte, in einem Hotel könne er seine Beschwörungen nicht durchführen. Bald darauf hatten wir es uns angewöhnt, Nacht für Nacht zusammen in meinem Observatorium zu sitzen. Deshalb hatte ich so wenig Zeit für dich. Aber die Ergebnisse waren erstaunlich.«
    »Und du fingst an, mit der Schwarzen Magie herumzuspielen, nicht wahr?«
    Simons dunkle Augen wichen für einen Moment dem Blick des Herzogs aus. Dann nickte er. »Nur ein bißchen. Er forderte mich auf, das Vaterunser rückwärts

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