Diener der Finsternis
sicher trinken dürfen.«
Der Herzog hielt ihn zurück. »Ich fürchte, das dürfen wir nicht. Keiner von uns darf vorläufig Alkohol anrühren.«
»Großer Gott! Das kannst du doch nicht ernst meinen?«
»Doch«, versicherte der Herzog ihm. »Ich meine es ernst.«
»Wir sitzen in der Patsche«, fügte Simon hinzu.
»Das sieht wirklich so aus.« Richard lachte nervös auf. Er warf einen Blick auf Rex, der sonst immer so fröhlich war und heute in düsterem Schweigen an der Tür stand.
»Ich kann verstehen, daß euch das alles sehr seltsam vorkommt«, ergriff der Herzog wieder das Wort. »Tatsache ist, daß Simon allen Ernstes verhext worden ist.«
»Jetzt hör mit den dummen Witzen auf und sag uns, was wirklich los ist«, verlangte Richard.
»Das ist die Wahrheit«, betonte der Herzog. »Er war sehr schlecht beraten, als er vor ein paar Monaten begann, sich mit Schwarzer Magie zu befassen, und nur durch die Gnade der Vorsehung gelang es Rex und mir, an einem kritischen Punkt einzuschreiten. Wir hoffen, daß wir weitere schlimme Auswirkungen verhindern können.«
Richard sah den Herzog fest an. »Sieh mal«, sagte er, »ich mag dich viel zu gern, als daß ich grob gegen dich werden möchte. Aber es ist doch Blödsinn, im zwanzigsten Jahrhundert von Magie zu reden.«
»Na gut, dann nenne es Naturwissenschaft.« De Richleau lehnte sich müde gegen den Kaminsims. »Magie ist nichts weiter als eine Bezeichnung für die Wissenschaft, aufgrund derer man durch Willenskraft bestimmte Ereignisse hervorrufen kann.«
»Oder mit der man die Naturgesetze dem eigenen Willen untertan macht«, fiel Marie Lou zur allgemeinen Überraschung ein.
»Gewiß«, stimmte der Herzog zu.
Allmählich wurde Richard klar, daß der Herzog alles andere als einen Scherz im Sinn hatte. »Das hört sich sehr merkwürdig an«, meinte er. »Am besten wäre es wohl, du würdest uns die ganze Geschichte von Anfang an erzählen.«
»Das werde ich, und wenn ihr an irgendeinem Punkt Zweifel habt, kann Rex sich für die Tatsachen und für meine geistige Gesundheit verbürgen.«
»Das kann ich«, erklärte Rex ernst.
Daraufhin erzählte de Richleau den Eatons alles, was sich in den letzten achtundvierzig Stunden ereignet hatte und fragte sie feierlich, ob sie bereit seien, Simon, Rex und ihn selbst aufzunehmen, obwohl das auch für sie ein Risiko mit einschloß.
»Natürlich sind wir dazu bereit«, antwortete Marie Lou sofort. »Ihr bleibt so lange hier, wie es euch gefällt und bis ihr ganz sicher seid, daß Simon außer Gefahr ist.«
Richard nickte zustimmend und zog den Arm seiner Frau durch den seinen. »Sagt uns nur genau, wie wir euch helfen können.«
»Das ist schrecklich anständig von euch«, antwortete Simon mit einer Andeutung seines früheren jungenhaften Lachens. »Aber ich würde es mir nie verzeihen, wenn euch meinetwegen ein Leid zugefügt würde.«
»Fang nicht wieder damit an«, bat Rex. »Das haben wir unterwegs alles besprochen, und de Richleau hat uns immer wieder versichert, daß Richard und Marie Lou nichts geschehen kann, wenn wir nur entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen.«
»So ist es«, nickte der Herzog. »Ich werde gleich nach Oxford weiterfahren. Dort kenne ich einen alten katholischen Priester, und ich werde ihn zu überreden versuchen, daß er mir ein paar geweihte Hostien überläßt. Ihr anderen paßt inzwischen auf Simon auf.« Er sandte ein freundschaftliches Lächeln in Simons Richtung. »Verzeih mir, mein lieber Junge, daß ich dich wie ein Kind behandele, aber ich möchte, daß die anderen dich nicht aus den Augen lassen, bis ich zurückkehre.«
»Das geht schon in Ordnung«, stimmte Simon zu. »Aber bist du auch ganz sicher, daß ich nichts – nun – Böses mehr an mir trage?«
»Absolut sicher. Die Reinigungszeremonien, die ich heute nacht ausgeführt habe, haben alle Spuren des Bösen gebannt. Wir müssen jetzt nur dafür sorgen, daß du frei davon bleibst, und so schnell wie möglich auf Mocatas Spur kommen.«
»Dann würde ich mich gern ein bißchen ausruhen«, gestand Simon.
Alle begleiteten sie de Richleau hinaus, der versprach, vor dem Dunkelwerden zurück zu sein. Richard nahm Simons Arm und führte ihn nach oben. Marie Lou wandte sich an Rex.
»Was denkst du wirklich über all das?« In ihren blauen Augen stand die Ahnung kommenden Unheils.
Er sah von seiner großen Höhe auf ihr herzförmiges Gesicht herab. »Wir haben tatsächlich vor dem Tor der Hölle gestanden, meine Liebe,
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