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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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habe ich mich um ihn gekümmert.«
    »Nun, in der Form wurde es mir allerdings nicht berichtet«, antwortete Marie Lou vorsichtig. »Und was ist der Zweck Ihres Besuches?«
    »Simon ist jetzt bei Ihnen?«
    »Ja«, gab sie kurz zurück. Leugnen hatte doch keinen Zweck. »Und er wird auch einige Zeit hierbleiben.«
    Mocata lächelte. Mit Schrecken ertappte Marie Lou sich bei dem Gedanken, er sei eigentlich recht sympathisch. Seine seltsamen hellen Augen zeigten große Intelligenz und sogar eine Spur von gutmütigem Humor.
    »Die Landluft würde ihm zweifellos guttun, und Ihre Gastfreundschaft muß ihn bezaubern«, meinte Mocata. »Unglücklicherweise gibt es gewisse Umstände, von denen Sie natürlich nichts wissen können, die mich zwingen, ihn noch heute abend mit mir nach London zu nehmen.«
    »Ich fürchte, das ist ganz unmöglich.«
    »Ich dachte mir, daß Sie anfänglich diese Haltung einnehmen würden«, erwiderte Mocata. »Unser Freund de Richleau hat Ihrem Mann und auch Ihnen sicher ungeheuerlichen Unsinn erzählt. Ich möchte im Augenblick weder darauf noch auf seine mutmaßlichen Gründe eingehen, aber ich bitte Sie, Mrs. Eaton, mir zu glauben, wenn ich sage, daß Simon in sehr beträchtlicher Gefahr sein wird, falls Sie mir nicht erlauben, ihn wieder in meine Obhut zu nehmen.«
    »Er wird in keiner Gefahr sein, solange er sich in meinem Haus aufhält«, sagte Marie Lou fest.
    »Ah, meine liebe junge Dame«, seufzte er, »ich kann kaum erwarten, daß jemand wie Sie genau versteht, was unserm armen Simon zustoßen wird, wenn er hierbleibt. Sein Geisteszustand ist schon seit einiger Zeit besorgniserregend, und ich allein kann ihn heilen. – Schokolade!« setzte er unvermittelt hinzu. Sein Blick blieb auf einer großen Schachtel haften, die auf einem Tisch lag. »Darf ich? Bei Schokolade kann ich nie widerstehen.«
    »Es tut mir leid.« Marie Lou zuckte mit keiner Wimper. »Die Schachtel ist leer. Fahren Sie fort mit dem, was Sie über Simon zu sagen haben.«
    Mocata zog die bereits ausgestreckte Hand wieder zurück. Ihm wurde klar, daß diese entzückende junge Frau ein klügerer Gegner war, als er angenommen hatte. Er mußte erst noch ein bißchen mit ihr reden.
    »Mrs. Eaton, es ist ganz offensichtlich, daß Sie mir mißtrauen, und das überrascht mich gar nicht. Bei Ihrer Intelligenz tue ich besser daran, meine Karten offen auf den Tisch zu legen.«
    »Das wird keinen Unterschied machen.«
    Mocata ließ die Bemerkung unbeachtet. »Monsieur de Richleau hat mich Ihnen gegenüber wahrscheinlich als einen sehr bösen Menschen hingestellt. Ja, ich praktiziere Magie, und auch Simon interessiert sich seit ein paar Monaten dafür, aber daran ist nichts Schlechtes. Die Magie steht nur deshalb in so düsterem Ruf, weil sie seit Jahrhunderten des Kirchenbanns wegen im Geheimen ausgeübt worden ist. Sie werden kaum etwas davon verstehen, aber auch wenn Sie nur zufällig hier und da einmal etwas über Magie gelesen haben, werden Sie wissen, daß die Eingeweihten die Macht haben, gewisse Wesenheiten herbeizurufen.
    Diese sind ganz harmlos, solange ein Fachmann mit ihnen umgeht, ebenso wie zum Beispiel die Elektrizität, von der ein Kind, das ungeschickt damit spielt, einen unter Umständen tödlichen Schlag erhalten kann. Die Analogie erstreckt sich auch auf die Arbeit, die Simon und ich begonnen haben. Wir haben eine Wesenheit ins Dasein gerufen, ebenso wie Techniker eine elektrische Maschine konstruieren. Zur sicheren Handhabung sind wir beide notwendig, und wenn ich allein weitermachen muß, werden die Kräfte, die wir beschworen haben, zweifellos außer Kontrolle geraten und sowohl Simon als auch mir den schwersten Schaden zufügen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Ja«, murmelte Marie Lou. Er hatte sie während der ganzen langen Erklärung unverwandt angestarrt. Marie Lou fand das, was er sagte, durchaus einleuchtend. Sie konnte nicht mehr glauben, daß dieser nette Herr in dem korrekten grauen Anzug für irgendwen eine Gefahr darstelle.
    »Ich wußte doch gleich«, faßte Mocata nach, »daß sich das durch den Übereifer unseres alten Freundes, des Herzogs, hervorgerufene Mißverständnis aufklären lassen würde. Wenn ich ihm und diesem reizenden jungen Amerikaner nur alles persönlich hätte erklären können, dann wären ihnen eine Menge Sorgen erspart geblieben. Wann erwarten Sie den Herzog zurück? Ich kann mich heute leider nicht lange aufhalten, aber ich möchte die Angelegenheit so gern in Ruhe

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