Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
Vom Netzwerk:
auftreten, erklärte er, brauchten sie diesmal keine Angst zu haben. Sie würde durch das aus Taniths Körper gezogene Ektoplasma hervorgerufen werden. Sollte eine Stimme sie ansprechen, dürften sie nicht antworten. Er allein werde reden.
    Die Weihrauchkegel brannten langsam nieder und erfüllten die Luft mit einem seltsamen, scharfen Geruch, gemischt mit einem schweren, orientalischen Parfüm. Taniths Körper lag bewegungslos. De Richleau hatte die Augen geschlossen und den Kopf auf die Brust gesenkt. Wieder vollführte er die Joga-Atemübung, um sich darauf zu konzentrieren, Taniths Seele zu rufen.
    Simon war der erste, der merkte, daß etwas vor sich ging. Der Weihrauchkegel, der an Taniths Kopf stand, gab viel mehr Rauch ab als die übrigen und nahm eine bläuliche Farbe an. Simon drückte de Richleaus Arm, und dieser hob den Kopf. Auch Richard hatte es gesehen. Ein schwaches blaues Licht wurde deutlich wahrnehmbar.
    Allmählich formte es sich zu einer Kugel von drei Zentimetern Durchmesser. Sie bewegte sich vom Kopf bis zur Mitte von Taniths Körper. Dort blieb sie eine Weile. Das Leuchten verstärkte sich. Schließlich verlor die Kugel die Farbe und verteilte sich über ein größeres Gebiet. Sie sog den aufsteigenden Weihrauch von den Metalltabletts in sich auf und formte daraus einen Kopf und Schultern, die zwar wolkig und transparent, aber schon wenige Augenblicke später deutlich als das Ebenbild der bewegungslos darunter liegenden Gestalt zu erkennen waren.
    Mit klopfendem Herzen beobachteten der Herzog, Richard und Simon, wie jetzt der Prozeß der Materialisation in wenigen Sekunden abgeschlossen wurde. Der Körper vollendete sich. Die Gesichtszüge waren deutlich zu erkennen. Das Ganze war von einer leuchtenden Aureole umgeben.
    In der gespannten Stille ließ sich ein ganz schwaches Raunen hören.
    »Du hast mich gerufen. Hier bin ich.«
    »Bist du in der Wahrheit, Tanith?« fragte de Richleau leise.
    »Ich bin es.«
    »Bekennst du dich zu Unserm Herrn Jesus Christus?«
    »Das tue ich.«
    Der Herzog stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, denn er wußte, kein Elementargeist würde ein solches Bekenntnis wagen. Er fuhr fort:
    »Bist du aus eigenem freien Willen hier, oder möchtest du lieber weggehen?«
    »Ich bin gekommen, weil du mich gerufen hast, aber ich bin froh, daß ich hier bin.«
    »Unter uns ist einer, dessen Leid über deinen Fortgang sehr groß ist. Er will nicht versuchen, dich ins Leben zurückzubringen, aber er möchte wissen, ob es dein Wunsch ist, ihm dabei zu helfen, seine Freunde zu beschützen und zum Nutzen der Welt das Böse zu zerstören.«
    »Es ist mein Wunsch.«
    »Willst du uns alles über den Mann Mocata erzählen, was uns helfen kann?«
    »Das vermag ich nicht, denn ich stehe unter dem Gesetz. Aber du kannst mir Fragen stellen. Die muß ich beantworten.«
    »Was tut Mocata jetzt?«
    »Er plant neues Unheil für euch.«
    »Wo befindet er sich?«
    »Ganz in eurer Nähe.«
    »Kannst du mir genau sagen, wo?«
    »Das weiß ich nicht. Ich sehe ihn nicht deutlich, denn er bedeckt sich mit einem Mantel der Dunkelheit.«
    »Wo wird er morgen um diese Zeit sein?«
    »In Paris.«
    »Was siehst du ihn in Paris tun?«
    »Er spricht mit einem Mann, der einen Teil seines linken Ohres verloren hat. Sie sind in einem hohen Gebäude. Beide sind sehr zornig.«
    »Wird er lange in Paris bleiben?«
    »Nein. Ich sehe, wie er der aufgehenden Sonne entgegeneilt.«
    »Wo siehst du ihn dann?«
    »Unter der Erde.«
    »Willst du damit sagen, daß er tot ist – für uns tot ist?«
    »Nein. Er ist in einer Gruft unter einem sehr alten Gebäude. Der Ort strahlt Böses aus. Die roten Schwingungen sind so stark, daß ich nicht sehen kann, was er dort tut. Das Licht, das mich jetzt umhüllt, schützt mich vor einem solchen Anblick.«
    »Was plant er augenblicklich?«
    »Mich zurückzuholen. Er bereut, daß er meinen Tod verursacht hat, denn auf eurer Ebene kann ich ihm große Dienste leisten.«
    »Hat er die Möglichkeit, dich für dauernd zurückzuholen?«
    »Ja, wenn er sofort handelt, solange der Mond noch im dunklen Viertel ist.«
    »Ist es dein Wunsch, zurückzukehren?«
    »Nein, außer ich könnte frei von ihm sein – aber ich habe keine Wahl. Bis der neue Mond aufgeht, wandert meine Seele noch umher. Danach ziehe ich weiter, es sei denn, er hätte Erfolg gehabt.«
    »Wie wird er es anfangen?«
    »Es gibt nur eine Möglichkeit. Er muß die schwarze Messe zelebrieren .«
    »Mit der Opferung eines

Weitere Kostenlose Bücher