Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
Vom Netzwerk:
sie Richards Stimme: »Hallo! Was geht hier vor?«
    »Richard!« schrie Marie Lou, »Richard, es ist Mocata! Ich habe ihn empfangen, weil ich dachte, es sei besser, wenn du bei Simon bleibst, und er hat versucht, mich zu hypnotisieren. Laß ihn hinauswerfen. Oh, laß ihn hinauswerfen!«
    Richards Gesicht erstarrte, als er die panische Angst in den Augen seiner Frau sah. Er trat einen Schritt auf Mocata zu. »Wären Sie nicht doppelt so alt wie ich und befänden wir uns nicht in meinem Haus, würde ich Ihnen das Gesicht einschlagen«, drohte er wild. »Und ich werde es trotzdem tun, wenn Sie nicht auf der Stelle verschwinden.«
    Mocata hatte seinen Ärger mit beinahe unglaublicher Geschwindigkeit wieder unter Kontrolle. Er war ganz Wohlwollen und Lächeln, als er ungerührt die Schultern zuckte. »Ihre Frau ist leider ein wenig aus der Fassung geraten«, erklärte er. »Es muß an dem Frühlingswetter liegen, daß sie, während wir miteinander plauderten, beinahe einschlief. Und da sie von Ihren Freunden allerhand Seltsames über mich gehört hat, redet sie sich jetzt ein, ich hätte sie hypnotisieren wollen. Ich entschuldige mich aufrichtig dafür, daß ich für sie ein Anlaß zur Beunruhigung geworden bin.«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort«, gab Richard zurück. »Verlassen Sie bitte das Haus.«
    Erneut zuckte Mocata die Schultern. »Sie sind sehr unvernünftig, Mr. Eaton. Ich bin hergekommen, um Simon Aron mit mir nach London zu nehmen.«
    »Das werden Sie nicht tun.«
    »Bitte!« Mocata hob protestierend die Hand. »Hören Sie mich einen Augenblick an. Wie ich schon Ihrer Frau erklärte, haben Sie die Situation völlig mißverstanden. Hätte sie sich nicht plötzlich etwas eingeredet, säßen wir jetzt alle drei bei einem vernünftigen Gespräch zusammen. Sie kann Ihnen bestätigen, daß ich sie selbst gebeten habe, Sie zu unserer Unterhaltung hinzuzubitten.«
    »Das war ein Trick!« rief Marie Lou aufgebracht. »Sieh nicht in seine Augen Richard, und wirf ihn um Gottes willen hinaus!«
    »Sie haben es gehört.« Richards Gesicht war weiß geworden. »Gehen Sie, bevor ich die Beherrschung verliere.«
    »Wie schade, daß Sie so starrköpfig sind, mein junger Freund.« Mocatas Stimme war eiskalt. »Indem Sie Simon hierbehalten, beschwören Sie entsetzliche Gefahren für ihn und für sich selbst herauf. Da Sie aber nicht vernünftig sein und ihn mit mir gehen lassen wollen, müssen Sie mich fünf Minuten allein mit ihm sprechen lassen.«
    »Keine fünf Sekunden!«
    »Nun gut, wenn das Ihr letztes Wort ist.« Mocata schien zu wachsen. Eine unheimliche Macht schien von ihm auszugehen. Seine Worte klirrten wie Eis. »Dann werde ich heute nacht den Boten in Ihr Haus schicken, und er wird Simon mit sich nehmen – lebendig oder tot!«
    Er ging davon. Marie Lou bekreuzigte sich. Richard legte ihr den Arm um die Schultern. Gemeinsam folgten sie Mocata bis zur Tür.
    Mocata warf keinen Blick zurück. Er wanderte die lange, sonnenbeschienene Zufahrt hinunter wie ein ganz normaler älterer Herr.
    Plötzlich fühlte Richard, wie Marie Lous kleiner Körper zitterte. Mit einem Angstschrei verbarg sie den Kopf an seiner Schulter. »Oh, Darling, ich fürchte mich«, wimmerte sie. »Ich fürchte mich vor diesem Mann. Hast du es gesehen?«
    »Was denn, mein Herz?«
    »Er geht durch die Sonne«, schluchzte Marie Lou, »aber er wirft keinen Schatten!«

 
XXII
     
     
    Tanith saß allein in der Gaststube. Als sie Rex erblickte, sprang sie auf, rannte auf ihn zu und ergriff seine Hände. Sie sah blaß und erschöpft aus. Ihr grünes Leinenkleid war von der schrecklichen nächtlichen Wanderung her fleckig und zerdrückt.
    »Oh, Gott sei Dank, daß Sie gekommen sind!« rief sie.
    »Woher wußten Sie, daß ich in Cardinals Folly bin?« fragte Rex.
    Tanith ließ sich wieder auf ihren Stuhl sinken und legte die Hand über die Augen. »Ach, Rex, es tut mir so leid wegen gestern abend. Ich glaube, ich war verrückt, als ich Ihren Wagen gestohlen habe, um zum Sabbat zu kommen. Dann habe ich ihn gegen eine Scheunenwand gefahren und bin die letzten fünf Meilen zu Fuß gelaufen.«
    »Großer Gott! Wollen Sie damit sagen, daß Sie es schließlich doch noch geschafft haben?«
    Sie erzählte ihm alles, auch, wie sie gegen ihren Willen in das Tal hinuntergezogen wurde. Ihre Augen zeigten die grauenhafte Angst, die sie empfunden hatte. Dann waren plötzlich zwei riesige, leuchtende Augen in der Dunkelheit aufgeflammt, und sie hatte das Bewußtsein

Weitere Kostenlose Bücher