Diener des Boesen
von Ästen im Herbst auf eine lächerlich geringe Menge eingeschränkt hatten, sahen sich die Bauern gezwungen, altes Stroh zu verbrennen oder ihre wenigen Schafe zu schlachten, um sich mit ihren Fellen gegen die Kälte zu schützen.
Ganze Dorfgemeinschaften versammelten sich um wenige Feuer, um Holz zu sparen und sich vom Leib ihres Nachbarn wärmen zu lassen. Sie saßen beisammen und unterhielten sich. Sie erinnerten sich gegenseitig an den Rauch, der aus den Schloten der Gutshäuser aufstieg, und fragten sich, wie angenehm und warm es wohl in den Häusern und Burgen ihrer Herren sein mochte. Sie dachten darüber nach, wie sie die restlichen Säcke schimmligen Getreides und Hülsenfrüchte, die noch von der letzten Ernte übrig waren, am besten einteilen konnten, und wünschten sich, ihre Herren würden etwas von dem feinen weißen Brot aus ihren gut gefüllten Speisekammern an sie verteilen. Außerdem fragten sie sich, woher sie genügend kräftige Männer für das Pflügen der Dorffelder am Ende des Winters nehmen sollten, wenn ihre Herren darauf bestanden, dass sie stattdessen deren Felder bearbeiteten.
Sie machten sich Gedanken darüber, dass sie sonntags in die Kirche gingen, um eine Messe auf Latein zu hören, von der sie nicht ein Wort verstanden, und wie bemerkenswert wohlgenährt ihre Geistlichen aussahen, die in behagliche Pelze und Samtstoffe gehüllt waren… die sie von den schwerverdienten Zehnten ihrer Gemeindemitglieder erstanden hatten.
Während sie um die Feuer herum noch enger zusammenrückten und ihre Reden immer bitterer wurden, fragten sich die Bauern, wie sie das kommende Jahr überleben sollten, wenn sie all ihr Getreide und Vieh brauchten, um den Winter zu überleben. Wäre es besser, jetzt zu hungern oder im nächsten Herbst, wenn es keine Ernte geben würde, weil sie kein Saatgut mehr hatten, das sie aussäen konnten, und kein Fleisch, weil das letzte Vieh längst geschlachtet und aufgebraucht worden war.
Und mehr als einmal murmelte jemand die Worte, die John Ball mit lauter Stimme gerufen hatte, als man ihn in das Gefängnis des Erzbischofs von Canterbury geschleppt hatte:
»Als Adam pflügte und Eva spann, wer war da der Edelmann?«
Überall in der gefrorenen und trostlosen Einöde im Südosten Englands richteten sich die Blicke der Menschen auf die behaglichen Häuser der Adligen, und sie fragten sich: Welches Recht haben die Edelleute, sich Herren zu nennen, gut zu essen und sich an prasselnden Feuern zu wärmen, wenn wir doch alle Menschen sind? Wenn wir ebenso Söhne und Töchter Adams und Evas sind wie sie? Warum dürfen wir über unser Schicksal nicht selbst bestimmen und entscheiden, wo und für wen wir arbeiten wollen, wenn wir doch alle frei geboren wurden?
Als der Frost endlich nachließ und die Menschen wieder atmen konnten, ohne das Gefühl zu haben, dass Eissplitter ihre Lungen durchdrangen, verbreitete sich in den Dörfern die Neuigkeit, dass es möglicherweise bald eine neue Kopfsteuer geben würde.
In einer Welt, in der das Überleben einer Familie davon abhing, ob sie sich einen weiteren Sack Getreide leisten konnte, um damit über die Wintermonate zu kommen, reichte schon das Gerücht über eine neue Steuer – und noch dazu eine Steuer, mit deren Hilfe ein Krieg in einem anderen Land geführt werden sollte! –, um die Unzufriedenheit der Bauern in offenen Aufruhr umschlagen zu lassen.
Als das Eis auf den Feldwegen und Straßen langsam taute, machten sich Wycliffes Lollarden und Wat Tylers Aufständische erneut auf den Weg, um den Acker der Verbitterung weiter zu bestellen. Die englischen Landarbeiter hatten seit Generationen gelitten, ohne sich zu beklagen; sie hatten sich ihren Herren untergeordnet und ihre Zehnten an die Kirche bezahlt.
Jetzt hörten sie den überzeugenden Worten der Männer zu, die ihre Dörfer besuchten, und es war ihnen mit einem Mal klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Sie hätten schon vor Jahren aufbegehren sollen.
Wie die Adligen darauf hofften, dass das Parlament sich um ihre Beschwerden kümmerte, so vertraute das Volk auf seine Hacken und wartete darauf, dass es wärmer wurde.
Niemand war nach Aufstand zumute, solange die größte Kälte herrschte.
Kapitel Sechs
Montag nach dem Dreikönigstag
Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
(9. Januar 1380)
Ordensgeneral Richard Thorseby blickte auf seine mit Binden umwickelten Füße hinab und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob seine Entscheidung, gen
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