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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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hatten, die sich in ihrer unmittelbaren Nähe abspielte.
    Eine Meile außerhalb der Stadt fuhren sie einen Abhang hinauf bis an den Drahtzaun, der das neolithische Monument umgibt. Sie hatten Stonehenge erreicht. Der Herzog stellte den Hispano auf dem verlassenen Parkplatz ab. Rex trug Simon, der in den großen Mantel des Herzogs und den Wagenteppich gewickelt worden war. Der Herzog folgte ihm durch den Draht mit dem Koffer, in dem er seine Schutzmittel hatte.
    Vor ihnen ragte das zeitlose Symbol einer vergessenen Kultur, die Britannien beherrscht hatte, bevor die Römer kamen, in den Himmel. Sie durchquerten den äußeren Ring der großen, aufrecht stehenden Steine, von denen noch einige Stücke der Verbindungen zwischen ihnen tragen. De Richleau führte Rex bis an die Stelle, wo der halb eingesunkene Sandsteinaltar liegt.
    Der Handbewegung des Herzogs folgend, legte Rex Simon darauf. Der junge Amerikaner sah seinen Freund zweifelnd an. »Vermutlich weißt du, was du tust, aber ich habe von den Druiden, die Stonehenge erbauten, immer gehört, sie seien ein ziemlich wilder Haufen gewesen. Haben sie auf diesem Stein nicht Jungfrauen geopfert und alle Arten von heidnischen Riten vollführt? Ich hätte angenommen, dieser Platz sei eher der Macht des Bösen als der Macht des Lichtes geweiht.«
    »Mach dir keine Sorgen, Rex.« De Richleau lächelte in der Dunkelheit. »Es stimmt, daß die Druiden Opfer brachten, aber sie waren Sonnenanbeter. Zur Sommersonnenwende, wenn die Sonne über jener Hügelkuppe dort aufgeht, wirft sie ihre ersten Strahlen genau durch den Bogen auf diesen Steinaltar. Stonehenge ist eine der heiligsten Stätten in ganz Europa, weil zahllose Tausende von längst toten Männern und Frauen hier darum gebetet haben, die Macht des Lichtes möge sie vor den bösen Dingen schützen, die in der Dunkelheit umgehen. Die Schwingungen ihrer Seelen sind jetzt um uns und geben uns bis zur Morgendämmerung sicheren Schutz.«
    Mit behutsamen Händen untersuchten sie Simon. Sein Körper war immer noch sehr kalt, aber er hatte, außer der Stelle am Hals, wo Rex ihn gepackt hatte, keine sichtbare Verletzung.
    »Was hast du vor?« fragte Rex als der Herzog seinen Koffer öffnete.
    »Ich werde ihn ordnungsgemäß exorzisieren, um festzustellen, ob er von einem bösen Geist besessen ist und diesen, wenn ja, austreiben.«
    »So, wie es die katholischen Priester im Mittelalter getan haben?«
    »Wie sie es immer noch tun«, antwortete de Richleau ernst.
    »Aber Simon ist doch kein Katholik.«
    »Das spielt keine Rolle. Ein Angehöriger der katholischen Kirche kann für jeden Menschen, gleichgültig welcher Rasse oder welchen Glaubens, göttliche Hilfe erbitten. Glücklicherweise bin ich katholisch getauft, und wenn ich auch kein guter Katholik sein mag, so glaube ich doch fest daran, daß mir durch die Gnade Gottes heute nacht die Kraft gegeben wird, unserm armen Freund zu helfen.
    Knie nieder und bete im stillen. Gib jedoch acht, wenn er aufspringt. Falls er wirklich besessen ist, wird der Dämon in ihm wie ein Wahnsinniger kämpfen.«
    De Richleau träufelte ein paar Tropfen von dem Weihwasser auf Simons Stirn. Sie blieben einen Augenblick liegen und rannen dann langsam über sein ausgezehrtes Gesicht. Sein Körper rührte sich nicht.
    »Der Herr sei gepriesen«, murmelte der Herzog.
    »Was ist?« keuchte Rex.
    »Er ist nicht besessen. Wäre er es, dann hätte das Weihwasser ihn verbrannt wie kochendes Öl, und der Dämon hätte wie eine Höllenkatze geschrien.«
    »Und was jetzt?«
    »Er riecht immer noch nach dem Bösen. Ich muß es bannen und die Atmosphäre reinigen. Auch muß ich alles tun, um ihn gegen Mocatas Einfluß zu schützen. Dann werden wir sehen, ob er aus dem Koma erwacht.«
    Der Herzog vollführte komplizierte Riten, bei denen er mit Ebereschenholz in Richtung der Füße über Simons Glieder strich und viele lateinische Formeln sprach. Simon wurde mit heiligem Wasser und heiligem Öl benetzt, das Zeichen des Horus wurde nach Norden, Süden, Osten und Westen gemacht. Der Herzog band Teufelsdreckgras um Simons Handgelenke und Knöchel, schob ihm eine Phiole mit Quecksilber zwischen die Lippen und eine Kugel mit einem Kreuz darauf in die rechte Hand. Ein Kranz von Knoblauchblüten wurde ihm um den Hals gehängt. Jeder Handlung gingen ein langes Gebet, eine gedankliche Konzentration und die Anrufung der Erzengel voraus.
    Nach einer Stunde war alles vollbracht. De Richleau untersuchte Simon erneut. Er fühlte

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