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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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murmelte ein paar Worte zur Antwort, und der Prior beugte sich daraufhin zu Thorseby hinüber. »Er sagt, sein Name sei Fermond und er habe sein ganzes Leben lang in Karlsberg gelebt.«
    Thorseby knurrte. »Was weiß er über Neville?«
    Guillaume wandte sich wieder an Fermond, übermittelte ihm Thorsebys Frage und übersetzte die Antworten des Koches für den Ordensgeneral.
    Kurz darauf beugte sich Thorseby mit funkelnden Augen vor. Fermond hatte in der Küche gearbeitet, als Thomas Neville mit einem Franzosen namens Etienne Marcel in der Taverne zu Abend gegessen hatte. Die Unterhaltung zwischen den beiden war in höchstem Maße verdächtig gewesen. Thomas Neville hatte den Anführer der Pariser Revolte, Etienne Marcel, gekannt? Marcel hatte Neville Geld und einen Ring als Zeichen seiner Wertschätzung gegeben?
    Während Guillaume die Unterhaltung übersetzte, die sich zwischen Marcel und Neville zugetragen hatte, lehnte sich Thorseby schließlich zufrieden zurück. Was immer der andere Zeuge zu berichten hatte, er hatte bereits genug in Erfahrung gebracht, um Richard davon überzeugen zu können, Neville wegen des Verdachts auf Hochverrat festnehmen zu lassen. Dass Marcel Neville Geld und einen Ring gegeben hatte und wichtiger noch, dass Neville beides angenommen hatte, deutete darauf hin, dass zwischen ihnen eine Vereinbarung bestand. Doch was für eine Vereinbarung? Einen Aufstand in Frankreich anzuzetteln, so viel war klar. Sollte Thomas vielleicht dasselbe in England tun? Kein König würde den Komplizen eines gefährlichen Rebellen in seinem Reich dulden.
    Ach, Neville, dachte Thorseby, als der Koch schließlich wieder hinausgeführt wurde, allein die Aussage dieses Mannes reicht aus, um Euch wegen Verrats hinrichten zu lassen. Was wird wohl erst mein nächster Zeuge, der deutsche Söldner, über Euch zu berichten haben?
    Der deutsche Söldner, ein ungeschlachter, grober Geselle, der offensichtlich nicht viel für Dominikaner übrig hatte – Thorseby bemerkte, dass er während seines Berichts mehrmals nach seinem Dolch tastete –, konnte Thomas Neville anscheinend ebenso wenig leiden. Seine Worte waren unverblümt und allzu deutlich.
    »Ich bin mit dem englischen Mönch von Florenz nach Nürnberg gereist«, übersetzte Guillaume die Worte des Söldners, »und während dieser Zeit ist mir klar geworden, dass der Mönch gar kein Mann Gottes war, sondern ein Dämon in Menschengestalt.«
    Thorseby riss die Augen auf, und seine Hände ballten sich zu Fäusten.
    »Wir sind über den Brenner gereist«, fuhr der Söldner fort, »und haben auch die Nacht auf diesem gefährlichen Pass verbracht.«
    »Ja? Weiter!«, drängte Thorseby, und der Söldner brauchte keine Übersetzung, um zu wissen, dass der Ordensgeneral gebannt an seinen Lippen hing.
    »Während dieser Nacht bin ich aufgewacht«, sagte der Deutsche, »und habe etwas Schreckliches gesehen. Bruder Thomas lag etwas abseits von mir in eine Decke gehüllt am Boden, aber ich konnte trotzdem nur zu gut erkennen, was für eine Kreatur ihn in jener Nacht besuchte.«
    »Ja? Was war es denn?«
    Der Deutsche grinste und beugte sich leicht vor. »Ein Dämon, ihr Herren. Furchtbar anzusehen, mit Hörnern und bösartigen, silbrig glänzenden Augen, hockte er bei dem englischen Mönch und unterhielt sich mit ihm. Ich brauchte nicht näher heranzugehen, um zu begreifen, was für scheußliche Vertraulichkeiten sie da austauschen… wenn Ihr versteht, was ich meine…«
    Thorsebys Mund stand offen, und einen Moment lang vergaß er sogar zu atmen.
    Der Deutsche grinste noch breiter. »Möchtet ihr noch mehr Einzelheiten hören, ihr Herren?«
    Thorseby nickte rasch, und alle Beschwerlichkeiten seiner Reise nach Nürnberg waren vergessen, während der erfindungsreiche Deutsche mit seiner Geschichte Nevilles Untergang besiegelte.

Kapitel Sieben
     
    Am Fest des heiligen Hilarius
    Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
    (Freitag, 13. Januar 1380)
     
     
     
    König Johann von Frankreich hob seinen in Samt gehüllten Arm und versuchte, sich den Rotwein vom Mund zu wischen. Beim ersten Mal verfehlte er jedoch seine Lippen und stieß mit der Hand stattdessen gegen Nase und Stirn. Der betagte Monarch kicherte und gackerte. Er unternahm einen weiteren Versuch, der schließlich von Erfolg gekrönt war, und seufzte erleichtert.
    Als er den vor Anstrengung zitternden Arm wieder auf die Stuhllehne legte, sahen seine beiden Gefährten, dass der himmelblaue Stoff des Ärmels fleckig

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