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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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bleiben! Er soll mich nicht als sein Werkzeug benutzen können!«
    Rex’ Gehirn arbeitete fieberhaft. Wenn sie die Wahrheit sagte, war sie wirklich in Gefahr. Wenn nicht, hatte Simon bis zur Rückkehr des Herzogs immer noch Richard und Marie Lou, die sich um ihn kümmern konnten. Seine Ritterlichkeit und seine Gefühle für das seltsame Mädchen zwangen ihn, bei Tanith zu bleiben. »Gut. Ich verlasse Sie nicht«, erklärte er.
    »Oh, Gott sei Dank«, seufzte Tanith.
    Vor Rex’ geistigem Auge tauchte das graue Gesicht des Herzogs auf, wie er bei Tagesanbruch in Stonehenge über den Talisman des Seth gesprochen hatte. Fand Mocata ihn, dann wurden die vier Reiter auf die Welt losgelassen. Sie mußten nicht nur wegen Simons und Taniths Sicherheit gegen Mocata kämpfen. Sie mußten ihn zum Nutzen aller Menschen der Erde vernichten, und sollte das bedeuten, daß sie sich selbst zu opfern hatten.
    Mit plötzlicher Klarheit erkannte Rex, daß Taniths Bitte um seinen Schutz eine einmalige Gelegenheit bot, den Krieg in das Lager des Feindes zu tragen. Sie war überzeugt, Mocata werde kommen, um sie zu holen, und de Richleau hatte gesagt, daß ein Satanist bei Tageslicht nicht mehr Macht hatte als ein gewöhnlicher Verbrecher. Also mußte es ihm, Rex, möglich sein, Mocata mit Gewalt festzuhalten. Danach konnte er dem Herzog die Entscheidung überlassen, was sie tun sollten.
    Bei diesem Plan gab es nur eine Schwierigkeit. In dem Gasthaus konnte er kaum einen Besucher angreifen und in seine Gewalt bringen. Aber wenn Mocata Tanith überall finden würde, dann brauchte er sich mit ihr nur an einen für die geplante Aktion günstigen Ort zu begeben.
    »Was halten Sie von einem kleinen Spaziergang?« fragte er beiläufig.
    Tanith schüttelte den goldhaarigen Kopf und lehnte sich mit halb geschlossenen Augen zurück. »Ich möchte gern, aber ich bin wirklich zu müde dazu.«
    »Es ist draußen ganz herrlich«, drängte Rex.
    »Wenn Sie es gern möchten …« Tanith erhob sich schläfrig. »Ich wage es sowieso nicht, einzuschlafen.«
    Rex legte den Arm um sie und führte sie durch die Hintertür hinaus. Hinter dem Garten lag eine natürliche Waldlichtung, vom Grundstück des Gasthofbesitzers durch einen Bach getrennt. Ehe Tanith noch protestieren konnte, hatte er sie hochgehoben und war mit einem Sprung über den Bach gesetzt. Sie kämpfte nicht darum, abgesetzt zu werden, sondern sah neugierig in sein Gesicht.
    »Sie müssen sehr stark sein«, sagte sie. »Die meisten Männer können eine Frau hochheben, aber es kann nicht leicht sein, dann auch noch über einen Bach zu springen.«
    Rex hielt sie fest und lächelte sie an. »Ich bin stark genug für uns beide. Sie brauchen keine Angst mehr zu haben.« Damit trug er sie unter die maiengrünen Bäume, wo sie vom Wirtshaus aus nicht mehr gesehen werden konnten. Einen Arm immer noch um ihre Schultern gelegt, blieb er neben ihr knien und sah ihr in die Augen. »Du liebst mich«, erklärte er plötzlich. »Nicht wahr?«
    »Ja«, bekannte sie, aber ihre Augen blickten bekümmert. »Ich liebe dich, doch du darfst mich nicht lieben. Du weißt, was ich dir gestern gesagt habe. Ich muß sterben. Ich muß bald sterben – noch bevor das Jahr zu Ende ist.«
    »Das wirst du nicht«, widersprach er heftig. »Wir werden diesen Teufel Mocata vernichten – de Richleau wird ihn bestimmt vernichten.«
    »Aber, mein Lieber, das hat gar nichts mit ihm zu tun«, stellte Tanith traurig fest. »Es ist einfach mein Schicksal, und du darfst mich nicht lieben, sonst wird dich mein Tod schrecklich unglücklich machen.«
    »Du wirst nicht sterben«, wiederholte er, und dann lachte er plötzlich jungenhaft auf. »Und wenn wir morgen beide sterben sollten, haben wir immer noch das Heute, Tanith. Ich liebe dich, und mehr ist dazu nicht zu sagen.«
    Sie preßte sich an ihn und küßte ihn auf den Mund. Er hielt sie fest und suchte ihre Lippen. In wenigen Worten sprach er von seiner Liebe und der Angst, die er um sie ausgestanden hatte. Sie lachte ein bißchen hysterisch, denn sie war den Tränen nahe. Ein seltsames, neues Glücksgefühl erfüllte sie mit dem verzweifelten Wunsch zu leben, die gräßlichen Vorstellungen abzuschütteln, in denen sie sich immer als Opfer eines Eisenbahnunglücks oder einer Feuersbrunst gesehen hatte. Im Augenblick kam es ihr so vor, als ob für diese Ängste, die sie seit ihrer Kindheit verfolgten, gar kein Grund bestehe. Sie war jung und gesund und voller Leben. Warum sollte ihr

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